Neues Buch:"Das Schreiben ist mir höchste Lust, aber dann kommt der Frust"

Lesezeit: 3 min

Werner Siegert aus Stockdorf hat mehr als 50 Bücher veröffentlicht. (Foto: Nila Thiel)

Der Stockdorfer Autor Werner Siegert spürt dem Sinn des Lebens nach und nimmt dabei das Alphabet zu Hilfe.

Von Sabine Bader, Gauting

Die Liste seines Gesamtwerkes ist beträchtlich: Der Stockdorfer Autor Werner Siegert hat 28 Fach- und Sachbücher verfasst, dazu etliche Romane, Krimis und Kurzgeschichten. Eigentlich habe er wegen seines hohen Alters kein Buch mehr schreiben wollen, sagt er. Immerhin ist Siegert 93 Jahre alt. Doch dann habe ihn eine Leserin dazu gedrängt, gerade wegen seines Alters eine Art Resümee zu ziehen und dem Sinn des Lebens nachzuspüren. Damit die Suche danach nicht ausufert, nutzt Siegert das Alphabet; zu jedem Buchstaben hat er einen kurzen Text verfasst.

SZ: Herr Siegert, warum folgen Sie dem Alphabet, um dem Sinn des Lebens nachzuspüren? Führen Buchstaben wie Q, X und Y nicht eher vom eigentlichen Thema weg?

Werner Siegert: Das Alphabet diente mir als Leitplanke. Ich habe in meinem langen Leben nicht nur Positives erlebt. Im Gegenteil: Ich habe große Hoffnungslosigkeit und Leid im Krieg und danach erlebt. Eine Leserin früherer Bücher bat mich zu beschreiben, wie ich auch aus solchen Situationen immer wieder zu Höhen zurückgefunden habe und so dem Leben wieder einen Sinn abgewinnen konnte. Das Thema "Sinn des Lebens" ist unermesslich. Es kam mir vor wie Kuchenteig, der auseinanderläuft. Darum habe ich mich hinter die Buchstaben des Alphabets geflüchtet und das geschrieben, was mir zu spontan eingefallenen Stichwörtern einfiel.

Haben Sie einen Lieblingsbuchstaben?

Das Y. Dabei hatte ich weder eine Sybille zur Freundin noch eine Yvonne. Aber dieser Buchstabe hat für mich etwas ganz Besonderes: Er ist wandelbar, mal wie Ü, mal wie J, mal wie das englische "Wei". Auch sah er in der Sütterlinschrift, die ich noch gelernt habe, wunderschön aus.

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Und welcher Buchstabe war am problematischsten?

Das Q. Da war ich froh, dass mir schließlich die Quelle eingefallen ist. Die erwies sich als sehr ergiebig, hat mich noch mal eintauchen lassen in die Zeit nach der Wiedervereinigung und mir bewusst gemacht, dass unser Leben von Quellen gespeist wird, und wir selbst Quellen sind.

Sie kommen in diesem Buch häufig auf Gott zu sprechen. Sind Sie ein gläubiger Mensch?

Ganz klar, ja. Aber ich bin nicht kirchengläubig. Die Botschaft, die Jesus Christus uns gegeben hat, war ganz klar und verständlich für Weinbauern und Schafhirten. Aber ganz klare Botschaften werden von Menschen nicht gerne gehört, weil sie dann keine Ausrede haben, warum sie diese nicht befolgen. Denn es sind Botschaften, wie sich Menschen gegenüber Menschen und der Schöpfung verhalten sollen. Letztlich war und ist es eine Anweisung für eine Gesellschaft in Frieden und Wertschätzung. Was passiert, wenn man sie nicht befolgt, erleben wir gerade jeden Tag und jede Stunde.

Sie haben angekündigt, Ihr jüngstes Werk werde definitiv Ihr Letztes sein. Macht Ihnen das Schreiben keinen Spaß mehr?

Im Gegenteil: Das Schreiben ist mir höchste Lust. Aber was dann kommt, ist nur Frust. Das heißt, man muss Rechnungen schreiben, verschicken und Marketing machen. Und was letztlich dabei herauskommt, ist ja auch nur ein magerer Erlös. Schließlich bleiben dem Autor in den gängigen Verlagen lediglich acht bis zehn Prozent des Nettoverkaufserlöses. Für ein Buch, das im Laden 20 Euro kostet, bekommt der Autor also 86 Cent. Das ist die Realität. Und wer glaubt, mit dem Bücherschreiben Geld zu verdienen, der ist entweder ein hoffnungsloser Optimist, ein großes Talent oder er braucht das Geld gar nicht, weil er prominent ist. Wenn ein berühmter Fußballer ein Kochbuch für die linke Hand schreiben würde, wäre das sicher ein Kassenschlager.

Von Ihren vielen Büchern fand die dünne, nur 18-seitige Broschüre "Der kleine aber absolut unentbehrliche Weißwurst-Knigge" bei den Lesern den größten Anklang. Gibt Ihnen das zu denken?

Nein, denn die Weißwurst ist nun mal ein Symbol für München, fast schon ein Heiligtum. Ich wurde als Nichtbayer stets belehrt, wie man eine Weißwurst zu essen hat. Letztlich gibt es kein Gesetz und keine Regel, wie man eine echte Münchner Weißwurst zu essen hat. Aber wehe, Sie verstoßen dagegen! Dem kann man nur mit Humor begegnen.

Werner Siegert, "Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens". Verlag Edition Forsbach, Bamberg, ISBN 978-3-95904-243-7, 156 Seiten, 16,90 Euro.

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