Stockdorf:Arbeiten und wohnen im neuen Quartier an der Würm

Lesezeit: 2 min

Das Firmengelände von Stanz Schmidt befindet sich mitten in Stockdorf und soll komplett neu bebaut werden. Dafür haben die Eigentümer in Abstimmung mit der Gemeinde einen Architektenwettbewerb gestartet, der sich auch auf eine Grünfläche auf der anderen Seite der Würm erstreckt. (Foto: Georgine Treybal)

Das Firmengelände von Stanz-Schmidt wird komplett neu gestaltet. Zehn Architekturbüros sollen bis Ende Juli ihre Vorstellungen für ein fast drei Hektar großes Areal entwickeln.

Von Michael Berzl, Gauting

Diese Ausgangssituation gibt es nicht oft: Ein fast drei Hektar großes Grundstück mitten in Stockdorf in attraktiver Lage an der Würm wird komplett neu gestaltet. Eigentümer und Gemeinde machen sich dort nun an den ganz großen Wurf und laden ausgewählte Architekten von München bis Berlin und Rotterdam ein, Vorschläge zu machen. An diesem Donnerstag gehen die Unterlagen für den Realisierungswettbewerb raus, gut vier Monate haben die Büros dann Zeit, ihre Arbeiten abzugeben. Ende Juli tagt das Preisgericht, Anfang August gibt es eine Ausstellung mit Plänen und Modellen. Dann soll auch die Öffentlichkeit wieder über den Stand der Dinge informiert werden.

Diesen Realisierungswettbewerb bezahlt die Santini GmbH, der die Flächen zwischen Harmsplatz und Schulersteg gehören. Als Auslober stellen die Grundeigentümerinnen 245 000 Euro als Wettbewerbssumme zur Verfügung, einen Teil als Preisgeld, einen Teil als Bearbeitungshonorar. Die Besitzerinnen und ihr Sprecher und Geschäftsführer Andreas Hitzler treiben insgesamt einen großen Aufwand bei der Entwicklung der Flächen und leisten dabei viel Überzeugungsarbeit. Das hat einen guten Grund, schließlich wollen sie neues Baurecht für Flächen im Westen der Würm.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Im Gegenzug bieten die Grundeigentümerinnen an, diesen Bereich zu öffnen. Vom Harmsplatz im Norden bis zum Schulersteg im Süden soll ein durchgängiger Fußweg entstehen. Damit würde das Würmufer auf einer Strecke von etwa einem halben Kilometer zugänglich - bisher war der Bereich der Öffentlichkeit versperrt.

In den Unterlagen für die eingeladenen Architekten geht es ins Detail. Auf der bisher der Öffentlichkeit verschlossenen Grünfläche in der Nähe der Bahnstraße soll demnach ein drei Etagen hohes Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen entstehen, auch ein weiteres Terrassengeschoss ist möglich. Auf dem Firmengelände im Osten der Würm ist ein Mix aus Wohnungen und Büroräumen vorgesehen. Für Gewerbe sind insgesamt 12 500 Quadratmeter angedacht. Eine Gastronomie, die auch als Kantine dienen kann, soll eingeplant werden, außerdem ein Kindergarten mit drei Gruppen. Eine Fischtreppe soll es geben, ein Wasserkraftwerk soll erhalten bleiben.

Ein Jahr ist es nun her, dass sich die Stockdorfer im Rahmen eines Ortsfestes zum ersten Mal auf dem sonst abgesperrten Grundstück an der Würm umsehen konnten. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der SPD-Gemeinderat Eberhard Brucker hatte in einem Flugblatt, das in Stockdorf verteilt wurde, behauptet, ein Biotop an der Würm solle bebaut werden. Tatsächlich auch als Schutzgebiet kartiert sind laut Planungsverband allerdings nur Streifen beidseitig der Würm. Diese Bereiche sollen aber ausdrücklich nicht bebaut werden, wie es in dem Auslobungstext heißt. Im Bauausschuss am Dienstag hat sich eine 8:5-Mehrheit für den Architekten-Wettbewerb und für eine Bebauung einer Wiese im Westen der Würm ausgesprochen. Abgelehnt haben das neben Brucker auch Vertreter der Grünen und der Piratenpartei.

Der Siegerentwurf soll als Planungsgrundlage dienen

Zu der Ausschusssitzung waren etwa 30 Zuhörer gekommen, darunter viele Stockdorfer, die die Entwicklung kritisch verfolgen. Im Ort scheint jedoch das Wohlwollen zu überwiegen. Diesen Eindruck vermittelt zumindest Daniel Schreyer von der Agentur Hendricks & Schwarz, die im Auftrag der Grundstückserbinnen die Öffentlichkeitsarbeit rund um die Entwicklungen am Würmufer begleitet.

Zu einer Informationsveranstaltung Anfang März in der Stockdorfer Grundschule sind nach seinen Worten etwa 250 Besucher gekommen, 70 davon hätten schriftliche Kommentare formuliert. Davon befürworteten 86 Prozent die Planungen, 14 Prozent stünden einer Bebauung im Westen der Würm generell kritisch gegenüber.

Der Siegerentwurf im Wettbewerb soll als Grundlage für weitere Planungen dienen. Insofern gebe es ein "Auftragsversprechen", erklärte Judith Praxenthaler vom Planungsverband im Ausschuss. Umgesetzt wird das alles aber erst in ein paar Jahren, wenn die Firma Stanz-Schmidt nach mehr als hundert Jahren ihren jetzigen Standort in der Stockdorfer Ortsmitte aufgibt und umzieht. Wer das Areal übernimmt, ist noch unbekannt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusUkrainischer Meisterkoch
:Vier Gänge für ein neues Leben

Volodymyr Raikov galt als einer der besten Köche der Ukraine. Nach der Flucht starten er und seine Frau im Tutzinger Yachtclub von vorn. Werden sie akzeptiert? Zu Besuch bei der Generalprobe.

Von Viktoria Spinrad

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: