Eine Bühne in idyllischer Lage am Ufer, Blick über den Ammersee, gute Musik, gute Stimmung und ein Kunsthandwerkermarkt: So war das im vergangenen Sommer beim Summermarkt in Utting. Die gute Stimmung ist vergangenen, ob es in diesem Jahr eine Neuauflage gibt, ist fraglich, und das gilt auch für die Seebühne. Ein Anwohner will die Veranstaltungen verhindern. Nun werden Unterstützerunterschriften gesammelt.
Ein Anwohner, der nicht unmittelbar beim Summerpark wohnt, hat juristische Schritte eingeleitet. Das macht dem Schauspieler und Regisseur Florian Münzer große Sorgen; er organisiert die Seebühne in Utting. Seit Jahrzehnten führt er mit einem Ensemble aus Laien und Profis im Sommer auf einer eigens aufgestellten Theaterbühne im oder am Ammersee Theaterstücke auf.
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Seebühne und Summermarkt sind das Gesprächsthema in Utting. Eine große Welle der Solidarität mit den beiden Veranstaltern ist angelaufen. Frauen aus einer Sportgruppe für über 70-Jährige legen beispielsweise Unterschriftenlisten in den örtlichen Geschäften aus. Helga Schraidt, eine der Initiatorinnen, erzählt, dass sie sich zu dieser Aktion entschlossen haben, um sich für die beiden Veranstaltungen starkzumachen. Die große Resonanz hat sie überrascht. Mehr als 800 Unterschriften dürften es nach ihrer Schätzung inzwischen sein. Bis zum Mittwoch, 28. Februar, wird weiter gesammelt, dann werden die Listen an die Gemeinde übergeben.
Die Gemeinde Utting und die beiden Veranstalter, Florian Münzer für die Seebühne und Martin Gruber, der vielen unter seinem Spitznahmen "Miene" bekannt ist, für den Summermarkt erhielten vor einiger Zeit Anwaltspost. Darin enthalten, so interpretiert es Münzer, ist die Möglichkeit, eine einstweilige Verfügung während des laufenden Spielbetriebs anzustrengen, um die Auftritte auf der Seebühne zu verhindern.
Vorsichtshalber hatte Münzer bereits im vergangenen Sommer bei der Aufführung von "Robin Hood" Lärmmessungen in Auftrag gegeben. Die zulässigen Werte seien dabei eingehalten worden. Die Seebühne nutzt seit ihrer ersten Spielzeit im Jahr 1997 keine Mikrofone bei ihren Vorstellungen. Die Zuschauertribüne im Halbrund wird gemietet und ebenso wie die Bühne zeitnah auf- und abgebaut.
Münzer berichtet, dass es bereits 2011 einen Versuch des Anwohners gegeben habe, die Vorstellungen auf der Seebühne zu unterbinden; damals sei das aber außergerichtlich geklärt worden. Pro Spielzeit seien 20 mögliche Auftritte vereinbart worden, um bei verregneten Sommern genügend Ausweichmöglichkeiten zu haben. Im Jahr 2010 seien fünf der geplanten 16 Vorstellungen ausgefallen, berichtet Münzer. In einer Saison mit gutem Wetter habe man sich ein finanzielles Polster verschaffen können. Dadurch sei es möglich gewesen, ein Stück wie "Das Dschungelbuch" zu zeigen, für das Abgaben zu bezahlen sind. "Ich war immer stolz darauf, dass sich die Seebühne aus vereinseigenen Mitteln finanzieren konnte", sagt Münzer. In diesem Sommer steht der "Goggolore" von Otto Reuther auf dem Programm; vorgesehen sind 16 Spieltage.
Einen Umzug der Seebühne vom Summerpark in das Freizeitgelände habe er geprüft, aber das sei wegen der ohnehin schon vielfältigen Nutzung dort nicht möglich. Der Summerpark, eine sanft zum Seeufer abfallende Wiese, ist benannt nach der Familie Summer. Sie betrieben eine, besonders ab der Eröffnung der Bahnlinie Mering-Weilheim um die Jahrhundertwende, eine florierende Großgastronomie mit Biergarten und Seeblick.
Der Antrag auf Genehmigung für die diesjährige Spielzeit der Seebühne sei bereits eingegangen, berichtet Matthias Graf, Geschäftsleiter der Gemeinde Utting. Derzeit liege der Vorgang zur Prüfung bei einem Anwalt, die Sache sei aber sehr komplex. Die Gemeinde möchte eine rechtssichere Genehmigung erteilen, daher hielt sich Graf noch bedeckt. Der Gemeinderat soll sich in seiner nächsten Sitzung am Donnerstag, 29. Februar, mit dem Thema befassen.
Gerade erst hatte die Gemeinde Martin Gruber für weitere fünf Jahre das Marktrecht erteilt. Den Summermarkt hatte er vor zwei Jahren erstmals organisiert. Er hatte den Kunsthandwerkermarkt übernommen, den es seit 1995 gibt; zunächst befristet auf zwei Jahre. Dieses Jahr soll der Markt am Wochenende von 21. bis 23. Juni im Summerpark stattfinden.
Gruber traf das Anwaltsschreiben völlig unerwartet. Als Entgegenkommen will er in diesem Jahr nicht nur das kostenfreie Konzertprogramm um 22 Uhr beenden, sondern auch die Gastronomiestände sollen um eine Stunde früher als bisher ebenfalls um 22 Uhr schließen. Im vergangenen Jahr spielte dort beispielsweise die Band Hochzeitskapelle.
Der Gastronom und Kulturschaffende Gruber hat eine Online-Petition gestartet. Innerhalb von nicht einmal zwei Tagen haben schon knapp 1800 Unterstützer unterschrieben, davon knapp 800 Uttinger. Seit 30 Jahren sei der Kunsthandwerkermarkt ein fester Bestandteil der regionalen Kunst- und Kulturszene, schreibt Gruber in einem Aufruf. Etwa 70 teils internationale Aussteller bieten Schmuck, Design, Textildesign, Upcycling, Mode und ausgefallene Kunstgegenständen an. Gerade die Abende würden von den Uttingern und ihren Gästen sehr gut angenommen, betont der Veranstalter. Nach seinen Worten ist das "ein wichtiger Bestandteil unserer Lebensqualität in Utting".
Gruber freut sich sehr über die breite Unterstützung. Er hat sich zudem entschlossen, selbst "juristische Betreuung" in Anspruch zu nehmen. Dafür sammelt er auf der Plattform gofundme. Als Summe hat er hier 10 000 Euro angesetzt, fast 8300 Euro sind bis Sonntagnachmittag schon eingegangen.