Umstellung auf LED, Balkonkraftwerke, Sanierung von Gebäuden: Bis 2035 will Tutzing klimaneutral werden. So hatte es der Starnberger Kreistag 2005 beschlossen und Tutzing im März für sich in einem Grundsatzbeschluss untermauert. Einen entscheidenden Beitrag dazu soll ein Bürgersolarpark am oberen Hirschberg im Ortsteil Monatshausen liefern. Der soll nach aktuellem Stand 2,80 Meter hohe Module erhalten, mit fünf Megawatt anfangen und möglicherweise sogar ein noch größeres Gemeinschaftsprojekt mit der benachbarten Gemeinde Pähl werden. "Dann könnten wir auch mindestens 30 Hektar machen und in die Hochspannung einspeisen", sagte Marco Lorenz von der Bürgerinitiative Tutzinger Klimaneutral am Dienstag im Umweltausschuss.
Das Projekt gilt als ein potenziell großer Schritt in Richtung Klimaneutralität für den Ort. In einem ersten Schritt sollen fünf Hektar am oberen Hirschberg belegt werden, die sowohl für Schafhaltung als auch für die Stromerzeugung genutzt werden sollen. Beim Bayernwerk habe man zwei Anfragen gestellt, eine für 20 Megawatt, eine für fünf Megawatt Leistung, berichtete Lorenz. 20 Megawatt gingen allerdings nur in Raisting - und damit "zu weit weg, um das wirtschaftlich zu betreiben."
Newsletter abonnieren:SZ Gerne draußen!
Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.
Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit interessierte auch Wolfgang Behrens-Ramberg (TL). "Ein überzeugender Businessplan sollte die Grundlage sein", sagte er. Bürgermeisterin Marlene Greinwald (FW) betonte: Es sei nichts in trockenen Tüchern, bis die Genehmigungen da sind. Lorenz versicherte, dass derzeit noch geplant werde und es sogar bis Ende nächsten Jahres dauern könne, bis sich die Bürger beteiligen können: "Bis dahin wird auch der Businessplan da sein."
Lorenz war unlängst im schweizerischen Luzern, um sich über das dortige Nahwärmenetz zu informieren. Wie das funktioniert, erklärt der Betreiber in einem Online-Video: Dort wird Wasser aus der Tiefe des Vierwaldstättersees über eine Leitung in eine Seeenergiezentrale geführt. Über einen Wärmetauscher wird die Energie des Seewassers an ein separates Rohrleitungsnetz geleitet, mithilfe einer Wärmepumpe wird das Wasser erhitzt und dann den Endverbrauchern etwa für Heizung und Warmwasser zugeführt.
In Tutzing könnten das unter anderem Verbraucher an Hauptstraße und Bahnhofstraße wie Feuerwehr und die Akademie sein. Hier könnten pro Stunde 2000 Kubikmeter Seewasser verwendet werden. "Das ist schon eine Menge", sagte Lorenz. Was Joachim Weber-Guskar (FDP) offenbar beunruhigte: "Hätte ich als Sommerschwimmer dann einen drei Grad kälteren See?", fragte er, was Lorenz verneinte. Da Wasser nicht im Uferbereich entnommen und in entsprechende Temperaturschichten zurückgeführt werde, werde sich die Seetemperatur nicht messbar ändern. Wegen der Fische sei es ohnehin tendenziell gut für den See, wenn er abgekühlt werde.
Dafür sollen möglichst Leerrohre in die Hauptstraße verlegt werden, bevor die Bauarbeiten dort abgeschlossen sind. Es gebe Rückendeckung vom Umweltministerium, betonte Lorenz. "Wir wären sehr, sehr weit vorn in Deutschland, wenn nicht sogar die Ersten." Um Projekte wie dieses für Tutzings Klimaneutralität bis 2035 voranzutreiben, soll auf Vorschlag der Bürgermeisterin ein eigener Arbeitskreis eingerichtet werden. "Der Grundsatzbeschluss soll ja nicht nur Augenwischerei sein", sagte Greinwald.
Marco Lorenz und Barbara Ropp (beide Energiegenossenschaft Fünfseenland) referieren am Donnerstag, 14. Dezember, um 19.30 Uhr im Rathaus Tutzing über den Tutzinger Bürgersolarpark, im Anschluss folgt eine Diskussion.