SV Pullach:Zeichen in der Not

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Spielertrainer Benede fliegt gegen Landsberg vom Platz und freut sich über ein glückliches 2:0.

Von Thomas Okon, Pullach

Zehn Minuten nach dem Abpfiff herrschte gespenstische Stille über dem Kunstrasen des SV Pullach. Die Zuschauer waren bereits im Warmen oder auf dem Heimweg, die Spieler längst auf den Weg in die Umkleidekabinen. Nur Sven Kresin, der Trainer des TSV Landsberg, saß noch auf der Trainerbank und sortierte seine Gedanken nach einem denkwürdigen ersten Pflichtspiel im Jahr 2020.

Der Pullacher Kollege Alexander Benede machte drei Kreuze nach dieser Partie. Er selbst war wegen einer Tätlichkeit an Alessandro Mulas nach 82 Minuten vom Platz geflogen und initiierte damit eine hitzige Schlussphase auf dem Pullacher Sportplatz. "Ich habe der Mannschaft damit einen echten Bärendienst erwiesen", gab er hernach zu. Fernab des Geschehens traf er den Angreifer des TSV Landsberg bei einem Konter der Gäste im Gesicht, war aber sofort einsichtig und entschuldigte sich beim Gefoulten. "Das darf mir mit meiner Erfahrung nicht passieren", fügte er hinzu. Doch am Ende war es egal: Seine Mannschaft gewann 2:0, was man durchaus als glücklich bezeichnen darf, da die Landsberger das Spiel über weite Strecken kontrolliert hatten. "Wir haben es verpasst, uns für unseren hohen Aufwand ordentlich zu belohnen", ärgerte sich Kollege Kresin.

Zu Beginn passten sich die Akteure dem Wetter an, bei Schneefall und Eiseskälte kamen sie zäh in Schwung, das Spiel war geprägt von vielen Zweikämpfen im Mittelfeld und von wenigen echten Torraumszenen. Die erste Chance im bis dahin eher müden Kick leitete Henri Koudossou mit einem Lauf über die linke Seite ein. Die Flanke war allerdings zu weit, weswegen Max Zander seinen Kopfball nicht aufs Gehäuse der Gäste brachte (23.). Immerhin war das der Weckruf zu einem deutlich ansehnlicheren Spiel, bei dem die Landsberger mit teils überfallartigem Pressing zu Ballgewinnen gegen die sonst ballsicheren Pullacher kamen, die ihrerseits meist mit Diagonalbällen aus der Innenverteidigung versuchten, nach vorne zu kommen. In Folge dessen setzte Landsberg deutlich mehr Nadelstiche in der Offensive und ging auffällig oft in Eins-gegen-eins-Situationen, die zu guten Möglichkeiten führten. Nahe der Torauslinie wurde Wolfgang Baumann im Sechzehner von Simon Rauscheder gelegt - Elfmeter. Doch der bis dahin herausragende Ex-Garchinger Orkun Tugbay scheiterte an Pullachs Keeper Marijan Krasnic, Baumann setzte den Nachschuss an den Innenpfosten (31.). Vier Minuten später köpfelte Landsbergs Innenverteidiger Manuel Wolf aussichtsreich über das Tor. "Ich war sehr froh, dass wir uns mit dem 0:0 in die Pause gerettet haben", sagte Benede, und regte seine Spieler in der Kabine dazu an, sich mehr zuzutrauen. Den gehaltenen Elfmeter hielt er für das nötige "Zeichen", dass das Glück aufseiten der Isartaler sei.

Und es war auch eine deutliche Leistungssteigerung zu Beginn der zweiten Halbzeit zu beobachten. Max Zander ließ zwei gute Kontergelegenheiten liegen (51., 55.), Pullach hatte nun deutlich mehr Ballbesitz und brachte den bis dahin glücklosen Koudossou besser ins Spiel. Der wurde nach einer starken Finte im Strafraum von Martin Hennebach zu Fall gebracht, Gilbert Diep machte es besser als Tugbay und traf per Strafstoß zum 1:0 (74.). "Der Elfmeter hat unser Spiel zum Kippen gebracht", folgerte Kresin, "auf dem kleinen Platz gegen eine tief stehende Mannschaft war es dann nicht mehr möglich für uns, die ruhige Ordnung so beizubehalten." Die ging nach dem Rückstand komplett verloren. Nach dem Aussetzer von Benede traf Landsbergs Andreas Fülla Pullachs Keeper Krasnic inmitten einer Rudelbildung im Gesicht und flog ebenfalls vom Feld. "Doppelt bitter", fand TSV-Trainer Kresin, "er hätte unserem Spiel die letzten Minuten gutgetan, und jetzt fehlt uns ein Schlüsselspieler für mindestens ein Spiel."

Die Schlusspointe setzte der in der zweiten Halbzeit überragende Koudossou, 20, der in der Nachspielzeit von Max Zander fein in Szene gesetzt wurde und nach einem Konter den Ball über Landsberger Schlussmann Patrick Rösch zum 2:0-Endstand ins Tor lupfte. Benede war hochzufrieden mit dem Matchwinner: "Der Junge macht riesigen Spaß. Und selbst in Spielen, wo man sich denkt, dass nicht so viel geht, ist er trotzdem da und entscheidet wie heute mit zwei tollen Aktionen das Spiel." Für Pullach ist der Sieg ein Big Point im Abstiegskampf, in den sie nun auch Landsberg reingezogen haben.

© SZ vom 09.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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