Unterbrunn/Trudering:Nette Diebe

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Der Truderinger Maibaum zieht an den Ortsrand von Unterbrunn um, denn wegen einer fehlenden Transportgenehmigung dauert das Exil länger als geplant. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Burschen malen gestohlenen Maibaum an

Der Truderinger Maibaum bleibt vorerst in Unterbrunn. Die Burschen werden den 28 Meter langen Fichtenstamm nicht nur behalten, sondern auch noch anmalen. Sonst bestünde die Gefahr, dass er nicht rechtzeitig fertig wird, denn nächste Woche soll er ja aufgestellt werden. Die eigentlich vorgesehene vorzeitige Rückgabe, die in den Auslöseverhandlungen vereinbart wurde, ist daran gescheitert, dass der Rücktransport über öffentliche Straßen nicht genehmigt wurde.

Damit der Baum am 1. Mai in den bayerischen Landesfarben weiß und blau aufgestellt werden kann, wird er nun in Unterbrunn hergerichtet. Für diese Arbeit braucht es einen geeigneten Lagerplatz, den die Burschen am Donnerstagabend etwas außerhalb des Ortes ansteuerten.

Wie viele Liter Bier und Brotzeiten die Unterbrunner Burschen bekommen, damit sie den in der Nacht zum Montag geklauten Baum zurückbringen, verrät der "Truderinger Buam Festring" nicht. Man habe sich mit den umgänglichen Unterbrunnern bei den Rückgabeverhandlungen gut verstanden, sagt Vize-Bua Karl Ibscher, der sich schon auf die gemeinsame Gaudi beim Strafbier-Vertilgen freut.

Wann der Baum zurückkehrt, ist aber jetzt noch offen. Die Fichte ist noch roh: Nicht einmal zum Aufbringen der weißen Grundierung war man gekommen, ehe 50 starke Unterbrunner sie im Morgengrauen entführten. Am 1. Mai soll der Baum in voller Pracht und weiß-blau neben dem Kirchturm von St. Peter und Paul in den Himmel zeigen.

Vorwürfe, den vier Tonnen schweren Stamm in den entscheidenden Stunden allein gelassen zu haben, akzeptiert Karl Ibscher nicht, schon gar nicht von denen, die sich nicht freiwillig in die Bewacherlisten für die brenzligen vier Wochen eingetragen hatten. Jeder habe aber nun mal auch einen Beruf. Und einen Verräter in den eigenen Reihen schließt er aus: Die Unterbrunner hätten sehr pfiffige Spione. Sie schicken jedes Jahr Spähtrupps los, um geeignete Beute zu finden. Als der Baum in einer Nacht unbewacht war, schlugen sie zu. Den vier Tonnen schweren aus einem Stadl herauszuholen, war gar nicht so einfach. Das Tor war laut Ibscher mit einem Bus und einem Kiescontainer verstellt worden. Da mussten sich die Unterbrunner schon anstrengen. Und jetzt haben sie noch mehr Arbeit mit dem Truderinger Baum.

© SZ vom 23.04.2016 / fxf/Re - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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