SZ Gute Werke:Nichts mehr zu essen im Haus

Lesezeit: 2 min

Petra M. lebt alleine und hat keine Angehörigen. Die Folgen ihrer Demenz blieben deshalb unbemerkt. (Symbolbild) (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Petra M. lebt alleine und hat keine Angehörigen. Dass die 80-Jährige durch eine fortschreitende Demenz nicht mehr in der Lage ist, sich zu versorgen, hat kaum jemand mitbekommen.

Von Carolin Fries, Starnberg

Wenn man Petra M. (Name von der Redaktion geändert) fragt, dann kommt die 80-Jährige prima alleine zurecht. Doch wer sich in der Wohnung der Rentnerin umschaut, merkt schnell, dass das nicht stimmen kann. Es ist unaufgeräumt und dreckig, der Kühlschrank ist leer und die Post stapelt sich. "Sie sieht ihre Einschränkungen selbst nicht", sagt Johanna Hilker, die vor wenigen Wochen die gesetzliche Betreuung von Petra M. übernommen hat und ihrer Klientin eine mittelschwere Demenz assistiert.

Petra M. könne sich selbst nicht mehr versorgen und den Haushalt bewältigen - geschweige denn, Formalitäten erledigen. Wie lange das schon so ist, kann Hilker nicht sagen, sie spricht von einem schleichenden Prozess. Da Petra M. keine Kinder oder sonstige Angehörige hat, fielen ihre gesundheitlichen Probleme niemandem auf - beziehungsweise dachten ihre Kontaktpersonen wohl, jemand kümmere sich darum. Doch das war lange nicht der Fall. Irgendwann schließlich wandten sich Nachbarn Hilfe suchend an die Gemeinde, die wiederum die Betreuungsstelle informierte.

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So arbeitet sich nun Johanna Hilker in das Leben von Petra M. ein. Die 39-Jährige hat bereits einen Antrag auf Grundsicherung gestellt, denn schnell war klar, dass die Rente von Petra M. in Höhe von 1700 Euro monatlich nicht zum Leben reicht. Alleine die Miete inklusive Nebenkosten verschlingt knapp 1000 Euro, hinzu kommen Kosten fürs Telefon und für Katze Lilly - das wichtigste Lebewesen in Petra M.s Leben. Kochen und putzen kann die Rentnerin nicht mehr. "Sie ging in ihrer Not wohl lange Zeit Essen und hat ihr Erspartes verbraucht beziehungsweise zuletzt Schulden angehäuft", erzählt Hilker. Das SZ-Spendenhilfswerk reagiert spontan und übernimmt die Kosten für die nötigsten Einkäufe, bis ein Grundgerüst für die künftige Versorgung steht. Zuletzt habe Petra M. offenbar sehr wenig gegessen und sei ziemlich abgemagert, so Hilker. Die Betreuerin hat bereits "Essen auf Rädern" beantragt.

Johanna Hilker hat für Petra M. auch ein paar Vorräte angelegt. Doch die Vorratshaltung funktioniert nicht, weil Petra M. dann zum Beispiel Dosen oder Verpackungen öffnet - und vergisst. Deshalb wäre ein Pflegedienst hilfreich, der die Rentnerin morgens und abends beim Essen, Waschen, sowie An- und Auskleiden unterstützt. Die Einstufung für einen Pflegegrad läuft bereits, auch dringend nötige Arztbesuche finden statt. Petra M. hat Knieprobleme und kann nicht mehr gut laufen. Die 80-Jährige kann nicht einkaufen gehen oder aber sich bei der Tafel Lebensmittel holen. "Für gehbehinderte Menschen mit wenig Geld gibt es tatsächlich wenige Hilfen", hat Hilker festgestellt. Petra M. habe sich offenbar lange mit gelegentlicher Unterstützung aus der Nachbarschaft durchschlagen können.

Die Betreuerin ist überzeugt, eine gute Versorgung für Petra M. organisieren zu können. Eine Situation wie ihre sei kein Einzelfall. "Leider", wie sie betont.

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