Starnberg:Tunnelgegner setzen sich durch

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Bei einer turbulenten Bürgerversammlung setzt der Verein "Pro Umfahrung" durch, dass die Stadt nochmals über Alternativen zu einem Tunnel diskutiert.

Peter Haacke

Das gesamte Verfahren zum geplanten Bau des Entlastungstunnels der Bundesstraße 2 durch Starnberg wird im Stadtrat erneut thematisiert. Das hat am Donnerstagabend die außergewöhnlich gut besuchte Bürgerversammlung in der Kreisstadt mit knapper Mehrheit auf Antrag des Vereins "Pro Umfahrung - contra Amtstunnel" beschlossen. Die Abstimmung erfolgte per Hammelsprung; am Ende votierten 122 Starnberger für den Antrag, 115 waren dagegen. Der Stadtrat wird sich nun binnen der nächsten drei Monate zum wiederholten Mal mit dem umstrittenen B2-Tunnel befassen müssen.

Der Verkehr ist ein Dauerproblem in Starnberg. (Foto: Georgine Treybal)

Ein Hauch von "Stuttgart 21" wehte durch die Räume der Schloßberghalle, als Willi Illguth von der Bürgerinitiative "Pro Umfahrung" in einer emotionalen Rede den Antrag der Tunnelgegner einbrachte. Darin geht es vor allem um drei Punkte: Machbarkeit und Wirksamkeit einer B2-Umfahrung von Starnberg als Alternative zum Entlastungstunnel sind zu untersuchen, auch unter Berücksichtigung bereits vorliegender Gutachten.

Zudem soll bei der Stadtentwicklungsplanung die B2-Umfahrung berücksichtigt werden. Schließlich sollen für Umfahrung und Entlastungstunnel die Möglichkeiten für eine nachhaltige Entwicklung der Stadt vergleichend bewertet werden. Das Plenum applaudierte teilweise nach der Antragstellung. Kurz darauf folgten turbulente Szenen, bei denen Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger ein "Mindestmaß an gegenseitigem Respekt" einforderte und auf sein Haus- und Rederecht pochte, nachdem er zum wiederholten Mal von den Tunnelgegnern rüde unterbrochen worden war.

In seiner Stellungnahme verwies er darauf, dass eine Ablehnung des Tunnels im Stadtrat die Starnberger Verkehrssituation wohl für die nächsten 20 Jahre zementieren werde. "Es wird sich niemand in der Regierung finden, der Ihnen dann eine Umfahrung baut", sagte Pfaffinger. Zudem gefährde ein negatives Votum nicht nur das momentan laufende Planfeststellungsverfahren zur sogenannten Westumfahrung, sondern auch die Pläne zur Herabstufung von Ortsverbindungen wie der Seestraße am Westufer.

Gleichwohl hielten die Tunnelgegner an ihrem Antrag fest. Die Abstimmung erfolgte per Hammelsprung - ein Verfahren, das angewendet wird, wenn Handzeichen oder Aufstehen kein eindeutiges Bild ergeben. Die Stimmberechtigten verließen den Saal und wurden bei der Rückkehr gezählt. Nachdem das Ergebnis von 122:115 Stimmen zu Gunsten des Antrags verkündet war, verließen viele Anwesende - darunter auch Stadträte - die Versammlung. Bürgermeister Pfaffinger saß wie mit versteinertem Gesicht da.

Die Tunneldebatte, mittlerweile rund 25 Jahre alt, wird in den kommenden Wochen neu aufgerollt. Was am Ende dabei herauskommt, gilt als ungewiss. Moderate Worte fand zum Abschluss Versammlungsleiter Ludwig Jägerhuber (CSU): "Wir wollen alle dasselbe", sagte er, "Entlastung für die Stadt. Aber wir dürfen den Konflikt nicht verschärfen: Es bringt uns in der Sache nichts".

© SZ vom 20.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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