Tierisches Leben in Starnberg:So rührend kümmert sich diese Bäuerin um Gänse

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Innige Zuneigung hegt die Landwirtin Karin Käß (hier mit ihrer Tochter Lisa) zu ihren Gänsen. (Foto: Georgine Treybal)

Karin Käß hat die Vögel auf ihrem Hof aufgezogen. Mittags macht sie sich mit der schnatternden Schar immer zum Badeausflug auf - die Pöckinger ergötzen sich daran.

Von Manuela Warkocz, Pöcking

Der Postbote fährt grinsend vorbei, ein Traktor verlangsamt sein Tempo. In Aschering kennt man die seltsame Schar, die in diesen Sommertagen zur Mittagsstund' zum Dorfbach wackelt: Fünf schnatternde, weiße Gänse folgen Karin Käß auf den Fuß. Die Bäuerin dreht sich auf dem Weg durch die Dorfstraße im Pöckinger Ortsteil immer wieder um: "Schön auf dem Gehweg gehen, nein, nicht auf die Straße!", mahnt sie den einen oder anderen Ausreißer zur Ordnung. "Sigi" und "Susi", das Elternpaar, kennen die Marschordnung. Die drei im Mai geschlüpften, bislang namenlosen Jungtiere brauchen noch ein bisschen Verkehrserziehung. Aber Abtrünnige reihen sich nach einem Verweis umgehend brav ein auf dem sicheren Gehsteig. Und weiter geht's im Gänsemarsch. Bis sich die gefiederten Ausflügler nach etwa 200 Meter unterhalb der Kirche St. Sebastian genüsslich in den flachen Bach plumpsen lassen. Ein bisschen Wasser schnappen, Bauch kühlen, Gefieder putzen und im Schatten dösen.

Karin Käß schaut ihren Gänsen entspannt von der Böschung aus zu, füttert sie mit Brocken von zwei mitgebrachten Semmeln. "Das ist meine kleine Auszeit mittags", sagt die 38-jährige Bäuerin vom schmucken Burger-Hof. Dort haben sie und ihr Mann Milchvieh und 150 Hühner zu versorgen. Die Eier verkauft Karin Käß über einen gekühlten Automaten vor dem Hof. Zwei Kinder, ein großer, üppiger Bauerngarten, Katze und diverse andere Tiere - das alles war ihr noch nicht genug. Vor fünf Jahren holte sie sich von einer Nachbarin drei Gänseeier, schob sie den hauseigenen Enten zum Brüten unter. Die kümmerten sich jedoch nach dem Schlüpfen nicht sonderlich fürsorglich um die fremde Brut. "Dann haben wir die aufgezogen", erzählt Tochter Lisa. Die 13-Jährige begleitet ihre Mutter an diesem Dienstag zum Badeausflug der Gänse. Man sieht, dass die Tiere auch sie zutraulich heranlassen. Sigi und Susi stammen noch aus dem ersten Wurf. Die Jungtiere jeder Generation gibt die Familie nach einigen Monaten weiter, etwa an Züchter, die ihre Schar auffrischen wollen. "Wir schlachten die Gänse nicht", erklärt Karin Käß. Die Landwirtin ist fassungslos, dass Gänse teilweise immer noch bei lebendigem Leib gerupft werden, um an die feinen Gänsefedern und Daunen zu gelangen.

Aufpassen muss sie, dass der Fuchs sich keine Gans holt. Deshalb schlafen die Tiere nachts im Kälberstall. So behütet können die Hausgänse 15 bis 20 Jahre alt werden. Ihren Beitrag auf dem Hof leisten sie als Aufpasser. "Besser als ein Hund", stellt die Besitzerin immer wieder fest. "Da kommt keiner unbemerkt rein. Die schlagen sofort Alarm. Und die zwicken ganz schön, wenn sie sich oder ihre Jungen bedroht fühlen." Begehrt sind die Gänseeier. Die verkauft Karin Käß auch, seitdem sie eine passende Verpackung für die Rieseneier - ein Gänseei entspricht beim Kochen und Backen etwa drei Hühnereiern - gefunden hat.

Alle mir nach: Karin Käß dirigiert ihre Gänse auf dem Weg durch Ascheirng zum Badeausflug im Dorfbach. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Ein regelmäßiges Bad zählt bei den Hausgänsen zu den Grundbedürfnissen. Die kleine Sandmuschel der Kinder auf dem Burger-Hof stellte sich dafür schnell als zu klein heraus. Daraufhin etablierte sich der Gänsemarsch zum Ascheringer Dorfbach. Auch im Winter sind die Gänse einem Badeausflug nicht abgeneigt. "Die gehen auch gern ins Wasser", sagt Karin Käß, "wenn's Eis hat."

© SZ vom 18.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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