Ortsmitte:Schöner Wohnen in Steinebach

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Den renovierten "Kirchenwirt" übernimmt vom kommenden Frühjahr an Dawood Shukri als Wirt. (Foto: Nila Thiel)

Die Gemeinde Wörthsee hat das Zentrum rund um den "Kirchenwirt" neu gestaltet und 18 Wohnungen gebaut. In wenigen Wochen ziehen die ersten Mieter ein - vorher durften Besucher die Anlage in Augenschein nehmen.

Von Patrizia Steipe, Wörthsee

Die Biertische für die Gäste und die Notenständer der Blaskapelle standen zwar bereits im künftigen Biergarten des "Kirchenwirts", aber noch auf kiesiger Baustellenerde. Rohre und Kabel lagerten auf dem Gelände der beiden Neubauten und Arbeiter fuhren mit Kleinbaggern, um die Außenanlagen zu befestigen: Es war vielleicht genau diese Baustellenatmosphäre, die zur guten Stimmung der kleinen Feier im Herzen von Wörthsee beigetragen hatte. "Der Zeitpunkt für einen Tag der offenen Türe ist gut gewählt", sagte Wörthsees Bürgermeisterin Christel Muggenthal in ihrer Ansprache.

Bürgermeisterin Christel Muggenthal (re.) ist froh, das Projekt zusammen mit Menschen gestemmt zu haben "die einem Mut machen oder mal in den Hintern treten, die einen auch mal aufbauen und sagen, alles wird gut". (Foto: Nila Thiel)

Die Bauarbeiten für die "neue Mitte" des Dorfs sind fast fertig. Anfang 2024 sollen die ersten Mieter ihre Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen beziehen können. Dann ist es für die Öffentlichkeit nicht mehr möglich, sie zu besichtigen - und es waren schließlich genau diese 18 Mietwohnungen, die auf besonderes Interesse bei der Bevölkerung stießen. Sie sind allerdings längst vergeben. Wer von den vielen Bewerbern zum Zug gekommen ist, hatte die Gemeinde als Vermieterin nach der Auswertung eines ausgeklügelten Kriterienkatalogs entschieden.

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Architekt Martin Hirner führte immer wieder kleine Gruppen durch die beiden mit viel Holz errichteten Wohnhäuser, präsentierte helle Räume, den 100 Quadratmeter großen Veranstaltungssaal, wies stolz auf den Seeblick, den Blick bis nach Andechs oder auf den benachbarten Kirchturm hin, den es von manchen Wohnungen aus gibt. Von der Dachterrasse aus, die künftig von den Mietern genutzt werden kann, konnten die Besucher das gesamte Areal aus der Vogelperspektive begutachten. Auch beim ortsbildprägenden Kirchenwirt, der in seinem Aussehen erhalten geblieben ist, fehlt nicht mehr viel.

Von Haus 2 aus hat man einen Traumblick auf Kirche und Wörthsee. (Foto: Nila Thiel)
Haus 1 ist fertig, lediglich für die Außenanlagen braucht es noch Bagger. (Foto: Nila Thiel)
Bauleiter Boris Kauba und Grisha Heyer (re.) stellen die Maisonette-Wohnung in Haus 1 vor. (Foto: Nila Thiel)

Unvergessen sind den Steinebachern die Auftritte des 2018 verstorbenen Wilhelm Raabe alias "Tiger Willi", der sich auf der Kleinkunstbühne seines Elternhauses als singender Metzger einen Namen gemacht hatte. 2018 hat die Gemeinde das Haus und insgesamt 2700 Quadratmeter Grund an der Etterschlager und Weßlinger Straße gekauft. Die Kleinkunstbühne war aber bereits Jahre zuvor geschlossen worden. Jetzt wird wieder eine Kultur- und Veranstaltungsszene entstehen können. Der Veranstaltungssaal befindet sich allerdings noch im Neubau. Vereine sollen ihn nutzen dürfen. Seit 2021 wurde der historische Kirchenwirt entkernt und aufwendig saniert. Derzeit muss noch die alte Treppe des Gebäudes aus dem Jahr 1904 gerichtet und die Decke verkleidet werden, aber bis zur Eröffnung im Frühjahr 2024 sollte das erledigt sein. Die Brauerei Maisach hat das Wirtshaus gepachtet.

Die Gemeinde habe gerade noch den richtigen Zeitpunkt für eine günstige Finanzierung erwischt, erklärt Kämmerer Thomas Dischner. (Foto: Nila Thiel)
Bauleiter Boris Kauba stellt Besuchern das Bauvorhaben der Gemeinde vor. (Foto: Nila Thiel)

Lange hatte die Gemeinde nach einem künftigen Wirt gesucht. Der steht mittlerweile fest. Beim Tag der offenen Tür hat sich die Wirtsfamilie Shukri mit einem reichhaltigen Buffet den Steinebachern vorgestellt. Dawood Shukri ist bereits aus der Gastronomie in der Alten Brauerei in Stegen bekannt. "Wir sind stolz, dass wir dieses für unsere Verhältnisse anspruchsvolle Bauvorhaben, die Durchführung und Finanzierung gestemmt haben", freute sich Christel Muggenthal. Angesichts der geänderten Zinsen für Darlehen und der gestiegenen Baukosten hätte die Gemeinde das Projekt heute nicht mehr stemmen können, sagte sie. Gerade noch den richtigen Zeitpunkt für die günstige Finanzierung hätte die Gemeinde erwischt, erklärte Kämmerer Thomas Dischner. Die Gemeinde Wörthsee hat damit einen "richtigen Riecher" bewiesen.

An einem Montag sei alles noch rasch festgemacht worden, zwei Tage später hätten die Banken beschlossen den Leitzins zu erhöhen. Trotzdem ist das Prestige-Projekt teuer. Rund 17 Millionen Euro wird es wohl am Schluss kosten. Allerdings gibt es Zuschüsse von der Regierung im Rahmen des kommunalen Wohnraumförderprogramms. Für ein solches Projekt brauche man motivierte und engagierte Leute, aber auch solche, "die einem Mut machen oder mal in den Hintern treten, die einen auch mal aufbauen und sagen, alles wird gut", betonte Muggenthal und bedankte sich bei den "stoischen" Nachbarn, die monatelange Einschränkungen durch die Baustelle haben ertragen müssen.

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