Teurer Naturschutz:Grüne Brücke verzögert Westumfahrung

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Starnberg lässt die Galgenberg-Trasse umplanen. Das Risiko von Klagen sinkt, die Kosten steigen auf zehn Millionen Euro.

Sabine Bader

In früheren Zeiten galten Umgehungsstraßen als das Allheilmittel schlechthin, um Verkehr, Lärm und Dreck aus den Ortschaften zu verbannen. Proteste gegen den Straßenbau in freier Landschaft gab es kaum. Heute sehen Bürger wie Behörden die Sache differenzierter - vor allem was den Naturschutz anbelangt. Und genau aus diesem Grund muss die Westumfahrung von Starnberg nun noch einmal umgeplant werden. Die Trasse soll am Galgenberg auf einer Länge von bis zu 80 Metern unter die Erde. "Grünbrücke" nennt sich das Bauwerk im Behördendeutsch, das den 20 bis 30 Meter tiefen Einschnitt im Berg kaschieren soll. Tieren bietet der grüne Deckel die Möglichkeit zur Querung der Straße. Und auch das Landschaftsbild wird damit weniger beeinträchtigt. Außerdem sei der Landverbrauch geringer, da sich auf der Brücke die normale Vegetation ausbreiten könne, wie Stephanie Kürmeier vom Straßenbauamt Weilheim betonte. "Wir sparen uns einen Hektar Ausgleichsfläche", sagte sie. Damit müssten auch weniger Grundstücke angekauft werden.

Starnberg lässt die Galgenberg-Trasse umplanen - und die Kosten steigen auf zehn Millionen Euro. (Foto: Jens Wolf/dpa)

Zum Umplanen geraten hatte der Stadt auch ihr Anwalt Volker Gronefeld. Er war bei der Durchsicht der zahlreichen Einwendungen aus den Reihen von Naturschützern und Bürgern zu der Erkenntnis gelangt, dass die Grünbrücke das Klagerisiko wesentlich vermindern werde. "Alles wird beklagt", weiß Gronefeld aus Erfahrung, "aber nicht mit dem gleichen Erfolg". Der Naturschutz habe enorm an Gewicht gewonnen, dem sollte man Rechnung tragen, riet er den Stadträten am Montagabend in der Sitzung.

Für die Stadt bringt die Neuerung freilich auch etliche Nachteile mit sich: Denn das Ganze wird jetzt erheblich teurer. Die Grünbrücke kostet nach bisherigen Schätzungen zusätzlich 2,5 Millionen Euro. Damit steigen die Gesamtkosten für die Westumfahrung auf zehn Millionen Euro. Geld, das die Stadt erst einmal aus eigener Tasche vorstrecken muss. Denn, wie berichtet, finanziert sie das Vorhaben in kommunaler Sonderbaulast. Der Grund: Die Kommune will verhindern, dass der Staat das Projekt wegen chronisch leerer Kassen aufschiebt. Erst im Nachhinein sollen staatliche Mittel fließen.

Nicht zu vermeiden sind damit auch weitere zeitliche Verzögerungen. Benötigt das Straßenbauamt doch allein ein halbes Jahr, um die Planung umzumodeln; nötig wird auch ein neues Auslegungsverfahren. Dennoch rät Anwalt Gronefeld zum Umplanen. Denn "eine steckengebliebene Planung bringt ungleich größere Verzögerungen mit sich", prognostiziert er.

Einzig die drei Mitglieder der Grünen-Fraktion votierten am Montagabend gegen den Bau der Grünbrücke - mit dem Argument: Das sei nur der "grüne Anstrich eines unsinnigen Straßenbauprojekts".

© SZ vom 22.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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