Thalkirchen:Ohne Steigbügel

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Der Cowboy-Club München scheitert im Bezirksausschuss mit seinem Antrag auf Zuschuss für den Tag der offenen Tür

Von Jürgen Wolfram, Thalkirchen

So sicher wie rauchende Colts im Kino-Western sind alle Jahre wieder heftige Kontroversen im Bezirksausschuss (BA), wenn es um die finanzielle Förderung des Cowboy-Clubs München geht. Unverdrossen beantragt der 1913 gegründete Verein trotz schwankender Erfolgsaussichten regelmäßig Zuschüsse für sein Wochenende der offenen Tür, das in diesem Jahr am 15. und 16. Juli stattfinden wird. Begründet wird der Geldbedarf mit der Notwendigkeit, auf dem Vereinsgelände in Thalkirchen mobile Gästetoiletten und eine Geschirrspülmaschine bereitzustellen.

Stets auf seiner Seite hat der Cowboy-Club dabei die SPD-Fraktion im Stadtteilgremium. Aber die verfügt allein über keine Mehrheit. So kam es, dass aus dem Wunsch nach 1300 Euro Zuschuss nichts wurde; nicht mal ein Kompromissangebot in Höhe von 825 Euro ging durch. Kein gutes Ende für Old Shatterhands Erben.

Dabei haben die Sozialdemokraten alles versucht, die anderen Fraktionen im Sinne des Cowboy-Clubs umzustimmen. Die stellvertretende BA-Vorsitzende Micky Wenngatz zeigte kein Verständnis dafür, "dass ausgerechnet Gelder für notwendige Toilette gestrichen werden sollen" - und das bei der zu erwartenden Zahl der Gäste auf dem "Sommerfest mit Wildwest-Flair". Jürgen Gerhards (SPD) bekam in Anbetracht der Widerstände gar "die Krise", denn: Was für einen Stadtteil gut und wünschenswert sei, das müsse man selbstverständlich mitfinanzieren. Monika Reim (SPD) erinnerte daran, dass der Cowboy Club letztlich städtische Auflagen erfülle.

Wenn das Ritual der Auseinandersetzung um die Cowboy-Club-Förderung in diesem Jahr noch leidenschaftlicher als sonst ausgetragen wurde, so lag das auch an Andrea Barth (SPD). Die neue Unterausschuss-Vorsitzende für kulturelle Angelegenheiten fördert Argumente zugunsten des Clubs zutage wie ein erfolgreicher Goldgräber Nuggets. Die Wildwest-Freunde stehen für Tradition und kulturelle Vielfalt, sagte Barth, ihr Verein sei "ein Kleinod, eine wirkliche Attraktion", auf die man stolz sein könne. Schließlich brachte Barth noch den Gründer ins Spiel, den Vater des bekannten Münchner Kolumnisten Sigi Sommer. Das fanden dann jedoch selbst einige ihrer Parteifreunde leicht übertrieben.

Auf der anderen Seite rechnete Juri Wostal (Grüne) nüchtern vor, dass der Cowboy-Club bei den Tagen der offenen Tür reichlich Geld einnehmen werde und überdies "horrende Preise" berechne, wenn man seine Einrichtungen bucht. Und die Grünen-Fraktionssprecherin Henriette Holtz befand, der BA sollte sich auf "Dauerförderungen" generell nicht einlassen. Für Rudolf Zirngibl (CSU) wiederum hat die Debatte gezeigt, dass der BA Zuschussanträge insgesamt kritischer prüfen sollte.

Es wird den Cowboys von der Isar nur ein schwacher Trost sein, aber dem Veteranen- und Soldatenverein München-Forstenried erging es bei der jüngsten BA-Sitzung nicht besser; diese Gemeinschaft hatte einen Zuschuss von 1000 Euro für sein 145. Gründungsfest erbeten. In diesem Fall machte vor allem die SPD, der schon der Vereinsname widerstrebt, Front gegen die Zuwendung. 145 Jahre, das sei außerdem kein rundes Jubiläum wie sonst üblich, monierte Michael Kollatz (SPD). Die Zuschuss-Ablehnung vermochte auch der BA-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU) nicht mehr zu verhindern. Er hatte auf die willkommenen Beiträge der Veteranen zu Gedenkfeiern wie am Volkstrauertag hingewiesen.

© SZ vom 20.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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