Streit um Flughafen-Ausbau:Die große Startbahn-Koalition

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Mit Ansteckern und Infoständen wollen die Befürworter des Flughafen-Ausbaus die Bürger überzeugen. Die Liste der Unterstützer wächst: Unternehmen wie Sixt, Feinkost Käfer, der FC Bayern und sogar einige Prominente wollen offenbar die dritte Startbahn.

Marco Völklein

Großdemos, Diskussionsrunden, auch Krach unter führenden Sozialdemokraten - alles, was in Stuttgart beim Streit um den dortigen Tiefbahnhof ablief, gibt es auch in der Diskussion um die geplante dritte Startbahn am Münchner Flughafen. Nur Buttons - kleine Anstecker, mit denen die Anhänger der jeweiligen Seite ihre Gesinnung ausdrücken können - die hatten zumindest die Befürworter des Ausbaus bislang nicht.

Nun soll der Kampf für die dritte Startbahn losgehen. Unternehmen wie Sixt und Promis wie Nina Ruge helfen mit. (Foto: dapd)

Das ändert sich nun: Am Mittwoch bei der Präsentation des neuen Bündnisses der Ausbau-Befürworter trugen sämtliche Herren auf dem Podium einen orange-farbenen Button mit dem Aufdruck "Ja zur dritten Startbahn" am Revers. Neben SPD, CSU und FDP haben sich nun Verbände wie die Industrie- und Handelskammer hinter den Airport-Ausbau gestellt. Mit dabei sind auch der FC Bayern und der TSV 1860 sowie mehr als 20 Unternehmen, darunter der Motorenhersteller MTU, der Autoverleiher Sixt, der Chemiekonzern Wacker und Feinkost Käfer. Bislang hat sich noch keiner der sieben Münchner Dax-Konzerne wie BMW, Allianz oder Linde beteiligt - doch das soll sich ändern: "Wir sind in intensiven Gesprächen", erklärte Bündnis-Koordinator Stephan Heller.

Seine Agentur Heller & Partner mit Sitz in Bogenhausen betreut im Auftrag des Flughafens seit Jahren die Kommunikation um das Ausbauvorhaben - und koordiniert nun die Aktivitäten des Bündnisses bis zum Bürgerentscheid am 17. Juni. Geplant sind unter anderem Infostände und -veranstaltungen. Im Internet wurde eine Seite freigeschaltet, in der Schrannenhalle steht Interessierten ein "Bürgerbüro" offen. Kurz vor dem Entscheid im Juni werde man zudem "die Werbemedien verstärkt nutzen", so Heller.

Ob damit nur Anzeigen oder auch Rundfunkspots gemeint sind, ließ er offen. Eine "Werbematerialschlacht" werde es aber nicht geben. Wie hoch das Budget ist, das zur Verfügung steht, wollte Heller nicht sagen. Auch Prominente wie TV-Moderatorin Nina Ruge oder Ski-Rennfahrerin Maria Höfl-Riesch unterstützen die Kampagne, so Heller. Grünen-Stadtchefin Katharina Schulze nannte das Pro-Startbahn-Bündnis einen "Zusammenschluss von Großkopferten". Die Ausbau-Gegner würden sich nun darauf einstellen, "dass die Gegenseite mit Geld nur so um sich werfen wird".

Vorrangiges Ziel der Befürworter ist es, "die Bürger zu motivieren, am 17. Juni zur Abstimmung zu gehen", sagte FDP-Fraktionschef Michael Mattar. "Wir müssen mobilisieren." Dies soll vor allem über die "enge Zusammenarbeit mit der Münchner Wirtschaft" gelingen, ergänzte SPD-Fraktionschef Alexander Reissl. Es gehe "um Arbeitsplätze und zusätzliche Steuereinnahmen". München sei zwar eine Region mit starker Wirtschaftskraft, sagte CSU-Fraktionschef Josef Schmid: "Das ist aber keine Selbstverständlichkeit." Daher müsse man mit dem Bau der dritten Startbahn sicherstellen, "dass München nicht den Anschluss verpasst".

IHK-Chef Manfred Rothkopf ergänzte, der Flughafen sei "einer der wichtigsten Standortfaktoren für die oberbayerische Wirtschaft" - der aber laut Airport-Chef Michael Kerkloh mittlerweile an der Kapazitätsgrenze operiere. Um weiter wachsen zu können, sei die dritte Startbahn "dringend notwendig".

Die Ausbau-Gegner bezweifeln dies. Der Erdinger SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer (SPD) verwies am Mittwoch auf eine Studie des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, nach der wegen der 2011 eingeführten Luftverkehrssteuer viele Passagiere von deutschen auf ausländische Flughäfen ausgewichen seien - auch vom Münchner Airport.

Rechne man noch die künftig steigenden Ölpreise hinzu, stehe die Planung für die dritte Bahn "auf tönernen Füßen". Kerkloh hielt dagegen, vor allem von und nach Asien sowie Südamerika werde der Flugverkehr künftig wachsen. Dafür müsse man gerüstet sein.

© SZ vom 08.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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