Einzelhandel:Schmökern wie am Strand

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Elisabeth Hieronymus hat farblich das Meer in ihren kleinen Laden geholt. (Foto: Georgine Treybal)

Elisabeth Hieronymus hat die Buchhandlung Eselsohr in Tutzing vor der Schließung gerettet.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Tutzing

Die Buchhandlung Eselsohr in Tutzing liegt etwas versteckt in einem Innenhof. Nur ein Schild an der Hauptstraße weist darauf hin, dass der Laden wieder offen ist. Nachdem die frühere Eigentümerin Andrea Pfeiffer das Geschäft wegen einer schweren Erkrankung aufgeben wollte, ist Elisabeth Hieronymus ihre Nachfolge angetreten.

Mit Fingerspitzengefühl hat sie den kleinen Laden renoviert, ihn offener und übersichtlicher gestaltet. Helle Regale und azurblaue Wände lassen an Sommer, Sonne und Lesen am Strand denken. Die Kunden sollen sich in der Buchhandlung eine Auszeit nehmen und entspannt schmökern können. Bei schönem Wetter können sie auch draußen vor dem Eingang an einem kleinen Bistrotisch sitzen und in dem stillen Innenhof in einem Buch blättern. "Der Laden war ein gesellschaftlicher Mittelpunkt in Tutzing", betont Hieronymus. "Ich will ihn im Sinne meiner Vorgängerin weiterführen."

Die Pöckingerin Hieronymus ist Quereinsteigerin. Sie ist zwar keine ausgebildete Buchhändlerin, hat aber Germanistik mit Nebenfach Politik studiert und war jahrelang beruflich im Verlagswesen tätig. "Es war immer in meinem Kopf, einmal eine Buchhandlung zu haben", sagt sie.

Auf den 60 Quadratmetern hält sie eine erlesene Auswahl an Lieblingsbüchern bereit

Mit ihrem nur 60 Quadratmeter großen Laden kann und will sie nicht mit den großen Ketten mithalten, die ihre Bücher oft auf einer Fläche von mehr als 300 Quadratmetern präsentieren. "Ich sehe nicht in erster Linie die finanzielle Seite, sondern meine Freude an Büchern." Wie Hieronymus erklärt, sind kleine Händler durch die Preisbindung geschützt. "Man hat nicht den Wettbewerb im Nacken." Auch die Konkurrenz durch den Onlinehandel sieht sie gelassen. Gerade bei Büchern sei die Beratung und das persönliche Verhältnis zu den Kunden sehr wichtig. Das könne der Onlinehandel nicht bieten.

"Man spricht mit den Leuten, fragt, was sie gelesen haben, und lernt auch selbst ständig dazu", erklärt sie. Man kenne seine Kunden und könne sich auf ihre Vorlieben einstellen. Erst dann gebe sie Empfehlungen ab. Ihre Stammkunden gehören allen Altersgruppen an, ältere Bürger ebenso wie junge Familien. Zwar lese ein Teenager nicht mehr so gerne wie ein Kind, aber spätestens im Studium kommen die jungen Erwachsenen ihrer Erfahrung nach wieder zurück.

Auf den Verkaufstischen präsentiert Hieronymus vorwiegend "Dauerseller" und Neuerscheinungen. Ihr persönliches Steckenpferd sind jedoch Kinderbücher, politische und geschichtliche Sachbücher sowie schön gestaltete, liebevoll bebilderte Bücher.

In den kommenden Monaten sollen Autoren und Kinderbuchautoren zu Lesungen eingeladen werden. Das Veranstaltungsprogramm soll dazu beitragen, dass der Buchladen ein gesellschaftlicher Mittelpunkt in Tutzing bleibt. Zumal die Tutzinger laut Hieronymus den Handel in ihrer Gemeinde unterstützen. "Sie freuen sich über jedes Geschäft, das offenbleibt", sagt die Ladenbetreiberin.

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