Dorfbühne:Das gefährliche Leben eines Gartenzwergs

Lesezeit: 2 min

Mit viel Spaß auf der Bühne: Sandra Helmer als Inge Holzapfel und Thomas Dietl als Herbert Obermeier in 'Der Gartenzwerg Mord'. (Foto: Arlet Ulfers)

Das Theater Unterbrunn startet mit einem turbulenten Stück in die neue Saison, in dem einem Gartenzwerg eine tragende Bedeutung zukommt. Hinter den Kulissen kämpft das Ensemble mit einem allgegenwärtigen Problem: dem Nachwuchsmangel.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Gauting

Am Gartenzwerg scheiden sich die Geister. Für die einen ist er der Inbegriff von Spießertum und schlechtem Geschmack, für andere ein geliebtes Sammlerobjekt. Nicht selten ist daher der Streit am Gartenzaun vorprogrammiert, insbesondere, wenn vollkommen gegensätzliche Fronten aufeinanderprallen - wie beim konservativen Ehepaar Obermeier und ihren esoterisch angehauchten Nachbarn Holzapfel in der Komödie "Der Gartenzwerg Mord" von Gudrun Ebner. Wie im richtigen Leben beginnt der Zoff mit kleinen Pöbeleien und eskaliert - bis es einen Mord gibt. Das Opfer: ein Gartenzwerg.

Mit diesem turbulenten Stück startete das Unterbrunner Theater des Männergesangsvereins Harmonie am Freitag in die neue Theatersaison. Die Premiere in der Mehrzweckhalle wirkte wie ein großes Familientreffen. Nicht nur die Unterbrunner wollten die durchwegs mit viel Talent zur Komik agierenden Spieler unterstützen, auch Bürgermeisterin Brigitte Kössinger nebst ihren Rathaus-Mitarbeitern bis hin zum Bauhof sowie Stammgäste aus München besuchten die Aufführung. Kein Wunder also, dass jede Szene von viel Applaus begleitet wurde und das Ensemble sein Publikum von Anfang an im Griff hatte. Aber zuerst gab es eine "Weltpremiere" des Männergesangsvereins. Chorleiterin Ute Leitl-Hag hatte Udo Jürgens' Klassiker "Griechischer Wein" umgeschrieben auf die Unterbrunner, die beim bayerischen Bier gerne im Gasthof Högner sitzen.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Für Regisseur Hubert Dietl ist nach dem Theater vor dem Theater. Denn kaum ist eine Spielsaison beendet, sucht er schon wieder nach geeigneten Stücken für das nächste Jahr. Manches ist zu banal, zumal Flüche oder Schimpfwörter in Unterbrunn nicht auf die Bühne kommen. Weitere Stücke scheiden aus, weil das Ensemble mit maximal neun Spielern sehr klein ist und es an jungem Nachwuchs fehlt. "Vielleicht sollten wir uns künftig auf Geschichten vom Altenheim spezialisieren", urteilte er mit Galgenhumor vor dem Hintergrund, dass seine Stammspieler mit ihm gealtert sind.

Zwar sehen sich die meisten Spieler oft monatelang nicht, aber sie sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Sobald die ersten Proben im Dezember beginnen, sind sie da. Das Spielen hat sie zusammengeschweißt, sodass sie seit Jahrzehnten immer wieder ein neues Theaterstück auf die Beine stellen. Dietl gehört dem Ensemble seit 52 Jahren an und führt seit 17 Jahren Regie. Seine Kinder Christine Penzenstadler und Thomas Dietl sind mit dem Theater aufgewachsen. Und weil sie sich von klein auf kennen, stellen sie die eingespielten Routinen des Ehepaares Obermeier überzeugend und realistisch dar.

Die Aufführung in der Mehrzweckhalle stieß auf großes Interesse. (Foto: Arlet Ulfers)
Auf der Bühne gab es musikalische Vorführungen des Männerchors. (Foto: Arlet Ulfers)

Das Ensemble ist so klein, dass die Aufführungen ausfallen müssen, wenn ein Schauspieler krank ist. Daher war Dietl sehr dankbar, dass in diesem Jahr Sandra Helmer eingesprungen ist. "Sie ist ein Glücksgriff", lobt Dietl. Helmer hat einige Kostüme gespendet, wie beispielsweise den Sari, den sie als esoterisch angehauchte Inge Holzapfel trägt oder das Sultangewand von Ehemann Karl-Heinz (Jakob Dissinger). Denn für den Kauf von Kostümen ist in Unterbrunn kein Geld da. Daher bringen die Spieler normalerweise ihre eigenen Kleidungsstücke mit. Und die vielen Gartenzwerge, die auf dem Grundstück der Obermeiers verteilt sind, hat ein Unterbrunner Gartenzwerg-Fan zur Verfügung gestellt. Nur das "Mordopfer" musste gekauft werden.

Die liebevoll gestalteten Kulissen wurden selbst entworfen. Fritz Hirsch, Jakob Dissinger, Alfons Högner und Hubert Dietl haben Häuserfassaden von früheren Aufführungen aufgehübscht und das Dorf im Hintergrund gemalt. So ist das bei den Unterbrunnern: Sie singen im Chor, spielen auf der Bühne und werkeln gleichzeitig hinter den Kulissen. Alle helfen einander und springen notfalls auch kurzfristig für ihre Mitspieler ein. "Es ist Spaß an der Freude", sagt Dietl.

Weitere Veranstaltungen von 8. bis 17. März, jeweils am Freitag und Samstag, um 20 Uhr sowie sonntags, um 19 Uhr. Kartenvorverkauf unter Telefon 089/ 8503208.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusRoboter im Altersheim
:"Hallo Elisabeth, hast du einen schönen Tag bisher gehabt?"

Roboter Navel hat Kulleraugen, kann sprechen - und die Seele streicheln: In einem Herrschinger Altersheim läuft ein Experiment. Kann der Roboter die Pflege revolutionieren?

Von Viktoria Spinrad (Text), Nila Thiel und Robert Haas (Fotos und Videos)

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: