Windrad-Streit: Entscheidung vertagt:Gegenwind für Genz

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Der Berger Kaufmann Siegfried Genz will ein Windrat errichten, doch die Gemeinde verweigert ihm zunächst die Erlaubnis. Jetzt soll mit einem Gutachten der beste Standort gefunden werden. Die Kosten dafür trägt die Gemeinde.

Sabine Bader

Der Berger Kaufmann Siegfried Genz darf sein neues Windrad nicht bauen - zumindest im nächsten Jahr noch nicht. Der Berger Gemeinderat hat die Entscheidung über die geplante mehr als 70 Meter hohe Anlage in seiner Sitzung am Dienstag um ein Jahr vertragt und einstimmig beschlossen, in dieser Zeit den Flächennutzungsplan der Gemeinde dahingehend zu ändern, dass darin mögliche Standorte für Windkraftanlagen ausgewiesen werden.

Der Berger Kaufmann Siegfried Genz möchte anstelle des bisherigen Windrades (Foto) ein neues errichten lassen. (Foto: STA)

Der von Genz vorgesehene Standort auf dem Höhenrücken zwischen Aufhausen und der Maxhöhe stößt offenbar bei Bürgern wie Gemeinderäten auf wenig Gegenliebe. Seiner Meinung nach sei die Stelle "zumindest nicht optimal", sagte Bürgermeister Rupert Monn, da es sich um die "direkte Sichtachse" von Aufkirchen nach Süden handle. "Nach meinem Empfinden wäre das eine Provokation für die Bevölkerung", so Monn. Rund 40 Bürger auf den Zuhörerbänken quittierten diese Aussage mit Applaus.

Grundsätzlich sind Windräder laut Baugesetzbuch im Außenbereich privilegiert, da sie regenerative Energien liefern. "Das heißt aber nicht, dass jeder Standort geeignet ist", so Monn. Jetzt soll ein Gutachten geeignete Flächen im Gemeindegebiet ausmachen - natürlich auch unter Berücksichtigung der Luftströme; der neue Windatlas wird für Januar erwartet. Die neue Generation von Anlagen sei "aber nicht mehr unbedingt auf möglichst starken Wind angewiesen", die Kontinuität sei wichtiger, sagte Monn. Die Kosten für das Gutachten wird die Gemeinde tragen.

Eine Tatsache, die nicht allen Gemeinderäten auf Anhieb einleuchten wollte. "Der Otto Normalverbraucher braucht kein Windrad", sagte Werner Streitberger (SPD). "Aber er hat einen Anspruch darauf, dass wir vernünftige Ortsplanung betreiben", konterte Rupert Steigenberger (BG). Und darum müsse man das Gutachten erstellen lassen und den Flächennutzungsplan ändern, damit eben nicht überall in der Landschaft Windräder gebaut werden könnten.

Ähnliche Überlegungen gibt es, wie berichtet, auch landkreisweit. Das Starnberger Landratsamt erarbeitet derzeit eine Kartierung, die geeignete Standorte für Windenergie festschreiben soll. Ein Zuckerschlecken wird die Umsetzung des ehrgeizigen Konzepts sicherlich nicht, wie sich schon aus den massiven Protesten der Bürger aus Andechs und Pähl gegen den Bau von Anlagen im Kerschlacher und Rothenfelder Forst erkennen lässt. Und auch die Berger werden vor Widerstand nicht zurückschrecken, das machten sie am Dienstag während und nach der Sitzung deutlich.

© SZ vom 16.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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