Thalkirchen:Noch nicht eingelocht

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Der Münchener Golf Club dringt auf eine Verlängerung des im Jahr 2024 auslaufenden Erbbaurechtsvertrags mit der Stadt - nur dann will der Vorstand anstehende Investitionen ins Thalkirchner Areal auch tätigen

Von Jürgen Wolfram, Thalkirchen

Wieder ein Grund zu feiern: Die Mitglieder Anni Eisenhut und Felix Krammer haben sich in der oberen Hälfte der Top 30 unter den deutschen Amateurgolfern etabliert. Fast noch wichtiger als sportlich zu punkten, wäre dem Münchener Golf Club (MGC) gegenwärtig ein Verhandlungserfolg. Dabei geht es um die Verlängerung des Erbbaurechtsvertrags mit der Stadt München für den Golfplatz Thalkirchen über das Jahr 2024 hinaus. Einen Kontrakt mit einer Laufzeit von mindestens 25 Jahren noch in diesem Jahr unter Dach und Fach zu bringen oder dafür wenigstens eine feste Zusage aus dem Rathaus zu erhalten, erscheint dem MGC eminent wichtig. Denn es stehen Investitionen an, die sich auf mehr als 300 000 Euro belaufen. In der Winterpause sollen vor allem der Parkplatz, derzeit eine überschwemmungsgefährdete Schlagloch-Piste, saniert und das architektonisch kostbare Vereinsheim aus den Fünfzigerjahren modernisiert werden. "Solch hohe Summen bewegen wir natürlich nur, wenn wir langfristig Planungssicherheit haben, da stehen wir bei den Mitgliedern im Wort", sagt Vorstandsmitglied Christoph Neumann.

Die parkähnliche, sportlich anspruchsvolle Neun-Loch-Anlage des MGC in Thalkirchen als echte Münchner Spezialität zu bezeichnen, wäre kaum übertrieben. Welche andere Millionenstadt beherbergt auf ihrem Territorium schon einen Golfplatz, der noch dazu bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist? Zudem zählt der 1910 gegründete Club, der seit 68 Jahren in Thalkirchen daheim ist und einen weiteren Platz in der Gemeinde Straßlach-Dingharting betreibt, zu den ältesten Münchner Vereinen überhaupt. Einen Namen gemacht hat sich der MGC mit seinen insgesamt 2406 Mitgliedern aber nicht nur wegen seiner geografischen Besonderheit, sondern ebenso durch seine intensive Jugendarbeit sowie durch Benefizturniere. Mit Schulgolf und Ferienaktionen versuche man dem "falschen Image des elitären Hobbys für reiche Alte" entgegenzuwirken, erläutert Daniel Hahn, der die Anlage an der Zentralländstraße leitend betreut. Beim MGC spielen 385 Kinder und Jugendliche, die dem Jahrgang 2000 angehören oder jünger sind; 105 von ihnen sind regelmäßig in Thalkirchen aktiv.

Den Stadtrat gilt es noch von weiteren Qualitäten zu überzeugen. Wie bei diversen Diskussionen deutlich geworden ist, wünschen die Rathaus-Parteien vor Abschluss eines neuen Erbbaurechtsvertrags über Bekenntnisse zum Jugend- und Breitensport hinaus Garantien für den Naturschutz und die öffentliche Zugänglichkeit der Freifläche. Alles Voraussetzungen, die der MGC unterschreiben würde, beteuert Christoph Neumann. Der Club könnte sogar eine Klausel akzeptieren, die der Stadt Sondernutzungen gestattet, sofern dies aus städtebaulichen Gründen unvermeidlich werden sollte. Und am "kompakten, flächenschonenden Platzdesign" mit Bahnen zwischen Baumreihen halte man fest, verspricht er. Das gelte ebenso für den Verzicht auf eine durchgängige Umzäunung.

