Steinhausen:Riemer Gleis muss weichen

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Einst verkehrte auf dieser Strecke der Orient Express: Das parallel zur Truderinger Straße verlaufende Industriegleis wird abgebaut. (Foto: Stephan Rumpf)

Nur so lässt sich neue Steinhausen-Tram bis zum S-Bahnhof Berg am Laim ohne teures Kreuzungsbauwerk realisieren

Von Ulrike Steinbacher, Steinhausen

Es heißt noch heute Riemer Gleis, das alte Industriegleis vom Ostbahnhof ins Gewerbegebiet an der Zamdorfer Straße. Es ist letztlich ein Überbleibsel der Braunauer Bahn von 1871, einer Verbindung von München nach Österreich mit Anschluss an die "k. k. Kaiserin Elisabeth-Bahn" nach Wien. Nach Recherchen des Vereins Nordostkultur bediente der Orient-Express zwischen 1883 und 1897 diese Strecke. Doch die kaiserlich-königliche Pracht vergangener Tage sieht man dem Gleis nicht mehr an, das südlich des Trambahn-Depots vom Hauptstrang abzweigt, die Truderinger Straße quert und dann parallel zu ihr und der Zamilastraße nach Osten verläuft, vorbei am Gewerbebau der Thyssen Krupp Schulte GmbH, dem Druckhaus und dem Verlagsgebäude des Süddeutschen Verlags, der Spedition Dachser und der Niederlassung von Klöckner Stahlhandel, bis es nördlich des S-Bahn-Depots endet - etwa zwei Kilometer Schienen, sieben Weichen, eine Gleis- und fünf Straßenkreuzungen.

Von Zeit zu Zeit sieht man sogar noch einen Waggon im Schritttempo vorbeirollen, doch auch damit ist bald Schluss: Das Riemer Gleis wird rausgerissen - zurückgebaut, sagt der Fachmann -, denn es ist der Tram im Weg. Den Zusammenhang erklärte Andreas Nagel (David contra Goliath) in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Bogenhausen: Von Dezember an soll die neue Steinhausen-Tram bis zum S-Bahnhof Berg am Laim fahren. Die Endstation liegt auf einem Grundstück an der Zamilastraße östlich der Hultschiner Straße. Das Eisenbahnbundesamt knüpfte seine Genehmigung der Trasse an die Bedingung, dass das parallel verlaufende Industriegleis an der Kreuzung Truderinger und Hultschiner Straße mit einer Vollschranke gesichert wird.

Ein solches Bauwerk und seine Kosten wiederum haben die Stadtwerke München in ihrem Tramkonzept aber ganz und gar nicht eingeplant. Die Folge: Das Eisenbahnbundesamt fordert, das Industriegleis stillzulegen. "Sinnvoller wäre es, eine vernünftige Lösung für die Kreuzung zu finden", sagte Nagel. Das Gleis könnte seiner Meinung nach für die Industriebetriebe an der Strecke eine sinnvolle Alternative zur Lkw-Logistik sein. Dass es verschwinde, sei "maßlos traurig".

Der Bezirksausschuss forderte einstimmig den Erhalt des Gleisanschlusses für das Gewerbegebiet. Doch den Stadtviertelvertretern ist durchaus klar, dass sie damit nicht weit kommen werden: Das Planungsreferat hat schon mitgeteilt, dass es eine Klage eigentlich nicht in Betracht zieht. "Ein schlimmes Beispiel verkehrter Stadtplanung", kommentierte Robert Brannekämper (CSU).

© SZ vom 19.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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