Vermisster Bub aus Gauting gefunden:"Wir sind erleichtert, es geht ihm gut"

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33 Stunden lang war ein 12-Jähriger aus Gauting spurlos verschwunden, seit Montag ist der Gymnasiast wieder zu Hause. Warum er ausrückte, ist unklar.

Peter Haacke

Die quälenden Stunden der Ungewissheit für die Gautinger Eltern sind vorüber, ihr zwölfjähriger Sohn ist wieder wohlbehalten zu Hause: Knapp 33 Stunden lang war der Sechstklässler mit seinem Fahrrad unterwegs gewesen, in der gesamten Region war nach dem Gymnasiasten gefahndet worden. Am Montag gegen 19.15 Uhr verständigte ein Zeuge in München die Polizei, dass er den Jungen vor einem Firmengebäude am Oscar-von-Miller-Ring - der Arbeitsstelle des Vaters - gefunden habe. Ein Arbeitskollege hatte den Buben an seinen auffälligen Turnschuhen mit den orangefarbenen Streifen erkannt und über den Pförtner die Polizei informiert.

"Wir sind total erleichtert", sagte am gestrigen Dienstag der Vater, "es geht ihm gut, körperlich fehlt ihm nichts". Nur etwas heiser und völlig übermüdet sei der Ausreißer, der die Nacht von Sonntag auf Montag ohne Decke allein auf irgendeinem Spielplatz im München verbracht hatte. Gegenüber der Polizei, die ihn nach seiner Entdeckung zunächst in Gewahrsam genommen hatte, ließ der Zwölfjährige kaum etwas heraus: "Er ist angeblich unterwegs gewesen, weil er weg wollte", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums. Eine Straftat könne aber definitiv ausgeschlossen werden.

Der Junge hatte am Sonntag gegen 10.30 Uhr die elterliche Wohnung verlassen, um einen Freund zu besuchen. Dort kam er aber nie an. Nachdem der Schüler nicht nach Hause gekommen war, hatte ihn sein Vater am Nachmittag als vermisst gemeldet. Wie berichtet, setzte die Polizei daraufhin Hundestaffeln, Hubschrauber und Streifenwagen ein, mehrere Personen wurden nach dem möglichen Verbleib des Jungen befragt. Am Montagnachmittag wurde bis zum Einbruch der Dunkelheit erneut ein Waldstück mit Hunden abgesucht, doch bis zum Abend hatten sich keinerlei Hinweise auf den Aufenthaltsort des Schülers ergeben.

In den Abendstunden aber wurde ein Arbeitskollege seines Vater, der über das Verschwinden des Jungen informiert war, auf den Zwölfjährigen mit seinem weißen Mountainbike aufmerksam: "Er hat vor meiner Arbeitsstelle auf mich gewartet", berichtete der sichtlich erleichterte Vater gestern, der ebenso wie seine Frau und die Geschwister des Zwölfjährigen heilfroh ist, dass dieses Abenteuer glimpflich zu Ende ging. Nach einer Vernehmung bei der Polizei holten die Eltern den Jungen zurück nach Gauting, kurz nach 23 Uhr war er - ausgehungert und völlig übermüdet - wieder zu Hause.

Unklar ist bislang, warum der Gymnasiast ausgerissen war. "Wir haben mit ihm noch nicht sprechen können", berichtete gestern Vormittag der Vater. Er vermutet "schulische Probleme" als Ursache für den Ausflug seines Sohnes. Möglicherweise kommen aber auch familiäre Umstände in Betracht. Nun müsse man die Ursachen für das Verschwinden des jungen Mannes suchen, der nicht das erste Mal allein unterwegs war. "Wir müssen aufarbeiten, was da genau vorgefallen ist", sagte der Vater. Eventuell wolle man dazu auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Die Gautinger Polizei hat routinemäßig das Jugendamt in Starnberg informiert, das sich in derartigen Fällen helfend einschaltet. Der Zwölfjährige ist nach Auskunft seines Vater derzeit "psychisch gut drauf", man müsse den Jungen aber erstmal "langsam nach Hause zurückkehren lassen".

© SZ vom 17.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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