Szene München:Wünschen, taufen und probieren

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Wasser, Hopfen und Malz: Das kommt ins Bier, mehr nicht. (Foto: Robert Haas)

60 Cocktails, aber nur wenige Biersorten: Mit solchen Barkarten wollen sich deutsche Brauer nicht mehr zufriedengeben. Was dabei rauskommt, wenn man sich sein individuelles Bier wünschen darf.

Eine Kolumne von Philipp Crone

Bier hat einen großen Nachteil gegenüber Mischgetränken. Während man für Cocktails mittlerweile fast alles verwendet, was auch nur im entferntesten mit Lebensmittel und Geschmack zu tun hat (in Münchens Mixer-Küchen wird in diesen Tagen am scharfen Caipiranha und an der kernigen Pinien-Colada geforscht), heißt es beim Bier: Wasser, Hopfen und Malz, mehr nicht. Das ist doch am Tresen ein klarer Standortnachteil. Eine beliebige Barkarte in München hat im Schnitt 60 Cocktails im Angebot, beim Bier aber meistens nur eine kleine Auswahl. Das wird sich wohl demnächst ändern.

Zum Einen hat die Tap-Bar-Mode in München Einzug erhalten - Lokale, in denen handgefertigte Getränke aus aller Welt angeboten werden. Im kommenden Jahr wird das aus den USA stammende Unternehmen Stone Brewing Company amerikanische Biersorten in Berlin brauen und in ihrer neuen Bar einen eigenen Tasting-Raum einrichten. Biersortenzuwachs aus dem Ausland zum einen, und gleichzeitig sind die deutschen Brauer dabei, die Hefe vielseitiger einzusetzen.

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Sie soll in Zukunft nicht mehr nur Zucker in Ethanol und Kohlendioxid verwandeln, sondern je nach Stamm das Bieraroma mitbestimmen. Von Hunderten bekannten Hefestämmen wurden bislang meist nur wenige verwendet. Es ist also eine Frage der Zeit, wann der Barkeeper nicht mehr nur nach der individuellen Cocktailmischung fragt, sondern auch ebenso individuelle Biere bietet. Gut, für einen Cocktail braucht es einige Sekunden und für das Bierbrauen wesentlich länger. Aber im Sinne der Trinker-Tresen-Bindung kann man sich ja beim Tasting das Eigenbier wünschen und später an Ort und Stelle probieren.

Und noch einen Vorteil hat das One-to-one-brewing: Der Kunde kann sein Bier selbst taufen. Namen fallen einem bei einem Barbesuch genug ein. Im Falle dieses Autors zum Beispiel: Ein herbes Philtins, das Croneken Urtyp, Croninger Alkoholfrei (geringe Flaschenzahl nötig) oder ganz einfach nur ein gepflegtes Phils.

© SZ vom 24.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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