SZ-Adventskalender:Endlich Familie

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Eine Lampe, ein Bett, ein Poster: Das Zimmer vom Sam ist schlicht eingerichtet - bald möchte er mit seiner Familie zusammenziehen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Sam besucht die Schlau-Schule, möchte später Krankenpfleger werden und endlich mit seiner Frau und dem Sohn zusammenleben - doch dafür fehlt das Geld

Von Inga Rahmsdorf, München

Sams Zimmer ist schlicht eingerichtet. Nur über seinem Bett hängt ein großes Poster, auf dem ein Tiger zu sehen ist. Und an einem Spiegel klemmen zwei Fotos von einem Baby. Es ist Sams Sohn, der vor knapp drei Monaten geboren wurde und von dem er stolz erzählt. Der 19-Jährige ist vor drei Jahren alleine aus Sierra Leone geflohen. Als er in Deutschland ankam, litt er unter der Flucht und den traumatischen Erlebnissen und zog sich anfangs zurück. Als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling erhielt er einen Platz in einem Jugendhilfehaus, in dem er gemeinsam mit einigen anderen jungen Menschen wohnt. Eine Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) für seinen Asylantrag hat er bis heute nicht gehabt. Die Unsicherheit, dass er nicht weiß, ob er bleiben kann, quält ihn sehr.

Mittlerweile spricht Sam sehr gut deutsch. Er besucht die Schlau-Schule, eine Münchner Einrichtung, bei der junge Flüchtlinge einen Abschluss machen können. Ende dieses Schuljahres möchte er den Qualifizierten Mittelschulabschluss machen und dann eine Ausbildung als Krankenpfleger beginnen. Drei Praktika hat er bereits in Pflegeheimen gemacht. Besonders die Teamarbeit habe ihm dabei gefallen. "Außerdem ist Krankenpfleger ein Job, bei dem ich Leuten helfen kann. Und mich auch selbst weiterentwickeln kann", sagt Sam.

Denn Sam macht sich auch Sorgen um die Zukunft, er will endlich auf eigenen Beinen stehen, arbeiten, sich selbst finanzieren, seinen Sohn unterstützen und vorankommen. "Mit den 258 Euro, die er im Monat zur Verfügung hat, ist das sehr knapp", sagt Bärbel Preuss, die Leiterin des städtischen Wohnprojekts Auerhaus. Davon muss Sam sich alles kaufen, auch sein Essen und seine Kleidung. Die finanzielle Situation der jungen Flüchtlinge sei bitter, so Preuss. "Ich wünsche mir ein Leben, in dem ich selbst entscheiden kann. Und ich möchte ein guter Vater sein", sagt der 19-Jährige. "Dafür reicht es nicht, dass ich mein Kind liebe." Wenn er zu seinem Sohn fahre und er bei dem Besuch nichts mitbringen könne, dann fühle er sich jedesmal schlecht, sagt Sam.

Sam würde auch gerne mit seinem Kind zusammenleben, doch derzeit sei das noch nicht möglich. Mutter und Kind wohnen in Ebersberg, von dort kann Sam nicht täglich in die Stadt fahren, um die Schule zu besuchen. Er würde seinen Sohn gerne öfter besuchen, doch die Fahrkarte für die Bahn kann er sich nur selten leisten. Zudem würde er sich über einen Computer freuen, um besser für die Schule lernen zu können.

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© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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