Weßling:Wenig Lust auf Theater

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Die Weßlinger Laienspielgruppe "D'Kreuzbichler" gehört zu den besten im Landkreis. Seit zwei Jahren können sie aber nicht mehr auftreten.

Wolfgang Prochaska

Vor zwei Jahren die letzte Aufführung: Der G'wissenswurm von Ludwig Anzengruber spielte damls die Weßlinger Theatergruppe D'Kreuzbichler.   Mit dabei waren Georg Wall (li.) seine Tochter Sibylle und Günther Schöpp als Knecht. Foto: Treybal (Foto: Sta)

- Eine der besten Laienspielgruppen im Landkreis Starnberg, die "Kreuzbichler" aus Weßling, leidet unter akutem Schauspielermangel. "Uns fehlen fünf bis zehn Leute", sagt Günther Schöpp, der Vorsitzende der "Kreuzbichler". Zwar hat Schöpp auch in diesem Jahr nichts unversucht lassen, wenigstens einen Einakter von Ludwig Thoma auf die Beine zu stellen. Da aber gleich zwei von sechs vorgesehenen Darstellern wegen beruflicher und gesundheitlicher Probleme absagen mussten, kam eine Aufführung nicht zustande und die Bühne im Freizeitheim Hochstadt, wo die Laienspieler auftreten, blieb leer. Seit zwei Jahren kämpft Schöpp darum, genügend Darsteller für eine Aufführung zu bekommen - bislang erfolglos. Die letzte Inszenierung, den "G'wissenswurm" von Anzengruber, führten die Laienspieler 2010 auf.

Die Gründe, wie es zu dem plötzlichen Darstellermangel kommen konnte, sind einerseits intern bedingt, und andererseits ein gesamtgesellschaftlicher Trend. Letzterer zeigt sich darin, dass es zwar ein Interesse an der Schauspielerei gibt, sich aber viele Theaterfreunde nicht mehr für drei oder vier Monate an eine Aufführung binden lassen wollen, hat Schöpp beobachtet. Bis eine Inszenierung wirklich sitzt, vergehen ein paar Monate. Zudem haben viele der guten Darsteller, die den Ruf der "Kreuzbichler" in den achtziger und neunziger Jahren mit Aufführungen wie den "Ruepp" begründet haben, die siebzig Jahre überschritten und sind daher nicht mehr voll einsatzfähig. "Wir haben mit der Altersstruktur ein Problem", sagt Schöpp.

Verschärfend kommt hinzu, dass die "Kreuzbichler"-Jugend zwar gut besetzt ist, aber die Jungen just dann abspringen, wenn sie zu den Erwachsenen wechseln könnten. "Sie machen Abitur und gehen zum Studieren weg", musste der Vorsitzende in der letzten Zeit erfahren. Dabei steht die Jugend mit rund 15 aktiven Darstellern gut da und hätte Potenzial.

Wie schwierig es ist, einen kleinen Einakter mit sechs Darstellern auf die Beine zu stellen, hat Schöpp in diesem Jahr erlebt. Zuerst bekam der Spielleiter gesundheitliche Probleme und sprang ab, dann kamen berufliche bei einer Darstellering hinzu, und Schöpp hätte die Spielleitung und die Schauspielerei übernehmen müssen, um die Aufführung zu retten. Ein Ding der Unmöglichkeit. "Ich habe dann die Notbremse gezogen." Fünf oder zehn Theaterbegeisterte würden ihm weiterhelfen. Aber es meldet sich kaum jemand, selbst auf einen Bericht hin im Weßlinger Vereinsblatt "Unser Dorf" war die Resonanz eher gering.

Das war Ende der 1980er Jahre noch anders. Da erlebte das Bauerntheater und die Laienbühne eine große Renaissance. Praktisch in jedem Dorf, in jeder Gemeinde taten sich Bürger zusammen, um Theater zu machen. Die "Kreuzbichler" haben dabei immer zu den anspruchsvollen Gruppen gehört, die sich auch trauten, ernste Stücke aufzuführen. Georg Wall war damals die treibende Kraft. Er spielte und inszenierte gleichzeitig. Die großen Zeiten der Laienbühnen sind inzwischen Vergangenheit. Oder wie es Schöpp ausdrückt: "Der Schwung ist weg." Wer trotzdem Lust zum Spielen hat, kann sich bei ihm unter Telefon 08153/4418 melden.

© SZ vom 21.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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