SZ-Adventskalender:Zimmer ohne Einrichtung

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Eden W. ist aus Eritrea geflohen und im Tutzinger Kloster untergekommen. Nun hat sie zwar eine eigene Bleibe in Aussicht, aber keine Möbel.

Von Manuela Warkocz, Tutzing

In diesen Weihnachtstagen soll ihr Baby in Starnberg zur Welt kommen. Ein bisschen ängstlich erwartet Eden W. die Geburt ihres ersten Kindes und freut sich doch sehr, ihren Sohn hoffentlich gesund in die Arme zu schließen. So wie es wohl jeder jungen Frau geht. Nur sind die äußeren Umstände schwierig für die 20-Jährige aus Eritrea.

Mit ihrem Säugling kann sie nach der Niederkunft nur noch kurzzeitig im Kloster der Missions-Benediktinerinnen in Tutzing bleiben. Wie es weitergehen soll, war lange ungewiss. Nun steht ihr eine private kleine Unterkunft in Aussicht. Für Schlafzimmer und Wohnküche hat die junge Mutter aber keinerlei Einrichtung. Sie wäre für den Anfang froh über ein Bett, einen Schrank und einen Kühlschrank.

(Foto: SZ Grafik)

Eden W. war 2016 aus Eritrea geflohen - "wegen Politik, nicht gut", wie sie am Telefon sagt. Die Minderjährige schlug sich über die berüchtigte Route Sudan und Libyen übers Mittelmeer bis nach Italien und Deutschland durch. In Tutzing gab ihr das Kloster Kirchenasyl. 13 Monate verbrachte sie auf dem Gelände des Klosters. "Ich durfte nicht raus, nur in Garten", erinnert sie sich an die "ganz schwierige Zeit". Kontakt hatte sie mit Verwandten in Eritrea und anderen, die nach Schweden geflohen sind. Geholfen haben ihr Tutzinger.

Mit liebevoller Unterstützung der Klosterschwestern Fabiana und Elisabeth lernte sie rasch recht gut Deutsch. Im Kloster half sie beim Essen und auf der Pflegestation. Nachdem sie ihre Anerkennung als Flüchtling erhalten hatte und sich frei bewegen konnte, besuchte sie in Starnberg eine Berufsförderklasse, schaffte auch den Abschluss. Sobald es mit dem Baby möglich ist, möchte sie eine Ausbildung zur Altenpflegehelferin machen.

Eden W. ist dankbar, dass sie in Deutschland so viel Hilfe bekam. Davon möchte sie etwas zurückgeben. Und sich hier ein neues, freies Leben aufbauen. Aber Corona erschwert derzeit alles. Eden W. weiß nicht, wann sie in ihre neue Bleibe umziehen kann. Sie weiß auch nicht, wie sie die Geburt allein durchsteht. Denn der Vater ihres Kindes kann nicht dabei sein. Dennoch ist Eden W. optimistisch. Sie lacht viel, wenn sie erzählt.

© SZ vom 24.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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