Promenade am Fluss:Neue Wege an der Isar

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Schon lange wird darüber diskutiert, mehr städtisches Leben an der Isar zu ermöglichen. (Foto: Robert Haas)

Aussichtsbalkone, Terrassen, Gastronomie und Straßensperrungen: Endlich gibt es ein Konzept, um die Flusslandschaft in München attraktiver zu machen. Einige Ideen für die Isar könnten allerdings zu heftigem Streit führen.

Von Alfred Dürr

Der Weg ist mühsam, und es geht nur Schritt für Schritt voran. Wie kann man die an einigen Stellen noch wenig einladende Isar-Landschaft in der Stadt zu einem attraktiven Erholungsgebiet formen? Über Antworten auf diese Frage wird seit Jahren diskutiert - bislang allerdings ohne konkrete Ergebnisse. Immerhin liegt jetzt ein Katalog von Vorschlägen für gestalterische Verbesserungen an den Ufern und auf den Inseln vor. Die Ideen für neue Promenaden und Wege, für Gastronomie und Aussichtspunkte sind die Grundlage für die weiteren Planungen.

Vertreter aus der Politik, von Institutionen und Initiativen sowie aus der Verwaltung hatten sich im vergangenen Sommer Gedanken zu einem Isar-Konzept gemacht. Die Vorschläge haben die vom städtischen Planungsreferat beauftragten Büros Mahl-Gebhard-Konzepte und Yellow Z (Hamburg und Zürich) zu einem Handlungspaket geschnürt. Anfang kommenden Jahres soll ein Workshop diese Vorschläge vertiefen. Unterdessen starten die Grünen im Rathaus eine weitere Initiative zur "Rekultivierung" der Flussufer. Sie stellen eine Reihe von Anträgen zur "Erschließung und Öffnung" der Isar, die sie an diesem Dienstag präsentieren wollen.

Im Mittelpunkt der Vorschlagsliste steht die Forderung nach einer durchgängigen Promenade entlang der Isar. Die Wittelsbacher-, Erhardt- oder Steinsdorfstraße sind bislang viel befahrene Verkehrsachsen. Dort - und besonders im Umfeld der Kirchen Sankt Maximilian und Sankt Lukas - soll es für Fußgänger und Radfahrer angenehmer werden. Zum Konzept zählen "Aussichtsbalkone" oder "Sitzterrassen" mit Blick auf die Flusslandschaft, die zum Verweilen einladen.

Geprüft werden soll zum Beispiel auch, ob man die Dachterrassen der umliegenden Gebäude an der Isar (Deutsches Museum, die Patentämter oder die Versicherungskammer) für das Publikum öffnen kann. Eine weitere Idee ist, den Busparkplatz am Patentamt zu verlagern. So könne man die durch den Verkehrsausbau verloren gegangenen Freiräume am Fluss für Grün und die mögliche Promenade zurückgewinnen. Auch teilweise Straßensperrungen - vor allem im Bereich zwischen Corneliusbrücke und Ludwigsbrücke - will man in Betracht ziehen.

Ein großes Kapitel ist der besseren Erschließung der Inseln im Fluss gewidmet. Hier geht es vor allem um eine Aufwertung der Anlage am Vater-Rhein-Brunnen bei der Ludwigsbrücke. Vorstellen könnten sich Teilnehmer des Workshops, dass hier Veranstaltungen stattfinden. Speziell geht es um einen "dauerhaften Kulturstrand mit Gastronomie".

Kulturstrand als Streitthema

Doch dieses Thema birgt wohl am meisten Zündstoff. 2012 fand ein solcher Kulturstrand am Vater-Rhein-Brunnen statt. Die Diskussion darüber ist ausgesprochen kontrovers: Die einen finden den Ort als am besten für einen Strand geeignet, die anderen lehnen den Brunnen wegen zu großer Zerstörungen und zu viel Lärm kategorisch ab. Ähnlich umstritten dürften Vorschläge sein, die einen Kulturstrand am Müllerschen Volksbad fordern - oder den Umbau der Ludwigsbrücke zu einem verkehrsberuhigten Bereich.

Auch an temporären Straßensperrungen spalten sich die Geister. Lokalpolitiker kritisieren sie heftig. Die bisherigen Erfahrungen zeigten nur geringes Interesse der Bürger, und die Verkehrsprobleme seien nicht gelöst. Weniger konfliktträchtig sind Forderungen nach der Öffnung des Turms und der Dachflächen am Deutschen Museum.

Gastronomie und öffentliche Toiletten

Wer an der Isar spazieren geht, soll künftig auch ein besseres Gastronomieangebot genießen können. Am Wehrsteg zwischen der Ludwigsbrücke und der Mariannenbrücke kann man sich einen Kiosk mit Getränken und Snacks vorstellen. Auch auf der Praterinsel und der Museumsinsel sollen sich Gastronomiebetriebe ansiedeln. In Kombination mit diesen neuen Lokalitäten will man auch Standorte für öffentliche Toiletten finden.

Ganz allgemein, so heißt es in der Vorschlagsliste, solle die innerstädtische Isar mit abgestimmten und wiedererkennbaren Elementen durchgängig gestaltet werden. Berücksichtigt werden müsse bei den Planungen immer der Hochwasser- und der Naturschutz sowie der Denkmalschutz. So steht beispielsweise der geplante Klenzesteg, der die Au mit der Isarvorstadt verbinden soll, im Kontrast mit den denkmalgeschützten Brücken in der Nähe. Ob dieser Steg, für den nun Entwürfe vorliegen, überhaupt gebaut wird, entscheidet der Stadtrat.

Seit Mitte 2009 ist die Rekultivierung der Isar ein Thema, das die Grünen damals ins Rollen gebracht hatten. Bisher bewegte sich die Debatte aber noch eher im allgemeinen Bereich. Mit der Vorschlagsliste und dem Antragspaket der Grünen soll nun zusätzlicher Schwung in die Angelegenheit gebracht und die Verwaltung zum Handeln aufgefordert werden.

© SZ vom 12.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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