Starnberger CSU:Jägerhubers Eigentor

Lesezeit: 1 min

Die ehrgeizige Eva John hat ihrem Entdecker Ludwig Jägerhuber den Fraktionsvorsitz abgenommen. Er könnte nun sogar die Starnberger CSU verlassen

Sabine Bader

Er würde den Tag gerne aus seinem Gedächtnis streichen. Kein Wunder, hatte er da doch sein eigenes kommunalpolitisches Ende eingeläutet. Dabei war Starnbergs Vizebürgermeister Ludwig Jägerhuber sogar besonders guter Dinge gewesen, an diesem Herbsttag im Jahr 2007. Denn es war ihm gelungen, die kommunalpolitisch unbekannte Eva John als Starnberger Bürgermeisterkandidatin zu gewinnen.

Johns Zirkus. (Foto: N/A)

Kreiskämmerin, ehrgeizig, strebsam und Frau. Was will man mehr? Jägerhuber war jedenfalls mächtig stolz auf sich und seine Parteifreunde waren es auch. Schließlich hatte er der Starnberger CSU quasi über Nacht zu einer ansehnlichen Kandidatin verholfen.

Was er nicht wusste: Eva John mag für vieles taugen, nicht aber zur zweiten Geige. Doch als Jägerhuber dies erkannte, war es schon zu spät und er politisch auf dem Abstellgleis. Dass John ihm jetzt - wie selbstverständlich - den Fraktionsvorsitz abgenommen hat, erscheint nur als logische Konsequenz. "Ich wollte den Posten", hat sie unverblümt erklärt. Und der nach zwölf Jahren auf die Plätze verwiesene Jägerhuber murmelte etwas von einer "einvernehmlichen Wahl".

Man muss kein intimer Kenner der Parteiinterna sein, um zu merken, dass Jägerhuber einfach nicht mehr die Kraft und das politische Ansehen hat, um sich ihrer zu erwehren. Auch scheint ihm die Taktik, mit der sich John den Stadtratsfraktionen von BLS/WPS und FDP andient, zunehmend unangenehm zu sein.

Er heißt die Nähe zu beiden Gruppierungen gleich aus mehreren Gründen nicht für gut. Zum einen hält er nichts von deren politischen Ideen; zum anderen widerstrebt ihm das arrogante Auftreten einiger. Und er spürt, dass es John um mehr geht, als um parteiübergreifenden Konsens in Sachfragen - nämlich um die Unterstützung der beiden Fraktionen für ihre nächste Kandidatur.

Sehnsüchtig blickt Jägerhuber darum zur UWG - jener Fraktion, die sich bereits seiner früheren CSU-Kollegin Barbara Frey annahm. Frey wagte den Schritt weg von der CSU. Jägerhuber zögert noch. Soll auch er sich der UWG anschließen? Oder mit Bernhard Beigel, seinem wohl letzten Vertrauten in der Fraktion, eine eigene Gruppierung gründen? Beides würde der CSU schaden; hätte sie dann doch nur mehr fünf von 30 Stadtratssitzen. Und Eva John? Die wäre dann ambitionierte Chefin einer Splittergruppe.

© SZ vom 04.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: