Starnberg/Wolfratshausen:Lucys Abenteuer

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Autobahnpolizisten fahnden stundenlang nach einem Hundemädchen, das auf der Autobahn Garmisch herumspaziert

Von Peter Haacke, Starnberg/Wolfratshausen

"Ach, ist der süüüüß" ist der Kommentar, den stolze Besitzer beim Anblick eines Bolonka Zwetna wohl regelmäßig zu hören bekommen. Der putzige Vierbeiner mit den kurzen Beinchen, dem treuen Blick und dem wuscheligen Fell, dessen russischer Name soviel wie "bunter Schoßhund" bedeutet, ist ein besonders niedliches Kerlchen, das vor allem Frauen spontan ins Herz schließen. Allerdings hat so ein Tier auch seinen eigenen Kopf, wie eine Münchnerin unlängst feststellen musste. Denn ihr Hund verschwand Samstagvormittag in einem günstigen Moment aus dem Auto und wanderte fröhlich entlang der Autobahn A95. Nur dank geballten Einsatzes von Polizei, einer Frau mit Hund und viel Einfühlungsvermögen konnte der kleine Ausreißer nach filmreifer Verfolgungsjagd wieder eingefangen werden.

Könnte "Lucy" nicht nur bellen, sondern auch sprechen, würde sie von aufregenden Stunden berichten, in denen sie dem Tod gleich mehrmals ins Auge blickte. Das einjährige Hundemädchen war am Samstagvormittag aus dem Auto gehüpft, als Frauchen nach dem Joggen zum Parkplatz in der Nähe der Anschlussstelle Wolfratshausen zurückgekehrt war - und blieb verschwunden. Zwar meldeten sich gegen 19.30 Uhr Autofahrer, die einen kleinen weißen Hund nahe der Autobahnauffahrt gesichtet hatten. Doch die Polizei konnte Lucy nicht finden.

Die nächste Mitteilung kam am Sonntag um 7.50 Uhr: In der Nähe der A95 befinde sich ein Hund, hieß es. Abermals fuhr eine Streife der Verkehrspolizei Weilheim los - und entdeckte den verängstigten Hund. Aber alles Zureden half nicht: Lucy bellte die Polizisten nur an - und startete wie zum Trotz auf dem Grünstreifen zum Marsch in Richtung Garmisch. Die Beamten blieben dran: Lucy war mittlerweile auf die Standspur gewechselt, das Polizeiauto dahinter. Nach zwei Kilometern wurde es Lucy zu dumm: Spontan überquerte sie alle Fahrstreifen zur anderen Seite der A95. Nur knapp verfehlte sie ein Audi. Die Polizei indes wendete an der Anschlussstelle Seeshaupt und fuhr dem Tier nun entgegen, das inzwischen weitere zwei Kilometer zurückgelegt hatte.

Als Lucy den Streifenwagen erblickte, lief sie jedoch wieder zurück in Richtung München. Autofahrer bremsten; ein Wunder, dass es keinen Unfall gab. Vorsorglich sperrte eine zweite Streifenwagenbesatzung den Reiseverkehr auf der A95. Rettung kam schließlich durch eine Frau mit eigenem Hund: Lucy ließ sich locken - und landete gegen 8.50 Uhr erschöpft, ausgekühlt und verdreckt, aber wohlbehalten im Tierheim Gelting. Tierheimleiterin Manuela Ravara, die den kleinen Schnuffel am Nachmittag seiner glücklichen Besitzerin übergab: "Lucy hat wirklich Schwein gehabt."

© SZ vom 26.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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