SZ-Diskussion mit OB-Kandidaten:Reiter verspricht Anmeldestelle für Kita-Plätze

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Bei der SZ-Diskussion mit den OB-Kandidaten sprach sich Dieter Reiter (SPD) für ein zentrales Anmeldesystem für Kita-Plätze aus. (Foto: Robert Haas)

Die Stadt will ein zentrales Anmeldesystem im Internet für alle Kita-Plätze schaffen. Darauf verpflichtete sich jetzt auch SPD-OB-Kandidat Dieter Reiter bei einer SZ-Diskussion - und rückt damit von bisherigen Bedenken seiner Partei ab.

Von Silke Lode und Melanie Staudinger

Eine zentrale Anmeldeplattform im Internet für Kinderbetreuungsplätze in München ist ein Stück näher gerückt. Bei einer Podiumsdebatte der Süddeutschen Zeitung am Mittwochabend hat Dieter Reiter, OB-Kandidat der SPD, sich für ein solches zentrales System ausgesprochen und ist damit von den langjährigen Bedenken in seiner Partei abgerückt. Reiter sagte, eine solche Plattform sei ursprünglich aus pädagogischen Gründen nicht gewollt gewesen. "Das kann und werde ich nicht mehr mittragen", sagte er und versprach: "Wir werden das umsetzen."

An der CSU und den Grünen wird das Projekt nicht scheitern. Josef Schmid, der für die CSU das Rathaus erobern will, betonte, die CSU habe schon im Jahr 2007 eine zentrale Anmeldestelle für alle Kitaplätze beantragt. "Damals hieß es: das wollen wir nicht, weil die Eltern zwischen unterschiedlichen pädagogischen Konzepten auswählen sollen", erinnerte sich Schmid. Solange aber eine Mangelverwaltung herrsche, seien Eltern nur froh, wenn sie irgendwo zwischen Wohnort und Arbeitsplatz einen Betreuungsplatz bekämen. Auch Sabine Nallinger (Grüne) hat das Thema schon lange auf ihrer Agenda und plakatiert in der ganzen Stadt: "Mit mir als Oberbürgermeisterin gilt: Ein Kind. Ein Antrag. Ein Betreuungsplatz."

Schmid warf dem zuständigen Bildungsreferat vor, "nicht in die Gänge zu kommen". Der zuständigen Abteilung habe jahrelang das nötige Geld und Personal gefehlt, jetzt gebe es auch noch Vakanzen. Michael Mattar (FDP) fragte bei dieser Gelegenheit wieder einmal, was eigentlich die Referentenrunde mache, bei der sich einmal pro Woche alle Behördenchefs mit dem OB treffen. "Das muss man einfach in die Hand nehmen und umsetzen", sagte Mattar.

Reiter, der als Wirtschaftsreferent in dieser Runde sitzt, räumte ein, dass es auch verwaltungsinterne Probleme sowie Schwierigkeiten bei der Abstimmung zwischen freien und städtischen Trägern gegeben habe. Letztere hält er für ausgeräumt.

Kita-Anmeldung als Spießrutenlauf

Angestoßen hatte die Debatte die frühere Chefredakteurin der Zeitschriften Neon und Nido, Vera Schroeder, bei der Veranstaltung in den Kammerspielen. Als Gast auf dem Podium beschrieb sie die Lage für Familien in München als "relativ katastrophal" und erntete dafür viel Applaus bei den Zuhörern. Sie forderte von den OB-Kandidaten einen unabhängigen Think Tank, der Ideen entwickelt, wie das boomende München zur familienfreundlichsten Stadt Deutschlands werden könne.

Derzeit gleicht die Kita-Anmeldung einem Spießrutenlauf. Bis zum 2. April können Eltern ihre Kinder in den städtischen Einrichtungen vormerken lassen. Manche Kitas und Kindergärten haben sich zu einem Verbund zusammengeschlossen: Das bedeutet, dass Mütter und Väter sich bei einer Einrichtungen einschreiben und damit auch bei bis zu sechs anderen eine Chance haben. Danach aber dauert es weitere zwei Monate, bis die Stadt die Zu- und Absagen verschickt. Wer leer ausgeht, kann sich bei der Elternberatungsstelle melden. Wer sein Kind lieber von einer Eltern-Kind-Initiative oder von freien und sonstigen Träger betreuen lassen möchte, der muss sich extra informieren. Die Stadt hat zur Orientierung eine Broschüre herausgegeben, die 88 Seiten umfasst.

Bisher hat die Stadt auf eine zentrale Anmeldung verzichtet. Wenn die Eltern ihre Kinder direkt einschrieben, kämen sie frühzeitig in Kontakt mit den Erziehern und könnten sich beraten lassen, hieß es. Nun aber räumt selbst das Bildungsreferat Probleme ein. Zum einen gebe es viele unversorgte Familien, die auf Nachrücker-Plätze warteten. Zudem sei die Suche nach freien Angeboten bei verschiedenen Träger sehr zeitraubend. Ein Gesamtüberblick existiert derzeit nicht.

Die Stadt plant nun intern ein zentrales System, dem die Einrichtungen beitreten müssen, die städtisch sind oder von der Stadt Zuschüsse bekommen, sei es über die Münchner Förderformel oder das Betriebsträgermodell. Alle anderen können sich freiwillig beteiligen. Allerdings dauert es noch bis mindestens Herbst 2016, bis die Software einsatzbereit ist. "Das Verfahren ist kompliziert", sagte die Zweite Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) unlängst im Stadtrat. Vor allem ihre Fraktion zeigte sich alles andere als begeistert. Einen Abgleich, so erklärte Stadtrat Christian Müller, könne man sich vorstellen, auf keinen Fall aber eine zentrale Anmeldung.

Strobl argumentierte, ein zentrales System sei nur mit möglichst vielen Beteiligten sinnvoll. Einige Träger hätten bereits signalisiert, dass sie sich nicht vorschreiben lassen wollten, welche Kinder sie aufnehmen würden. "Es geht ja nicht nur um den freien Platz, sondern zum Beispiel auch um die Altersmischung in der Gruppe", sagte sie.

© SZ vom 07.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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