Verkehr:Kilometerlange Staus in Starnberg

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Bauarbeiten an einer Zulaufstrecke für den B2-Tunnel führen bis zum Mittag zu erheblichen Behinderungen auf allen Einfallsstraßen der Kreisstadt. Die Baufirma hatte zu früh begonnen

Von Peter Haacke, Starnberg

Kleine Ursache, große Wirkung: In Starnberg ist es am Donnerstag zeitweise zu erheblichen Verkehrsbehinderungen gekommen. In der Innenstadt und auf der Bundesstraße 2, aber auch auf den Staatsstraßen aus Richtung Söcking, Hanfeld und Berg, ging zeitweise nichts mehr. Kilometerlang stauten sich die Fahrzeuge zurück. Einige Verkehrsteilnehmer, die die Kreisstadt lediglich durchqueren wollten, berichteten über Verzögerungen von bis zu 90 Minuten am Vormittag.

Grund für die Beeinträchtigungen waren Bauarbeiten an der nördlichen Zulaufstrecke für den B2-Tunnel an der Münchner Straße. Das Staatliche Bauamt Weilheim hatte angekündigt, von etwa 9 Uhr an die stadtaus- und -einwärts führenden Fahrspuren der Bundesstraße auf jeweils einen Fahrstreifen zu reduzieren, um eine Querungsinsel für Fußgänger im Kreuzungsbereich zur Strandbadstraße zu verlegen. Tatsächlich aber hatte die beauftragte Firma mit ihren Bauarbeiten offenbar abweichend von der verkehrsrechtlichen Anordnung bereits rund eineinhalb Stunden früher begonnen - mit fatalen Folgen. Die morgendliche Berufverkehrswelle steckte fest und führte dazu, dass auch nachfolgende Knotenpunkte in der Kreisstadt überlastet waren. Betroffen war am Donnerstagvormittag in erster Linie der Berufsverkehr, aber auch für Busse des ÖPNV gab es kaum mehr ein Durchkommen. Viele dürften durch den Zeitverlust in Starnberg wichtige Termine verpasst haben. Der Versuch, die Kreisstadt zu durchqueren, artete zur wahren Geduldsprobe aus. Angesichts einer heillos verstopften Innenstadt und der zuführenden Staatsstraßen suchten viele ortskundige Autofahrer ihr Heil, indem sie Wohngebiete durchquerten, was die ohnehin angespannte Lage wiederum an anderer Stelle verschärfte. Zudem ignorierten laut Polizei viele Fahrer die Vorgaben der Straßenverkehrsordnung und fuhren in Kreuzungsbereiche ein, obwohl der Verkehr stand. Nur wenige Auswirkungen zeigten die Bauarbeiten an der B2 dagegen auf den Verkehr im Bereich des Starnberger Gewerbegebiets und auf der Gautinger Straße. Eindeutig im Vorteil im Hinblick auf Mobilität waren insbesondere Radfahrer und Fußgänger.

Das Staatliche Bauamt bedauerte die entstandenen Behinderungen. Zwar hatte man bereits am Dienstag in einer Pressemitteilung auf die Bauarbeiten an der B2 und auf daraus resultierende mögliche Beeinträchtigungen durch die Reduzierung auf einen Fahrstreifen je Fahrtrichtung hingewiesen. Allerdings ergaben sich die erhebliche Störungen vor allem wohl dadurch, dass die ausführende Baufirma die Sperrung "leider verfrüht begonnen" habe. Die Radiostationen meldeten bereits am Morgen über einen Stau zwischen Pöcking und Starnberg. Vom Maxhofkreisel an wurde es für Autofahrer auf der B2 ebenso zäh wie aus Gegenrichtung vom Starnberger Autobahn-Dreieck, am Hanfelder Berg, in der Söckinger Straße oder auf der Staatsstraße aus Richtung Berg.

Dass selbst kleine Änderungen im sensiblen Verkehrsnetz erhebliche Auswirkungen auf den Verkehrsfluss haben können, ist keine neue Erkenntnis in Starnberg. Insbesondere die viel befahrene B2 gilt als Achillesferse: Kommt es hier zu Beeinträchtigungen, sind die Folgen nahezu in der ganzen Stadt spürbar. Die Starnberger Polizei weiß das, sah aber auch am Donnerstag keine Möglichkeiten, die Lage zu entschärfen. Als "chaotisch" bezeichnete Oliver Jauch, Verkehrssachbearbeiter der Inspektion Starnberg, und verglich die Situation mit verkaufsoffenen Sonntagen, bei denen die Innenstadt gesperrt ist. "Da lässt sich auch nichts machen", sagte Jauch; das Problem werde jeweils nur verschoben.

Gegen Mittag entspannte sich die Situation, weil wieder vier Fahrspuren zur Verfügung standen. Bis 15 Uhr kam es erneut zu kleineren Beeinträchtigungen durch die Sperrung von Fahrstreifen, weil ein neuer Straßenbelag aufgetragen wurde. Auf die angekündigten Restarbeiten am Abend konnte jedoch verzichtet werden.

Unterschiedlich reagierten Betroffene auf den gehemmten Verkehrsfluss: Einige sahen im Bau des B2-Tunnels die Ursache allen Übels, andere erkannten im Stau die Notwendigkeit, den Tunnel zur Entlastung schnellstmöglich fertig zu stellen. Der nächste Härtetest für Autofahrer auf der B2 steht voraussichtlich in der Woche von Montag bis Freitag, 8. bis 12. Oktober an: Dann werden die Fahrstreifen verengt, um einen Tagwasserkanal zu verlegen. Das Staatliche Bauamt will künftig verstärkt darauf achten, dass "notwendige Fahrstreifeneinschränkungen auf der B 2 vordringlich in verkehrsschwachen Zeiten" - also möglichst am Wochenende oder nachts - stattfinden "und mit einem längeren Vorlauf angekündigt werden", hieß es.

© SZ vom 28.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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