Syrer in Deutschland:"Assad muss weg, er ist ein Mörder"

Syrer in Deutschland: Beten und an die Verwandten denken: Fahed Kayali (rechts) sorgt sich um seine Familie in Aleppo.

Beten und an die Verwandten denken: Fahed Kayali (rechts) sorgt sich um seine Familie in Aleppo.

(Foto: Robert Haas)

Sie nennen ihn Tyrann und Mörder und wären froh, wenn er nicht mehr an der Macht wäre: Syriens Staatspräsident Baschar al-Assad. Doch die in Deutschland lebenden Syrer haben Zweifel, dass ein Militärschlag der USA gegen ihr Heimatland die richtige Lösung ist. Ein Stimmungsbild.

Von Beate Wild

In Syrien haben viele Angst vor dem bevorstehenden Militärschlag der Amerikaner. Die in Deutschland lebenden Syrer zittern mit ihnen. Etwa 45.000 Syrer leben hier. Der überwiegende Teil ist Gegner von Machthaber Baschar al-Assad und wünscht sich ein Ende seiner Herrschaft. Doch dass ein Angriff der USA das richtige Mittel ist, den Konflikt zu lösen, bezweifeln viele. Sie sind in Sorge um ihre Heimat.

Fahed Kayali lebt seit mehr als 30 Jahren in Deutschland, dennoch verfolgt er die Geschehnisse in seinem Geburtsland rund um die Uhr. "Einerseits will man den Tyrannen loswerden, andererseits wird ein Angriff der USA wohl nicht dazu führen", sagt er. "Im Gegenteil: Assad wird nach einer Abstrafung durch die Amerikaner wohl noch aggressiver reagieren", befürchtet der Autohausbesitzer aus München. Er bezweifelt nicht, dass Assad chemische Waffen eingesetzt hat, "aber mein Nationalgefühl erlaubt mir nicht, dass ich mich freue, dass die Amerikaner mein Land bombardieren."

Das Problem sei, dass Assad mit dem Angriff nur geschwächt werden soll. "Die Amerikaner wollen ihn bestrafen für den Einsatz von chemischen Waffen, aber danach wird in Syrien wohl weiter gekämpft, bis das Land völlig ruiniert ist", sagt Kayali. "Außerdem hat Assad viele Gefangene genommen und die USA werden jetzt genau diese Lager bombardieren. Viele Unschuldige werden sterben. Und das Assad-Regime kann dann sagen: Ihr habt Unschuldige getötet. Das ist ein Bärendienst, den man der Regierung da erweist." Selbst wenn Assad weg wäre, würde es noch Jahre dauern, bis in Syrien Ruhe einkehre, glaubt Kayali.

Große Sorgen macht sich der Autohausbesitzer auch um seine Familie, die in Aleppo lebt. "Sie leben in großer Anspannung, weil sie nicht wissen, was auf sie zukommt." Niemand wisse, wo der potentielle Angriff der Amerikaner erfolgen soll, welche Gebiete bombardiert würden. Dadurch könne sich niemand in Sicherheit bringen. Vorwürfe macht er vor allem der UNO - die hätte es versäumt, schon früher gegen die Verletzung der Menschenrechte vorzugehen. "Es wurden ja nicht erst 1500 Menschen durch die Chemiewaffen getötet, sondern zuvor schon 150.000 durch konventionelle Waffen. Jeden Menschenleben ist doch gleich viel wert", sagt er.

So wie Kayali denkt, denken die meisten Exil-Syrer, sagt Tarek Abdin-Bey, Vorsitzender des Bundesverbandes des Deutsch-Syrischen Vereins in München. "Auch wir vom Deutsch-Syrischen Verein beziehen klar Position gegen Präsident Assad. Ich persönlich bin nicht für einen Angriff, weil es dabei viel zu viele Zivilisten als Opfer geben wird. Auf der anderen Seite wäre es endlich ein Ende für diesen Tyrann", sagt er. Auch Abdin-Bey ist überzeugt, dass Assad chemische Waffen gegen Rebellen eingesetzt hat. Trotzdem bezweifelt er, dass ein militärisches Einschreiten von außen die Situation beruhigen könnte. "Die Frage ist doch, wie Assad nach einem Angriff reagieren wird. Ich habe wirklich Angst, dass dann alles noch viel schlimmer wird", sagt er.

Auch viele Soldaten litten unter der Situation, da sie dem Regime gehorchen müssten, persönlich aber eine andere Meinung vertreten würden. Abdin-Bey ist schon seit 52 Jahren in Deutschland und hat keine Familie mehr in Syrien. "Aber Heimat ist Heimat", sagt er. Es tue ihm sehr weh, was dort passiere.

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