Pädagogik:Neustart im Unterbrunner Kindergarten

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Jetzt heißt es Regale schleppen für die neuen Betreiberinnen des Kindergartens Unterbrunn (v. li.) Rebecca Möcks und Alexandra Heb . Nach den Sommerferien starten sie mit ihrer "Kleinen Heimat". (Foto: Nila Thiel)

Unzufriedene Eltern drängen auf einen Wechsel der Trägerschaft. Das Rote Kreuz muss den Standort im alten Schulhaus nach einer Ausschreibung aufgeben. Zwei Frauen aus dem Ort übernehmen nun die Einrichtung.

Von Michael Berzl, Gauting

Dieser Kindergarten ist etwas Besonderes: die hohen Räume im alten Schulhaus in Unterbrunn, eine Holztreppe hinauf zum Speicher, ein Gebäude, das unter Denkmalschutz steht und so viel mehr Charme hat als wohl fast jeder Neubau. Und dazu noch ein Garten mit Bäumen. Gleich nebenan ist die Kirche, ganz in der Nähe eine Gaststätte. Ein echtes Idyll, aber die Stimmung im Haus war zuletzt gar nicht mehr gut. Auch dort beschwerten sich Eltern über den bisherigen Betreiber, den Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), und drängten auf einen Wechsel. Der passiert nun. Alexandra Heb und Rebecca Möcks übernehmen den Kindergarten. Er heißt künftig "Kleine Heimat".

Nach den Sommerferien beginnt in der ersten Septemberwoche der Betrieb unter der neuen Trägerschaft. In einer Gruppe können bis zu 25 Kinder betreut werden. Es gibt einen großen Gruppenraum und eine Turnhalle. In diesen Tagen werden die Räume eingerichtet. Einige Möbel sind schon in diversen Garagen im Ort eingelagert und kommen nun Fuhre um Fuhre zum alten Schulhaus. Zum Teil wurden sie gespendet, ein Segelschiff zum Beispiel kommt von einem Gautinger Schuhgeschäft, das geschlossen wurde. Ein Teil der Ausrüstung wurde vom BRK übernommen, ein Teil musste aber auch noch bestellt werden. Eine Leseecke mit Sofa wird neu geschaffen.

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Im Zuge einer Neuausschreibung, bei der sich auch das BRK wieder beworben hatte, haben Heb und Möcks die Trägerschaft bekommen. Sie kennen sich schon lange. Im Ort sind sie bekannt als die Betreiberinnen der Kinderfeuerwehr, ein Modell, das sich bewährt hat und das es schon seit mehr als zwölf Jahren schafft, dass schon von Kindesbeinen an Nachwuchs zum Löschtrupp findet. "Das läuft super", sagt Möcks. Derzeit gebe es gerade zwei Gruppen mit je zehn Kindern.

Die beiden befreundeten Frauen hatten schon länger den Plan, gemeinsam einen Kindergarten zu eröffnen und waren auf der Suche nach geeigneten Räumen, als die Gemeinde die Einrichtung in Unterbrunn neu ausgeschrieben hat. Alexandra Heb ist 47 Jahre alt, sie hat selbst drei Kinder im Alter von fünf, 13 und 18 Jahren. Sie ist gelernte Hotelkauffrau und will vor allem den organisatorischen Part übernehmen. Möcks ist gelernte Kinderpflegerin und Erzieherin und wird die pädagogische Leitung übernehmen. Zuletzt hat die 39-Jährige den katholischen Kindergarten Sankt Martin in Martinsried geleitet. Zwei weitere pädagogische Fachkräfte wurden bereits engagiert.

Das alte Schulhaus in Unterbrunn hat ein besonderes Flair. (Foto: Nila Thiel)
Auch eine neue Garderobe haben ( v. li.) Alexandra Heb und Rebecca Möcks beim Schreiner anfertigen lassen. (Foto: Nila Thiel)

Heb und Möcks dürften wohl mit einem Vertrauensvorschuss der Elternschaft rechnen. Entsprechende Rückmeldungen haben sie jedenfalls bekommen. Viele Mütter und Väter in Unterbrunn sind vor allem froh und erleichtert, dass es nun einen Neuanfang gibt. Auch konzeptionell soll es einige Änderungen geben. Dazu gehört auch, dass der Kindergarten wieder mehr als bisher ins Dorfleben integriert werden soll, dass die Einrichtung Teil des Geschehens im Ort wird, in dem Traditionen einen großen Stellenwert haben.

Das Rote Kreuz ist der größte Betreiber von Kindergärten im Landkreis Starnberg. Insgesamt knapp 30 Einrichtungen sind es, berichtet Amelie von Wissmann, die Bereichsleiterin für Kinder, Jugend und Familie. Der Verlust des Standorts in Unterbrunn ist besonders bitter für den BRK-Kreisverband. "Schließlich war das die älteste Einrichtung, die wir hatten", sagt Wissmann. "Das war schon ein Wermutstropfen."

"Da geht es anderen Trägern genauso", sagt die Bereichsleiterin beim BRK

Es ist nicht der einzige BRK-Kindergarten, bei dem Personalprobleme bekannt werden. Auf die Frage, ob das am Roten Kreuz als Träger liege, antwortet Wissmann: "Da geht es anderen Trägern genauso. Da sitzen wir alle im gleichen Boot." Gerade im Münchner Umland sei die Konkurrenz groß; da könne für einen Stellenwechsel schon ausschlaggebend sein, ob eine Umlage bezahlt werde oder nicht. Zugleich äußert Wissmann Verständnis für den Unmut der Eltern.

Heb und Möcks möchten über die Vorgeschichte mit den Querelen in den vergangenen Jahren gar nicht mehr gerne sprechen. Vor allem personell hatte es Probleme im bisherigen BRK-Kindergarten Regenbogen gegeben: häufiger Wechsel, Kündigungen und die drohende vorübergehende Schließung. Die künftigen Betreiberinnen freuen sich auf einen Neuanfang, der möglichst unbelastet sein sollte. "Das Team steht", sagt Alexandra Heb. "Und alle wollen, dass es jetzt losgeht". Die Betreuung werde teurer als bisher, trotzdem seien ihnen die meisten Eltern treu geblieben. Nur einige wenige hätten sich nach einer neuen Einrichtung umgesehen.

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