Thalkirchen:Globale Würdigung für altes Handwerk

Lesezeit: 1 min

Ein Münchner Verein gehört zu den treibenden Kräften, die die Flößerei auf die Weltkulturerbe-Liste setzen wollen

Von Jürgen Wolfram, Thalkirchen

Eine multinationale Arbeitsgruppe bemüht sich darum, die Flößerei in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufzunehmen. Neben der Deutschen Flößerei-Vereinigung Bremerhaven eine der treibenden Kräfte: der Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen. Kürzlich hat er eine internationale Zustimmungserklärung unterschrieben, um mitzuhelfen, das jahrhundertealte Handwerk global zu würdigen. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) unterstützt die Bewerbung.

"Für die Kultur der Isarstadt München und ihre Verbindungen in die umliegenden Regionen und weit darüber hinaus war das Handwerk der Flößerei jahrhundertelang ein prägender Faktor", erklärte Reiter. Zugleich dankte er dem Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen dafür, die Erinnerung an das "grundlegende Erbe der Stadt München" mit Ausstellungen, Rundgängen, Exkursionen und Lesungen wachzuhalten.

Auch Clemens Baumgärtner (CSU), Referent für Arbeit und Wirtschaft der Stadt, steht hinter den Bemühungen des Flößereivereins. "Heutzutage sind Floßfahrten auf der Isar ein sommerliches Vergnügen in der Freizeitgestaltung und nicht nur in touristischer Hinsicht ein Identitätsmerkmal der bayerischen Landeshauptstadt", schrieb Baumgärtner den Thalkirchnern.

Der Vereinsvorsitzende Klaus Menk kündigte an, weiterhin an die einst große Bedeutung des Flößerhandwerks zu erinnern. Ferner erneuerte er den Wunsch seines Vereins, "für das wichtige geschichtliche Thema der Flößerei ein Museum zu gründen". Ob der Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen im August wieder zu seiner traditionellen Kulturfloßfahrt (Motto: "Immer montags nach Wien...") starten kann, ist noch offen und hängt von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie ab.

Die Geschichte der Flößerei in München reicht zurück bis ins zwölfte Jahrhundert. Allein für das Wahrzeichen Münchens, die Frauenkirche, lieferten 147 Flöße aus dem Isarwinkel das Holz zum Bau des Dachstuhls. Absolute Hochkonjunktur erlebte das Handwerk im Rekordjahr 1864; damals kamen 11 145 Flöße an den Münchner Länden an. Mit dem Aufkommen der Eisenbahn- und des Lastwagenverkehrs nach der Wende zum 20. Jahrhundert verlor die Transportflößerei auf Loisach und Isar ihre Bedeutung. Sie ist sozusagen Geschichte. Doch in Vergessenheit geraten soll sie nicht. Schon gar nicht in ihren Hochburgen Wolfratshausen und Thalkirchen.

© SZ vom 20.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: