Toiletten-Problem an der Isar:Alles im Fluss

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Die Zahl der mobilen Toiletten an der Isar, hier zwischen Flaucher und Tierpark, müsste deutlich aufgstockt werden. (Foto: N/A)

Zu wenige Toiletten für viel zu viel Menschen: Der Bauausschuss sucht nach einer Lösung dafür, wie sich der gewaltige Ansturm von Badegästen und Feiernden auf die mobilen Klohäuschen an der Isar künftig bewältigen lässt - und das ausgerechnet am Welt-Toilettentag.

Von Jakob Wetzel

Weite Wege, lange Schlangen, verdreckte Häuschen. Was Isarbesucher seit Jahren kritisieren, bestätigt nun eine Untersuchung des städtischen Baureferats: Am Fluss gibt es zu wenige öffentliche Toiletten. Doch das soll sich ändern. An diesem Dienstag, dem Welt-Toilettentag, berät der Bauausschuss darüber, wie die Stadt den Bedürfnissen ihrer Bürger am Fluss besser gerecht werden kann.

Im Gespräch sind weitere Toilettenhäuschen, große Container mit Reinigungspersonal sowie festinstallierte Anlagen - und angedacht ist auch, Zuschüsse an Gaststätten zu bezahlen, die dafür ihre Gästetoiletten für Besucher der Isar öffnen.

Denn der Bedarf am Fluss ist enorm: Seit der Renaturierung ist die innerstädtische Isar ein attraktives Erholungsgebiet geworden, alleine am Flaucher und in den angrenzenden Uferflächen baden, feiern und grillen an warmen Sommerabenden bis zu 30.000 Menschen. Um sich zu erleichtern, stehen diesen zwischen Maximiliansbrücke und Großhesseloher Brücke derzeit lediglich 25 mobile Toilettenkabinen ganzjährig zur Verfügung. Von Mai bis September, während der Floßsaison, werden drei weitere Häuschen an der Floßlände aufgestellt.

Der Bedarf wird steigen

Doch auch damit ist der Bedarf noch nicht gedeckt, ergab die Analyse des Baureferats: Vor allem an den Sommerwochenenden seien weitere Anlagen erforderlich. Und der Bedarf wird steigen: Die Isar soll weiter ausgebaut werden, erst in der vergangenen Woche wurden neue Vorschläge diskutiert: Sie reichen von einer durchgehenden Promenade mit Aussichtsbalkonen und Sitzterrassen über neue Gastronomie bis zu einem dauerhaft eingerichteten Kulturstrand. Entsprechend mehr Toiletten werden benötigt.

Besonders groß ist die Not der Untersuchung zufolge bereits jetzt im Umkreis der beiden Stationen der Wasserwacht am Flaucher und an der Marienklause. Um sie zu lindern, hat das Baureferat hier im Mai 2013, noch während der Erhebung, jeweils zwei Toilettenhäuschen aufstellen lassen. Bei gutem Wetter würden diese Orte am stärksten besucht, und auch die Wasserwacht wünsche sich dort mehr öffentliche Toiletten, schreibt das Amt.

Bislang würden regelmäßig Badegäste die Helfer darum bitten, die Toiletten in den Wachstationen benutzen zu dürfen. Das aber sei nicht möglich: Weil in den Gebäuden auch Verletzte oder Kranke behandelt werden müssen, sind die Toiletten den Mitgliedern der Wasserwacht vorbehalten. Badegäste müssen ihre Notdurft anderswo verrichten.

Ein einsames Toilettenhäuschen zwischen Flaucher und Brudermühlbrücke. (Foto: N/A)

Mobile und fest installierte Anlagen

Stimmen die Stadträte zu, soll nun unter anderem geprüft werden, ob am Flaucher und an der Marienklause nicht nur mobile Häuschen aufgestellt, sondern auch fest installierte Toilettenanlagen mit ständig anwesendem Reinigungspersonal errichtet werden können.

Entscheidend ist dabei nicht zuletzt die Wahl der genauen Standorte: Innerhalb des Hochwasserbettes der Isar nämlich seien feste Anlagen in der Regel nicht möglich, schreibt das Baureferat. Diese würden sonst bei Hochwasser den Abfluss des Wassers stören oder gar fortgerissen werden. Die bislang aufgestellten mobilen Häuschen lassen sich binnen weniger Stunden aus dem Hochwassergebiet entfernen.

Damit Isarbesucher künftig weniger lange nach freien Toilettenhäuschen suchen müssen, möchte das Baureferat zudem alle aufgestellten Kabinen in einen Kartendienst aufnehmen. Übersichtskarten mit eingezeichneten Toiletten sind bis dahin bereits über die Internetseite "Grillen in der Stadt" auf der Homepage der Stadt München abrufbar.

Zuschüsse für Gaststätten

Daneben richtet die Stadt den Blick auch auf Kioske und Gaststätten am Isarufer. Fünf davon gehören ohnehin der Stadt, sind aber vermietet, ihre Toiletten sind Gästen und Mitarbeitern vorbehalten. Bei Neuvermietungen will die Stadt nun darauf bestehen, dass auch andere hier auf Toilette gehen dürfen. Zwei weiteren Gaststätten möchte die Stadt Geld anbieten, wenn sie im Gegenzug ihre Toiletten öffnen. Dabei rechnet sie mit Zuschüssen in Höhe von jährlich 1000 Euro pro Gaststätte.

Hoffnungen, auch Toiletten von Behörden, Kirchen und Einrichtungen wie dem Deutschen Museum oder dem Müllerschen Volksbad öffentlich zugänglich machen zu können, haben sich indes zerschlagen: Im Bad etwa gebe es vor dem Drehkreuz nur eine kleine Personaltoilette, teilten die Stadtwerke mit. Und das Café im Haus sei verpachtet und werde bereits stark von fremden Toilettenbenutzern heimgesucht. Mit einer Gebühr in Höhe von 50 Cent versuche der Pächter, dem "Ansturm" Herr zu werden.

© SZ vom 19.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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