Trauerfeier für Augustiner-Chef:München nimmt Abschied von Jannik Inselkammer

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Requiem für den verstorbenen Jannik Inselkammer in St. Michael (Foto: Florian Peljak)

"Die Familie hat ihren Mittelpunkt verloren, die Firma einen Chef, wir alle eine Persönlichkeit": 1500 Münchner verabschieden sich in einem Trauergottesdienst von Augustiner-Chef Jannik Inselkammer. Für die Beisetzung wünscht sich die Familie weniger Trubel.

Von Thomas Soyer

Eine Augustiner-Bierkutsche mit vier schwarzen Kaltblütern wartet an diesem Samstagmittag vor der Jesuitenkirche St. Michael in der Münchner Innenstadt. Drinnen wohnen gut 1500 Menschen dem Trauergottesdienst für Jannik Inselkammer bei. Der Geschäftsführer und Mitinhaber der Augustiner-Brauerei wurde am vergangenen Montag beim Helikopter-Skifahren in der kanadischen Provinz British Columbia das Opfer einer Eislawine.

Der Tod des 45-Jährigen löste Trauer und Entsetzen aus - selbst die beiden Münchner Oberbürgermeister-Kandidaten Josef Schmid (CSU) und Dieter Reiter (SPD) lassen ihre Termine für diesen Samstag, einen Tag vor der Stichwahl, platzen und reihen sich ein in die Trauergemeinde. Wiesnwirte, Gastronomen und Münchner Brauereidirektoren sind ebenso vertreten wie Augustiner-Mitarbeiter, Abgeordnete, Stadträte, Münchner Geschäftsleute und Weggefährten Inselkammers aus seiner Zeit am Nymphenburger Gymnasium. Sie alle lauschen dem eineinhalbstündigen Requiem.

Inselkammer, der auch als Immobilienunternehmer erfolgreich war, sei trotz des Erfolgs wirklich jener sympathische Mensch gewesen, als den ihn unisono nun die Nachrufe beschreiben, sagen zwei frühere Mitschülerinnen.

Beisetzung Inselkammers "in aller Stille"

Musikalisch feinfühlig gestalten den Gottesdienst das Collegium Monacense und das Orchester St. Michael unter der Leitung von Frank Höndgen sowie Johanna Soller an der Sandtner-Orgel. Domdekan Prälat Lorenz Wolf, der Inselkammer persönlich gut kannte, wendet sich an Inselkammers Witwe Simone und die kleine Tochter Antonia: "Ich stehe auf schwankendem Boden - was soll ich Ihnen sagen, liebe Frau Inselkammer? Wenn so etwas passiert, dann gehen uns die Worte aus, dann überfällt uns der Schmerz."

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Eingebettet in das Requiem ist neben der Bergpredigt aus dem Matthäus-Evangelium auch eine persönliche Reverenz des Domdekans an den verstorbenen "dynamischen Unternehmer und geschätzten Freund", den er "Tschannik" nennt: "Die Familie hat ihren Mittelpunkt verloren, die Firma einen Chef, wir alle eine Persönlichkeit."

Am Ende gibt Wolf im Namen der Familie bekannt, dass die Trauergemeinde zum Mittagessen in die Augustiner-Gaststätte in der Neuhauser Straße eingeladen ist. In Anbetracht der "schwierigen Situation" bittet er um Verständnis, dass die Familie dort nicht zugegen sei und sich zurückziehe. Auch die Beisetzung Jannik Inselkammers werde "in aller Stille" erfolgen. Die Familie bitte, diesen Wunsch zu respektieren.

Noch bevor die Trauernden aus St. Michael hinausströmen, hat sich Pferdebesitzer Baptist Falter mit seinen Kaltblütern wieder auf den Heimweg nach Regen im Bayrischen Wald gemacht. Zum Abschied zieht er seinen Hut und sagt leise: "Da waar ma gern dahoam blieb'n, heut."

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