Finanzausschuss:Eine Viertelmillion Euro fürs Tierheim

Lesezeit: 2 min

Das Tierheim in Starnberg - hier Tierpfleger Johannes Stroedel mit Hündin Sina - leidet seit Jahren unter Finanznot. Ein Vertrag zwischen Landkreis, Kommunen und Tierschutzverein gewährleistet bis Jahresende 2024 einen jährlichen Sockelbetrag in Höhe von 1,90 Euro pro Landkreis-Einwohner. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Starnberger Stadträte billigen den zwischen Gemeinden, Landkreis und Verein ausgehandelten Vertrag, der ein finanzielles Fundament garantiert. Viel mehr Zuwendungen der finanziell klammen Kommunen ist nicht zu erwarten.

Von Peter Haacke, Starnberg

Der Finanzausschuss der Stadt Starnberg hat dem zwischen Landkreis-Kommunen und Tierschutzverein ausgehandelten Fundtiervertrag zugestimmt: Das Papier mit einer Laufzeit bis Ende nächsten Jahres regelt im Wesentlichen die Finanzierung und Zuständigkeit für herrenlose Tiere im Kreisgebiet, um die sich weiterhin das Tierheim am Franziskusweg kümmert. Die jährliche Pauschale pro Einwohner wurde von bislang 60 Cent auf 1,60 Euro erhöht, der Landkreis legt noch einmal 30 Cent drauf. Das macht bei etwa 138 500 Bewohnern insgesamt gut eine Viertelmillion Euro pro Jahr.

Dabei will es die Stadt in finanzieller Hinsicht vorerst belassen: Ein Antrag von Grünen und BMS, die Stadt möge sich mit 10 000 Euro am geplanten Fundraising für den unter Geldnot leidenden Tierschutzverein beteiligen, wird auf Bitte von Bürgermeister Patrick Janik (CSU, UWG, SPD, BLS) keine Mehrheit finden: Die Stadt hat mit ihrem auf Kante genähten Haushalt kein Geld übrig für weitere freiwillige Ausgaben. Und Starnberg ist damit nicht allein.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Dem Zustandekommen des Fundtiervertrags war hinter den Kulissen seit November 2021 ein zähes Ringen um Abgabetiere, Verwahr- und Wildtiere vorangegangen, bei denen die Forderungen zeitweise weit auseinander lagen. Vertreter des Tierschutzvereins hatten 3,50 Euro pro Einwohner verlangt, in Summe also fast eine halbe Million pro Jahr. Futter, Energie, Tierarztkosten - alles ist teurer geworden; hinzu kommen Personalkosten für den 365-Tage-Betrieb. Eine konkrete Kalkulation lag jedoch nicht vor.

Erst nach mehreren Gesprächsrunden unter Leitung von Landrat Stefan Frey und einem Wechsel im Vereinsvorstand gelang eine Einigung. Bürgermeister Janik berichtete von "unterschiedlich stark ausgeprägter Empörung" in einer "emotional-politischen Sondersituation". Bürgermeistersprecher Rainer Schnitzler aus Pöcking sprach von einer "guten und tragbaren Lösung".

Die gefällt jedoch nicht allen: Einige Bürgermeister und Bürgermeisterinnen sollen vehement gegen eine Erhöhung argumentiert haben. Gleichwohl gilt das Vertragswerk offenkundig als Kompromiss, mit dem die Beteiligten - Landkreis, Bürgermeister und Tierschutzverein - leben können. Das Tierheim dürfte finanziell über die Runden kommen, und die Kommunen haben einen Partner, der ihnen die gesetzliche Pflicht zur Versorgung von Fundtieren abnimmt. Dabei geht es vor allem um Katzen, Hunde und Kleingetier. Die Alternativen wären für die Kommunen nicht viel günstiger gewesen. Entweder müsste jede Kommune eine eigene Auffangstation betreiben, oder der Landkreis müsste "ein Tierheim-Asyl als kreisweite Einrichtung" betreiben, sagte Janik, was aber auch nicht erstrebenswert sei.

Gefundene Katzen werden besonders häufig im Tierheim abgegeben. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Viel mehr wird die Stadt nicht bezahlen. "Wir werden helfen", sagte Janik, etwa durch kostenfreie Präsenz beim Christkindlmarkt, beim Tag der offenen Tür und anderen Aktionen. "Es ist klar, dass wir weiterhin zum Tierheim stehen", sagte Starnbergs Bürgermeister. Ein "Ausscheren aus der Front der Kommunen", indem die Stadt die Fundraising-Aktion mit 10 000 Euro unterstützt, sei politisch "ein falsches Signal". Eine Linie, die auch für Pöcking gilt. Schließlich sind derzeit alle Kommunen im Landkreis knapp bei Kasse. Angesichts der prekären Haushaltslage wolle Starnberg sich keine vertragliche Verpflichtung für eine freiwillige Leistung auferlegen.

Immerhin: Für nächstes Jahr stellte der Finanzausschuss dem Tierheim die Möglichkeit eines Zuschussantrags in Aussicht. Ludwig Jägerhuber (CSU) zeigte sich überrascht von den "Anträgen aus der Hüfte" der politischen Konkurrenz, die der vorherigen Debatte um den Haushalt nicht gerecht würden. Einen pragmatischen Vorschlag unterbreitete Vize-Bürgermeisterin Angelika Kammerl: Man könne einfach Mitglied im Tierschutzverein werden. Bürgermeister Janik appellierte: "Merkt euch alles, was ich heute gesagt habe." Den Zustimmungsvertrag will er demnächst unterzeichnen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusPodcast "True Crime"
:Zweieinhalb Stunden Mord und Totschlag

Das Interesse an den Abgründen des menschlichen Wesens ist ungebrochen groß. 400 Fans gehen mit den Machern des "True-Crime"-Podcasts in der Starnberger Schlossberghalle auf Verbrecherjagd - und erleben obendrein eine gewaltige Show.

Von Christian Deussing und Linus Freymark

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: