Kritik:Karrierestart

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Bei "Stars and Rising Stars" in der Freiheitshalle stellen sich Künstler vor, von denen man noch hören wird.

Von Paul Schäufele, München

Vier vielseitige, souveräne, phantasievolle Künstler sind das. Bei der Staatsopern-Größe Okka von der Damerau wundert niemanden, dass sie mit warmem Mezzo und elektrisierender Bühnenpräsenz in Bann zieht. Auch der Pianist Maciej Pikulski, dessen perlende Begleitung den stabilsten Untersatz für die Stimmen bietet, ist kein neuer Name im Konzertkosmos. Doch ganz im Sinne des Festivals "Stars and Rising Stars" gesellen sich zu den fixen die aszendierenden Gestirne. Hier sind das der polnische Tenor Michał Prószyński (Jahrgang 1992 und Ensemblemitglied der Oper Bern) und der 32-jährige Bariton Matthias Winckhler, der Erfahrung unter anderem in Hannover gesammelt hat.

Nun singen sie deutsches, italienisches und anderes Repertoire, alles in der Freiheitshalle an der Donnersbergerbrücke, die nicht nur akustisch ganz gut ist, sondern sich auch auf den Charme ihrer unverputzten Wände verlassen kann. Das ist, alles in allem, ein Genuss, denn Prószyński wie Winckhler sind solide ausgebildete Sänger mit zuverlässiger musikalischer Intuition. In der Mozart-Arie "Il mio tesoro intanto" zeigt Prószyński seinen angenehm dunkel timbrierten Tenor, der die Sechzehntelketten so flexibel wie nachdrücklich zu artikulieren weiß und Höhen sicher erreicht. Winckhler tritt mit "Ah, per sempre" aus Bellinis "I puritani" auf, autoritär wie ein puritanischer Soldatenanführer und verletzlich wie ein verlassener Liebender.

Bei diesen Sängern ist alles vorhanden, was es für eine Bühnenkarriere braucht. Dass vielleicht doch noch ein wenig Theaterluft fehlt, um das reichlich vorhandene Talent zu entwickeln, wird deutlich, wenn Okka von der Damerau auftritt. Ein Blick, eine unscheinbare Geste vermitteln eine ganze Szene, wo die beiden Nachwuchskünstler noch etwas tapsig auf der Bühne agieren. In der Hinsicht ist das Format "Stars and Rising Stars" auch instruktiv für andere junge Vokalisten. Für die dürfte es, angesichts der moderaten Preise, auch gedacht sein. Vielleicht stellen sie sich bei den anderen Konzerten reichlicher ein, das wäre zu wünschen.

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