SZ-Adventskalender:Unerträgliche Schmerzen

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Weil der Vater schwer erkrankt ist, ist kaum noch Geld zum Leben da

13 Jahre lang hat Anton C. in Italien nicht weit von Venedig gelebt. Dort hatte er nach dem Kosovo-Krieg ein neues Leben begonnen. Er habe den deutschen Touristen gut zugehört und auf diese Weise Deutsch gelernt, erzählt er. Und er habe davon geträumt, in Deutschland zu leben und zu arbeiten. Vor drei Jahren, nachdem er seinen Job auf dem Bau verloren hatte, zog er mit seiner Frau und den beiden Kindern nach Bayern. Ausgerechnet im teuren Landkreis Starnberg fand er eine Anstellung und eine kleine Wohnung, zwar nicht auf dem Bau, doch in einer Reinigungsfirma. Seine Frau Anna fand ebenfalls Arbeit. Die Tochter ging in die Schule, der Bub bekam einen Kindergartenplatz. Alles war gut. Doch dann kam der große Einbruch: Eine Lungenembolie und eine Thrombose fesselten den großen kräftigen Familienvater für längere Zeit ans Krankenbett. Geblieben sind ihm unerträgliche Schmerzen in beiden Beinen. "Ich war davor nie krank. Es macht mich fertig, dass mir das passiert und es nur wenig Hoffnung gibt", sagt er.

Zwei Jahre Schmerztherapie haben dem 45-Jährigen nicht viel geholfen. Die Medikamente bringen nur zeitweise Linderung, machen ihn jedoch müde und apathisch. Eine Ursache für die Schmerzen haben die Ärzte bis heute nicht gefunden. Zahlreiche Untersuchungen durch Spezialisten und eine Biopsie am Universitäts-Klinikum endeten mit der vorsichtigen Diagnose, dass er an einer sehr seltenen und schwer zu behandelnden Form von Rheuma leide. Ein Antrag auf ein neuartiges Rheumamedikament liegt noch bei der Krankenkasse. Nicht nur die Schmerzen bei Tag und bei Nacht machen ihn kaputt, auch die finanziellen Sorgen treiben ihn um. Vollzeit zu arbeiten ist nicht mehr möglich, dabei ist dies das Einzige, was er will. "Ich möchte nur gesund werden." Da er höchstens fünf Stunden arbeiten kann und seine Frau auch nicht groß verdient, lebt die Familie immer am Limit. Eine Aufstockung der Bezüge hat das Jobcenter bisher abgelehnt.

Man müsse der Familie helfen, findet die zuständige Sozialpädagogin beim Betreuten Einzelwohnen und hat beim SZ-Adventskalender angefragt. Tochter Luisa geht in die Mittelschule, Toni ist noch im Kindergarten. Beide Kinder schlafen noch in den gebrauchten Betten mit durchgelegenen Matratzen, die die Familie bei ihrer Ankunft als Provisorium bekommen hatte. Die Einrichtung war nur als Übergangslösung gedacht. "Ich hoffe, dass genügend Spenden zusammenkommen, damit wir zwei normale Betten besorgen können", sagt Betreuerin Helen Stürzer. Ein Schreibtisch für die Elfjährige und zwei einfache Kleiderschränke für die Kinder wären ebenfalls nötig. Luisa wünsche sich neue Schuhe und Toni hätte gerne ein Auto mit Fernsteuerung. "Ich habe ihm gesagt, ich kann keine 30 Euro bezahlen. Da war er ganz traurig", sagt Anton C., dem man ansieht, dass er Schmerzen hat.

© SZ vom 07.12.2015 / Bla - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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