Theaterkritik:Traum- und Bettgeschichten

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Lustvoll: Schnitzlers "Traumnovelle" im Teamtheater, mit (von links) Christina Matschoss, Goran Ozanic und Maximilian Feuerbach. (Foto: Mathias mad Adam/Teamtheater)

Andreas Wiedermann inszeniert Schnitzlers "Traumnovelle" als Kammerspiel am Teamtheater - ein spielerischer Umgang mit menschlichen Abgründen.

Von Julian Gülker

Kein Wunder, dass hier alle im oder auf dem Bett landen. Ist es als Schauplatz von Arthur Schnitzlers "Traumnovelle" doch so etwas wie die allegorische Allzweckwaffe: um die feinen Abstufungen zu zeigen von Lust und Liebe, von Traum und Wirklichkeit, als Ort des Sterbens und doch Nie-wirklich-gelebt-Habens. Das alles und noch viel mehr steckt in der schmalen Erzählung, die Andreas Wiedermann im Teamtheater Tankstelle als Kammerspiel spielfreudig inszeniert hat.

Aus dem Wien des vergangenen Jahrhunderts wird eine moderne Metropole, einzelne Bewohner sprechen verdächtig Bairisch. Erstaunlich zeitgemäß (oder zeitlos?) auch die Handlung: Ein junges Paar gesteht sich seine erotischen Begierden jenseits der gutbürgerlichen Beziehungsgrenzen. Sie hat Lust auf einen anderen Mann, er auf ein anderes Mädchen. Beide bewältigen die Krise unterschiedlich - während sie sich zurückzieht, luststolpert er durch die nächtliche Stadt.

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Christina Matschoss gibt die junge Frau und doch mehr als das: Sie spielt nämlich gleich jede weibliche Rolle des Dreipersonenstücks, und das mit vollem Körpereinsatz. Reichlich Projektionsfläche also für Maximilian Feuerbach, um das zerrüttete Selbstbild seiner Figur vor allem mimisch ausdrucksstark freizulegen.

Beeindruckend ist auch, wie Goran Ozanic den vielen weiteren Nebenfiguren ein Eigenleben gibt. Dass zuweilen trotzdem Verwirrung aufkommt, wer denn jetzt wer, was Traum, was Realität ist, liegt nicht nur am Stoff selbst, sondern auch an Wiedermanns erzählfreudiger Umsetzung: Schnitzlers entschlackte, doch weiterhin bildstarke Prosa wird als Tonaufnahme eingespielt; in Kombination mit Schau-, Musik- und Lichtspiel wirkt das Geschehen auf der minimalistischen Bühne (Angelpunkt Bett) plastisch. Das zeugt von viel kreativer Energie und ist nur selten überladen. Wenn etwa der Maskenball in einen Technoschuppen versetzt wird, verwirrt das nicht nur, sondern irritiert auch leicht. Schaden nimmt die Inszenierung dadurch aber nicht - welcher Traum ist schon eindeutig?

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