Theater:Richard, der Rockstar

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Götz Otto als Richard III. in einer Inszenierung des Münchner Hofspielhauses. (Foto: Chris Hirschhaeuser)

Als James-Bond-Gegenspieler wurde Götz Otto vor zwei Jahrzehnten international bekannt. Seitdem lassen ihn die Fieslingsrollen nicht mehr los. Jetzt hat er in der Hofspielhaus-Produktion als Shakespeares "Richard III." Premiere.

Von Barbara Hordych

Als platinblonder Bond-Bösewicht setzte Götz Otto in "Der Morgen stirbt nie" vor mehr als 20 Jahren 007 Pierce Brosnan zu. Als Stamper tötete er mit stoischer Emotionslosigkeit und der Präzision eines Uhrwerks. Beim Vorsprechen gab man ihm genau 20 Sekunden Zeit, um die Produzentin zu überzeugen, dass er perfekt für die Rolle sei. Er entschied die Angelegenheit für sich mit denschlichten Worten "Ich bin groß, ich bin böse, und ich bin Deutscher! Fünf Sekunden - behalten Sie den Rest".

Von diesem Samstag an wird er in der Hofspielhaus-Eigenproduktion "Richard III." erneut als Übeltäter sein Unwesen treiben. Mit der Titelrolle schuf William Shakespeare einen Bösewicht par excellence, einen zeitlosen Archetyp und eine Projektionsfläche für das Machtstreben und die Skrupellosigkeit in der Politik, aber auch die Verletzlichkeit des Egos.

Als Richard beweist Otto zwar überraschende musikalische Talente, singt Shakespeare im O-Ton zur Gitarre; ungeachtet dieser musischen Einlagen wird er aber Menschen abschlachten - daran führt auch in der auf drei Darsteller konzentrierten und "verrockten" Fassung von Autor und Regisseur Sascha Fersch kein Weg vorbei. Wie fühlt er sich als ewiger Böser? "Na ja, ich habe auch immer mal wieder in Komödien gespielt", erzählt Götz Otto bei einem Probenbesuch im Hofspielhaus. "Aber es stimmt schon: Die negativen Figuren sind in der Überzahl."

Woran das liegen könnte? "Da ist sicher meine Statur ausschlaggebend", sagt Otto. Allein schon wegen seiner Größe von 1,98 Meter sei es schwierig, ihn etwa als unauffälligen Nachbarn zu besetzen. Wie nähert man sich einer Fieslingsrolle? Es sei wichtig, sich bewusst zu machen, dass der Betreffende sich selbst oft gar nicht als "böse" empfinde, sagt Otto. Figuren wie Richard III. wüssten natürlich, dass sie andere Menschen töten. "Aber sie haben ihren eigenen Wertekanon entwickelt, finden sich und das was sie tun, geil".

Seit er die Rolle vor Jahrzehnten für seine Bewerbung an der Otto-Falckenberg-Schule probte, wo er dann später auch studierte, wünschte er sich, sie auch auf der Bühne zu spielen, verrät Otto. Jetzt ist es endlich soweit: Vorhang auf für Richard, den Rockstar.

Richard III. , Sa., 18. und So., 19. Sep., 20 Uhr, Hofspielhaus Open Air in der Alten Münze, Hofgraben 4, Telefon 24209333 (bei Regen in den Arcarden)

© SZ vom 16.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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