SZ-Adventskalender:"Wir wurden richtig rausgeekelt"

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Anneliese B. und ihr Mann mussten wegen gestiegener Kosten ihre Münchner Wohnung räumen und leben jetzt im Landkreis Starnberg. Hier kümmert sich die Frau um ihren kranken Partner. Für eine pflegegerechte Ausstattung fehlt allerdings das Geld.

Von Christina Rebhahn-Roither

Anneliese B. und ihr Mann Hans (Namen geändert) sind beide weit über 70 Jahre alt und haben schon viel gemeinsam erlebt. "Ich frag' mich, wie ich das alles durchstehen konnte", sagt Anneliese B. beim Gespräch mit der SZ in ihrer Wohnung. Ihr Mann, der aktuell Pflegestufe vier hat, ist in einem anderen Zimmer, als sie von dessen beruflichen Problemen, der COPD-Erkrankung, einer Herzklappen-Operation, Schlaganfällen, Klinik- und Rehaaufenthalten erzählt.

Anneliese B. selbst plagen Rückenprobleme, ein Arzt habe ihr geraten, es etwas ruhiger angehen zu lassen, doch das sei nicht möglich, sagt die 77 Jahre alte Frau, die zäh wirkt und ihren Mann zu Hause pflegt.

Sein Zuhause hat das Paar seit dem vergangenen Sommer in einer Wohnung im Landkreis Starnberg. Zuvor lebten die beiden in München. Aus der Münchner Wohnung mussten sie jedoch ausziehen. Die Miete war nach einer Sanierung stark erhöht worden. Anneliese B. sagt, sie seien "richtig rausgeekelt" worden. Die jetzige Wohnung ist abgelegen - kein Supermarkt, keine Apotheke ums Eck. Der Kühlschrank in der Wohnung sei alt und funktioniere nicht mehr richtig. Trotzdem sagt die Seniorin: "Wir sind zufrieden." Manchmal bekämen sie Lebensmittellieferungen, die Apotheke bringe Medikamente zu ihnen nach Hause. Auch Ärzte kämen direkt in die Wohnung. Und regelmäßig wird Hans B. auch von einer Atemtherapeutin und einer Physiotherapeutin besucht.

(Foto: SZ)

Die Therapeutinnen zeigen Anneliese B. dann Übungen, die sie täglich mit ihrem Ehemann ausführt. Zum Beispiel übt sie mit ihm, Stufen zu steigen. Frau B. erzählt auch noch von ein paar sehr guten Freunden - die seien ebenfalls "ganz wichtig" in ihrer Situation.

Da Hans B. Pflegestufe vier hat, bezieht das Paar laut Anneliese B. aktuell ein paar hundert Euro, dazu kommen Rente und Grundsicherung. Um die Situation des Ehepaares zu verbessern, vor allem beim Wohnen, machte sich auch eine Wohnberaterin bereits ein Bild der Lage. Im Badezimmer des Ehepaares wurde daraufhin ein Badewannenlift angeschafft. Diesen kann man sich wie einen Stuhl vorstellen, der in der Badewanne per Knopfdruck hochgefahren und abgesenkt werden kann. So können viele mühsame Bewegungsschritte eingespart werden. Wenn Anneliese B. ihrem Mann im Bad hilft, muss sie ihn trotzdem noch oft heben. Danach habe sie Rückenschmerzen, sagt die Seniorin.

Dem Paar fehlt in dem schmalen Badezimmer aktuell noch ein Duschvorhang bei der Badewanne, außerdem wünschen sich die beiden Senioren noch einen Duschhocker, auf den sich Hans B. setzen kann, etwa beim Zähneputzen. Da hilft nun der SZ-Adventskalender finanziell. Es sind noch kleine Anpassungen im Badezimmer nötig - und auch ein neuer Kühlschrank in der Küche würde für Anneliese B. im Pflegealltag zu Hause eine Erleichterung bedeuten.

© SZ vom 08.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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