Weßling:Eltern schlagen Kompromiss bei Kita-Gebühren vor

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Beim Informationsabend über die Kita-Gebühren stellt der Weßlinger Bürgermeister Michael Sturm die geplanten Änderungen vor. (Foto: Georgine Treybal)

Sozialverträglich und nur für ein Jahr: Das sind die Kernpunkte des Vorschlags. Mit Eigeninitiative soll das Defizit der Gemeinde reduziert werden.

Von Patrizia Steipe, Weßling

Es darf teurer werden, aber "sozialverträglich", die Erhöhung soll nur für ein Jahr gelten, und die Eltern werden sich um alternative Finanzierungsquellen bemühen: Das ist der Kern des Elternkompromisses, den diese bei einem Informationsabend der Gemeinde Weßling über die neuen Gebühren für die Kinderbetreuung vorgestellt haben.

Nach dem ersten Schock über teilweise drastische Erhöhungen, die an einem ersten Infoabend als Verwaltungsvorschlag präsentiert wurden, hatten die Eltern eigene Vorschläge entwickelt. Franziska Thaler stellte sie zusammen mit Marina Ludescher und Maria Quantz vor. Am Schluss gab es Standing Ovations von den etwa 50 anwesenden Eltern, die damit ihre Zustimmung zu den Kompromissvorschlägen signalisierten.

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Beim Elternabend hatte Franziska Thaler mehrere Beispielrechnungen aufgeführt, die den Gemeindevorschlägen gegenübergestellt wurden. Dabei versicherte sie, dass die Eltern die Notwendigkeit anerkennen, mit einer Kostensteigerung ihren Teil dazu beizutragen, die Defizite zu kompensieren. Die Gemeinde hatte im vergangenen Jahr etwa 1,6 Millionen Euro mehr für die Kinderbetreuung ausgegeben als eingenommen.

Eine Weßlinger Familie mit vier Kindern bezahlt bereits jetzt 606 Euro für Kindergarten und Mittagsbetreuung. Wenn es nach der Gemeinde geht, dann wären es im nächsten Jahr 1340 Euro, also eine Steigerung um 734 Euro. Hier müsste es höhere Geschwisterrabatte als die zehn Prozent der Gemeinde geben, so der Kompromissvorschlag. Bei einem Einzelkind im Kindergarten würde die Steigerung in zwei Jahren 229 Euro auf 421 Euro betragen. Bei kürzeren Buchungszeiten fällt die Erhöhung geringer aus, aber mit mindestens 100 Euro Erhöhung müsse jede Familie rechnen.

Lob für die Gemeinde für die Reduzierung bei der Krippe

Je nach Einrichtung schlägt die Gemeinde entweder eine Reduzierung (bei den Krippen) oder eine Erhöhung zwischen 45 bis 73 Prozent in zwei Jahren, vor. Beim Elternkompromiss sollen die Kindergärten und der Hort lediglich um 40 Prozent erhöht werden und das auch nur einmal im kommenden Herbst. Bei der Mittagsbetreuung schlagen die Eltern eine Erhöhung um zehn statt um zweimal 40 Euro vor. Es gab aber auch Lob für die Gemeinde, denn für Krippen plant die Gemeinde eine Reduzierung um bis zu 20 Prozent. Statt wie bisher 544 Euro für eine Ganztagesbetreuung würden die Eltern im nächsten Jahr 75 Euro weniger bezahlen. Das begrüßen die Eltern ausdrücklich.

Die Eltern wollen auch durch aktive Hilfe dazu beitragen, dass das Defizit abgeschmolzen wird. So soll ein Förderverein gegründet werden, der Spenden sammelt und Benefizveranstaltungen organisiert. Außerdem wollen Eltern sich an Arbeiten in den Kinderhäusern zu beteiligen und schlagen vor, Kindergruppen als Elterninitiative zu eröffnen. "Wir wollen die ganze Energie nutzen, um nicht gegeneinander, sondern miteinander zu handeln", sagt Thaler.

Das Kinderhaus Regenbogen in Weßling. (Foto: Nila Thiel)

Das sei auch der Gemeinde "ein echtes Anliegen", erwiderte Bürgermeister Michael Sturm erfreut. Vor allem den etwa 30 Familien mit mehr als zwei Kinder stellte er Lösungen in Aussicht. Teuer wird es trotzdem, denn es stehen Investitionen für die Kinderbetreuung an. So sollen die beiden Klassenzimmer im alten Feuerwehrhaus und eventuell die alte Grundschule in Oberpfaffenhofen umgebaut werden, um gesetzlich geforderte Plätze zu schaffen.

Der Kompromissvorschlag der Eltern geht jetzt an die Gemeinderäte. Am 5. März wird über die Gebühren abgestimmt. Parallel dazu haben etwa 130 Mütter einen Brief an die Gemeinde geschrieben, in dem sie darauf aufmerksam machen, dass die Erhöhung auf Kosten der Berufstätigkeit von Frauen gehe. "Die Kinderbetreuung darf nicht zu einem Privileg für diejenigen werden, die es sich leisten können", heißt es in dem Schreiben.

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