Thalkirchen:Begehrte Immobilie

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Früher war der heute verlassene Flachbau an der Fraunbergstraße 4 in Thalkirchen ein Markisenbetrieb - mit Büro- und Fertigungsgebäude. (Foto: Florian Peljak)

Der Flößer-Kulturverein möchte gerne ein Museum an der Fraunbergstraße in Thalkirchen einrichten. Doch für die Gewerbebrache gibt es schon andere Nutzungsideen: Mehrgenerationenhaus, Realschule, Kita, Seniorenheim, Ateliers

Von Jürgen Wolfram, Thalkirchen

Auf die Gewerbebrache an der Fraunbergstraße 4 in Thalkirchen haben es viele abgesehen. Geht es nach der Wohnprojektinitiative "El Caracol" entsteht auf dem seit fünf Jahren ungenutzten Gelände ein selbstverwaltetes Mehrgenerationenhaus. Lokale Künstler träumen von Ateliers. Der Bezirksausschuss hat schon laut über den Bau einer Realschule an dieser Stelle nachgedacht. Die Stadt München als Eigentümerin wiederum sieht in dem Gelände, auf dem einst ein Markisenbetrieb mit Büro und Fertigungsgebäude beheimatet war, einen Reservestandort für ein Seniorenheim und/oder eine Kindertagesstätte. Jetzt hat auch der Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen die begehrte Immobilie entdeckt. Sie eigne sich ideal für ein Flößermuseum, findet Vereinsvorsitzende Helga Lauterbach, auch wegen des großzügigen Außenbereichs, der zu Schauen geradezu einlade.

Die umtriebige Flößereiexpertin ist jetzt beim Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln mit der Bitte vorstellig geworden, ihren Verein bei den Bemühungen um ein Museum an der Fraunbergstraße zu unterstützen. Zur Not sei auch eine Zwischennutzung recht, oder ein gemeinsames Projekt mit anderen kulturellen Vereinen, sagte Lauterbach vor der Stadtteilvertretung. Bei einer Ortsbesichtigung sei ihr klar geworden, dass kaum ein Standort in Thalkirchen besser geeignet sei, diesen "besonderen Ort der Flößerei" angemessen zu würdigen. Für den 24. September kündigte Lauterbach eine Vereinsvorstandssitzung an, bei der ein detaillierte Nutzungskonzept entwickelt werden soll. Die Pläne müssten allerdings längerfristig tragen, weil es sonst schwierig wäre, Fördermittel loszueisen und Sponsoren zu finden. Der Fundes der Freunde des traditionellen Flößerhandwerks dürfte für ein Museum auf jeden Fall ausreichen; mit ihm hat der Verein schon ganze Ausstellungen bestritten.

Der 2013 gegründete Flößer-Kulturverein wird nicht müde, die historische Bedeutung Thalkirchens und seiner Zentrallände für das Transportwesen zu betonen. Städte und Gemeinden wie Wolfratshausen, Bad Tölz, Lenggries oder Plattling schlagen seit langem werbewirksam Wellen um die Flößerei. Dabei sei München noch vor hundert Jahren eindeutig der Flößerei-Haupthafen des Landes, wenn nicht Europas gewesen, von 1909 an sogar mit eigenem Isartalbahn-Anschluss. Die Stadt habe nur lange Zeit vergessen, daran zu erinnern. Das möchte die Vereinsvorsitzende und Fachbuchautorin ("Von Floßmeistern und Flößerbräuchen") unbedingt ändern. Nicht mehr nur mit Sonderschauen, Lesungen und kulturellen Floßfahrten, sondern endlich auch mit einem Museum. Das Maxwerk an der Isar war dafür mal eine Option, doch das ist Geschichte.

Der BA fragte sich, wie er den Flößereifreunden weiterhelfen könne in Anbetracht der "konkurrierenden Nutzungsideen" für das Anwesen Fraunbergstraße 4. Schließlich verständigte sich das Gremium auf eine "Willensbekundung". Danach soll die Idee, in Thalkirchen ein Flößermuseum zu errichten, prinzipiell unterstützt werden, weil es kein geeigneteres Viertel für diesen Zweck gebe. Stadträtin Manuela Olhausen (CSU) nahm den Auftrag mit, bei der Stadtverwaltung auszuloten, ob und gegebenenfalls wo sich Ausstellungsräume für den Flößer-Kulturverein finden ließen.

Ungeachtet dieser Bestrebungen hat sich auch die Initiative "El Caracol" wiederholt an die Stadtverwaltung gewandt. Sie skandalisiert nebenbei den jahrelangen Stillstand an der Fraunbergstraße in Zeiten der Wohnungsnot, mitunter auf spektakuläre Weise. Anfang November 2017 verteilten Aktivisten bei einer "Halloween-Aktion" erleuchtete Kürbisse mit eingeritzten Buchstaben auf dem Gelände. Weithin lesbarer Schriftzug: "Leerstand".

© SZ vom 07.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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