Noch vor einem Jahr herrschte Skepsis in Teilen des Stadtrats. So wurde im Oktober 2017 einem Antrag der SPD-Fraktion nicht entsprochen, den Erbbaurechtsvertrag um 25 Jahre zu verlängern. Kürzlich haben die SPD-Stadtratsmitglieder Verena Dietl, Kathrin Abele, Christian Müller, Cumali Naz, Julia Schönfelder-Knor und Birgit Volk einen neuerlichen Anlauf unternommen, im Sinne des Münchener Golf Clubs eine Entscheidung herbeizuführen. Alle offenen Fragen, vom Baumschutz bis zur Biotoppflege, von den sportlichen Belangen bis zur Freihaltung des Geländes für die Allgemeinheit, seien bei einem Ortstermin geklärt worden, heißt es zur Begründung. In Thalkirchen vorbeigeschaut haben auch die Vertreter anderer Parteien. Die MGC-Führung hofft, alle von der Einzigartigkeit und Erhaltenswürdigkeit des Golfplatzes überzeugt zu haben.

Die Golfanlage Thalkirchen. (Foto: Alfred Särchinger, Münchener Golf Club)

Tatsächlich ist der MGC mehr als ein Sportverein. In seinem Clubhaus finden Konzerte und Lesungen statt, man spielt Bridge und Schafkopf, im Winter stehen Eisstockschießen und Skilanglauf auf dem Programm. Vieles davon ist öffentlich zugänglich, ebenso wie das Clublokal mit seiner einladenden Terrasse. Legendär sind spezielle Turniere, wie sie die Vizepräsidentin Claudia Bachmair-Vogl organisiert. Solche Veranstaltungen heißen "Claudias Bayern gegen die weite Welt" oder "Marathon"; im letzten Fall währt die anstrengende Gaudi bis zu zwölf Stunden. In den vergangenen Jahren haben sich ferner Tage der offenen Tür mit Schnupperkursen und Naturexkursionen als echte Zugnummern erwiesen. Liegt der Golfplatz doch inmitten eines Landschaftsschutz-Biotop-Gebiets mit einem seltenen Hangmoor.

"Wir passen uns der Natur an und nicht umgekehrt", versichert Christoph Neumann. Die Greenkeeper verzichteten auf problematische Pflanzenschutzmittel, bei der Rasenpflege kämen Elektromäher zum Einsatz, unter Schuhsohlen seien keine Spikes mehr erlaubt. "Zertifizierter Goldstandard", so würde Neumann die ökologische Ausrichtung seine Clubs beschreiben, beglaubigt durch den Deutschen Golfverband und eine Gesellschaft für Qualitätssicherung. Die Anlage in Thalkirchen sei insofern mit dem nördlichen Englischen Garten vergleichbar. Neumann: "Wir fördern Bienen und andere Insekten, machen sogar unseren eigenen Honig. Igel, Füchse, Hasen, Eichhörnchen, Spechte, Schwalben - alles vertraute Gäste auf dem Gelände."

Vereinsheim und Parkplatz müssen saniert werden. (Foto: Alfred Särchinger/oh)

Für den Golfsport wirbt der MGC unermüdlich. Die Kosten seien längst nicht mehr so hoch wie einst, betonen Neumann und Clubmanager Alexander Sälzler. Mit etwa 2500 Euro Jahresbeitrag "für ganzjähriges Golfen" und Ausrüstungen ab 1500 Euro komme man letztlich günstiger weg als beim Skifahren - so zumindest die Ansicht der Golfer. Weil der Platzunterhalt eine Stange Geld koste, ließen sich die Mitgliedsbeiträge jedoch nicht weiter absenken. Längst erwiesen sei die gesundheitsfördernde Wirkung der Sportart. Dafür stehe nicht zuletzt ein 88-jähriger Turnierspieler aus den eigenen Reihen.

Als der MGC 2010 sein Hundertjähriges feierte, hat er eine Chronik herausgegeben. Eines der Vorworte stammt von Altoberbürgermeister Christian Ude. "Dass unsere Stadt in dieser Sportart heute so glänzend dasteht, ist zweifellos auch das Verdienst des Münchener Golf Clubs. Ganz besonders anzuerkennen sind die ausgezeichnete Nachwuchsarbeit und das breitensportliche Engagement des Clubs", schreibt er. Aus Sicht der Vereinsspitze wäre das wohl eine Leseempfehlung an den amtierenden Stadtrat.

© SZ vom 03.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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