SZ-Adventskalender:Ein Licht fürs Grab

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Für Neuanschaffungen fehlt Frieda Krumm das Geld

Von Carolin Fries, Gauting

Frieda Krumm am Grab ihres Mannes in Stockdorf. Dass die Laterne kaputt ist, macht ihr zu schaffen. (Foto: Franz X. Fuchs)

Frieda Krumm hat ihren Mann geliebt. "Er hat sich um alles gekümmert. Wenn ich keine Zeit hatte, hat er sogar gekocht", erzählt die 88 Jahre alte Gautingerin. Ihr Mann Wolfgang ist 2005 gestorben, seither lebt die Seniorin alleine. Sie erinnert sich gerne an die gemeinsame Zeit. Wann immer es geht, besucht sie das Grab ihres Mannes am Gautinger Friedhof. Zuletzt jedoch nicht mehr so gerne, denn die Grablaterne ist kaputt. Zu gerne würde sie ihrem verstorbenen Mann wieder regelmäßig ein Licht anzünden, doch für eine Neuanschaffung fehlt der Witwe das Geld.

Frieda Krumm hat keine Ausbildung gemacht. Sie hat ihren späteren Mann auf dem Fußballplatz in Planegg kennengelernt und jung im Alter von 20 Jahren geheiratet. Wolfgang Krumm hat als Fernmeldetechniker gearbeitet, Frieda Krumm hat sechs Kinder geboren und großgezogen. "Und als es ging, habe ich mitverdient", sagt Krumm. Sie hat als Verkäuferin in einem Sportgeschäft in Gauting gearbeitet, später in einem Textil- und Spielwarenladen in Planegg. Die Kinder wurden groß und selbständig, fast zeitgleich ging das Ehepaar in Rente. "Es konnte ja niemand ahnen, dass er schon so bald krank würde", sagt Frieda Krumm. Ein Schlaganfall hat ihren Wolfgang zum Pflegefall gemacht. Drei Jahre lang pflegt Frieda ihren Mann, der auf den Rollstuhl angewiesen ist. 2005 stirbt er im Starnberger Krankenhaus.

Frieda Krumm hat noch ihre Kinder und Enkelkinder - und ist trotzdem immer wieder alleine. Sie jammert nicht, freut sich über das, was sie alles noch selbst schafft, auch wenn es "langsamer geht als früher". Im Januar wird sie 89, sie versorgt sich komplett selbst, kauft ein und kocht. Alle 14 Tage geht sie zum Seniorentreff der Arbeiterwohlfahrt (AWO) - "herrlich", schwärmt sie von den Nachmittagen bei Kaffee und Kuchen.

Den langen Weg zum Friedhof schafft sie jedoch nicht mehr zu Fuß. Ans Grab ihres Mannes kommt sie nur noch, wenn ihr Sohn Uwe, 62, sie mit dem Auto abholt und hinfährt. Seit Monaten schon brennt hier keine Kerze mehr, weil die Laterne beschädigt worden ist. Das Gestell ist verbogen, die Scheiben sind gesprungen. Uwe Krumm vermutet, dass die Laterne bei Friedshofsarbeiten in Mitleidenschaft gezogen wurde, doch davon wollte die Friedhofsverwaltung nichts wissen. "Mir hat man gesagt, ich hätte die falschen Kerzen benutzt", sagt Frieda Krumm. Sie würde nur allzu gerne wieder ein Licht für ihren verstorbenen Mann anzünden, doch nie ist ausreichend Geld da. Erst recht nicht kurz vor Weihnachten, will sie doch auch die Enkelkinder bescheren. Mit einer kleinen Unterstützung könnte sie die Weihnachtsgeschenke für die Familie und das Friedhofslicht schaffen.

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(Foto: Catherina Hess)

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