Studie:Forschungsprojekt Mikroplastik

Lesezeit: 2 min

Die Universität Bayreuth untersucht in einer Studie Ammersee und Starnberger See auf Belastungen

Von Anna Gleiser, Starnberg

Es ist politisch brisant und betrifft die Region des Fünfseenlands besonders: Es geht um eine Kontaminierung der Gewässer mit Plastikpartikeln. Gerade im Sommer sind die Seeufer voll, leider nicht nur mit Badegästen, sondern teilweise auch mit Müll, der allzu oft im Wasser landet. Klar, der Müll ist unschön fürs Auge und jeder weiß, dass vor allem Plastik nicht gut für die Umwelt ist, aber wie genau es sich auswirkt auf das Ökosystem, welche negativen Folgen es möglicherweise auch für den Menschen hat, und wie lange tatsächlich der Zersetzungsprozess dauert, wissen die meisten nicht.

Nun ist das Thema auch in der Politik angekommen. Die Universität Bayreuth arbeitet seit 2014 an einer Studie mit dem Bayerischen Landesamt für Umwelt und untersucht, in welchem Ausmaß bayerische Flüsse und Seen mit Mikroplastik kontaminiert sind. Auch der Starnberger und der Ammersee sind Teil dieser Untersuchungen. Außerdem gehen die Forscher um Professor Christian Laforsch der Frage nach, in welchem Umfang Mikroplastik in unserer Nahrungskette landet. Denn zu konkreten Gesundheitsgefahren gibt es bis dato noch keine Erkenntnisse.

Zwar dürfen die Bayreuther Forscher noch keine Ergebnisse herausgeben, da es "ein politisch bedeutendes Thema ist", wie Martin Löder auf Anfrage erklärte. Aber an allen untersuchten Seen wurden sowohl Makro- als auch Mikropartikel nachgewiesen, wie das Bayerische Landesamt für Umwelt schreibt. Eine Bewertung der Ergebnisse soll erst erfolgen, wenn Vergleichsdaten aus anderen Bundesländern vorliegen. Im Herbst werden die Ergebnisse in einem Bericht veröffentlicht, teilte der Sprecher des Bayerischen Umweltministeriums mit.

Die Gefahr dieser Partikel ist zum einen, dass sie in die Nahrungskette der Lebewesen in und um Gewässer landen und die Tiere praktisch bei vollem Magen verhungern. Aber auch, dass sie giftige, organische Stoffe aufnehmen und weitertransportieren, die dann in der Nahrungskette landen und so gesundheitsschädigende Wirkungen auf den Menschen haben.

2015 kursierte eine Zahl von 831 Mikropartikeln pro Quadratmeter, die im Boden des Starnberger Sees gefunden wurden. Eine Einordnung dieser Zahl ist jedoch ohne weitere Werte schwer möglich. Der Würmsee ist auch deswegen von Interesse für die Forscher, da er nur kleine natürliche Zuflüsse hat und auch keine Kläranlagen angeschlossen sind. Deswegen stellt sich natürlich die Frage, wie die Mikropartikel in den See gelangen. So landet man wieder beim Thema Plastikmüll, denn die Vermutung liegt nahe, dass sich die Kontaminierung des Sees durch die voranschreitende Zersetzung des Plastikmülls im See ergibt.

Eine dünne Angelschnur braucht je nach Art und Beschaffenheit des Gewässers etwa 600 Jahre, bis sie sich zersetzt. Und Plastik, als nicht natürlicher Stoff, baut sich nie vollständig ab, sondern zerfällt immer weiter in kleinste Einzelteile, sogenanntes Mikroplastik (kleiner als fünf Millimeter), erklärt Felix Poetschke, Pressesprecher des Umweltbundesamts. Dieses Mikroplastik gelangt auf unterschiedliche Weise in unsere Seen und Flüsse. Entweder weil wir unseren Müll in der Natur zurücklassen und der sich immer weiter zersetzt. Oder durch aktiv produzierte Mikropartikel für beispielsweise Kosmetika und Waschmittel, um einen Peelingeffekt zu generieren. Diese landen im Abwasser und Kläranlagen können diese Kleinstteile nicht herausfiltern.

Unabhängig von den Ergebnissen der Studie kann heute jeder Einzelne etwas dafür tun, jedenfalls aus Sicht der Grünen. Die Grünen-Bundestagskandidatin Kerstin Täubner-Benicke hat kürzlich über Plastik in Pöcking referiert. Und auch das Landratsamt hat sich einer Plastik-Vermeidungsaktion angeschlossen.

© SZ vom 26.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: