SZ-Adventskalender:Wenn das Geld für neue Schuhe fehlt

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Geringverdiener kommen wegen der hohen Mieten im Landkreis Starnberg kaum über die Runden

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Erika Huber (Name von der Redaktion geändert) versucht mit ihrem geringen Lohn auszukommen, so gut es geht. Aber manchmal fällt das sehr schwer. Sie hat sich erst vor Kurzem von ihrem Mann getrennt. Und ohne sein Gehalt kann sie sich die hohe Miete für ihre Wohnung nicht mehr leisten. Doch ein Umzug komme nicht in Frage, die Kinder litten bereits genug unter der Trennung vom Vater, wenigstens in ihrer gewohnten Umgebung sollten sie bleiben, bei ihren Freunden und Klassenkameraden. Und die Nachbarn sind nett, Erika Huber kann sich jederzeit an sie wenden. Wenn sie nicht pünktlich von der Arbeit nach Hause kommt, weiß sie, dass die Kinder nach der Schule bei den Nachbarn gut aufgehoben sind. Und trotzdem hetzt Erika Huber nicht selten von der Arbeit nach Hause, um das jüngste Kind aus der Krippe abzuholen. Kauft sie Windeln, herrscht Ebbe in ihrem Geldbeutel. Sie schaut auf die Tankuhr, das Benzin wird knapp und der Servicetermin ist überfällig. Sie setzt einfach drauf, dass das Auto durchhält; denn das Geld für eine Reparatur fehlt. Sie ist auf das Auto angewiesen, sonst kommt sie nicht zur Arbeit. Im Sommer könnte sie mit dem Fahrrad fahren, wenn sie um fünf Uhr morgens aufsteht. Manchmal ist Erika Huber verzweifelt, wenn sie nicht weiß, was sie den Kindern zum Essen geben soll oder wie sie die Zuzahlung für die Zahnspange ihres Sohnes finanzieren soll.

Auch im Landkreis Starnberg gibt es Familien, bei denen der Kühlschrank leer ist, weiß Heike Ostermayer vom Bereich Erziehungshilfe im Landratsamt. Nach ihrer Erfahrung ist das Geld insbesondere bei alleinerziehenden Müttern knapp, wenn sie wegen der Kinder nur in Teilzeit arbeiten können. Auch Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen seien betroffen, weil sie manchmal länger pausieren müssen, bis sie einen neuen Job bekommen oder Geringverdiener, etwa Mitarbeiter von Reinigungsfirmen. Für die Betroffenen bedeute eine Trennung oft, dass sie sich verschulden, weil zwei Haushalte finanziert werden müssen. Von einem geringen Einkommen können zwei Mieten nicht bezahlt werden. Mit den Spenden aus dem SZ-Adventskalender kann Ostermayer bei akuten Problemen helfen, damit beispielsweise der Kühlschrank fürs Wochenende gefüllt oder Babynahrung gekauft werden kann. Nicht selten bekommt Ostermayer einen Hilferuf, wenn die Kinder schnell wachsen und die Winterschuhe schon wieder zu klein geworden sind. "Das ist Unterstützung in der größten Not", sagt sie.

Die Sommerferien sind ebenfalls eine große Herausforderung für Familien mit geringem Einkommen. "Die Eltern wollen ihre Kinder gut versorgt wissen." Doch das Geld fehlt, um die Kinder in Ferienfreizeiten unterbringen zu können. Nach Angaben von Gerhard Schindler, Leiter des Jobcenters in Starnberg, können Eltern mit geringem Einkommen keine Fußballschuhe für ihr Kind kaufen und natürlich auch keinen Laptop, der für Schüler des Gymnasiums notwendig ist. Ob ein Zuschuss für einen Schulausflug, Musikunterricht, neue Ballett- oder Turnschuhe: "Besonders die Familien im Landkreis brauchen Geld, weil die Mieten so hoch sind", so Schindler. Brisant werden die Probleme, wenn ein Elternteil erkrankt und ein Verdienst wegfällt. Mit den Spenden aus dem SZ-Adventskalender kann die größte Notlage überbrückt werden.

Jeder Fall werde geprüft, erklärt Schindler. Es werde genau abgewogen, ob der Einsatz von Spenden gerechtfertigt sei. Bislang gibt das Starnberger Landratsamt einen Teil der Spenden aus dem SZ-Adventskalender an das Jobcenter ab. Schindler wünscht sich, er könnte über einen eigenen Spendentopf verfügen, damit er schneller helfen kann, denn die Zahl derjenigen, die von ihrem Einkommen nicht leben können, habe sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Im vergangenen Jahr sei fast jeder zehnte Beschäftigte von Armut bedroht gewesen. Im Landkreis sind laut Schindler 420 Familien auf ergänzende Leistungen angewiesen, weil sie von ihrem Verdienst nicht leben können.

© SZ vom 17.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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