Starnberg:Mit dem Wassertaxi zur Landesgartenschau

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Die Starnberger Seepromenade soll zentraler Anlaufpunkt für die Landesgarttenschau 2032 werden - sofern die Bewerbung der Stadt auch erfolgreich ist. (Foto: Nila Thiel)

Die Kreisstadt bewirbt sich um die Ausstellung 2032 und sammelt in einem zweiten Online-Workshop kühne bis naheliegende Ideen. Sogar eine Seilbahn steht auf dem Wunschzettel.

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Hoffnung ist groß, der Optimismus nahezu grenzenlos, doch eine Reihe Fragen sind noch ungeklärt: Starnberg möchte zum 120. Geburtstag der Kreisstadt im Jahr 2032 die Landesgartenschau ausrichten und sich mit der prestigeträchtigen Veranstaltung von der besten Seite zeigen. Die Stadtverwaltung hat unter Zuhilfenahme professioneller Büros bereits große Anstrengungen unternommen, damit die Bewerbung, die bis 27. Mai eingereicht sein muss, von Erfolg gekrönt wird. Ausschlaggebend aber sind auch Ideen aus der Bürgerschaft, die das Projekt idealerweise maßgeblich unterstützt. Beim zweiten Landesgartenschau-"Bürgerdialog" am Mittwoch wurde nun der aktuelle Zwischenstand des ambitionierten Vorhabens präsentiert, zudem erhofften sich die Macher weitere Anregungen. Das Echo auf den Ideen-Workshop blieb mit insgesamt 34 Teilnehmern diesmal aber eher verhalten, knapp die Hälfte davon ist ohnehin aktiv ins Vorhaben eingebunden.

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Allen voran Bürgermeister Patrick Janik (CSU, UWG, SPD, BLS) wird dennoch nicht müde zu betonen, dass das Feedback auf die Landesgartenschau "bisher ausgesprochen positiv" und auch "die Stimmung in der Verwaltung exzellent" sei. Geradezu "untypisch für Starnberg" (Janik) ergebe sich im Hinblick auf die Ausstellung, die von April bis Oktober 2032 geplant ist, ein einheitlich positives Meinungsbild. Zwar haben bislang erst rund 300 Unterstützer ihr grundsätzliches Wohlwollen dokumentiert, doch weitere sollen noch hinzukommen: An Infoständen in Bahnhofsnähe und im Internet, aber auch an privaten Gartenzäunen soll weiter die Werbetrommel für die Landschafts- und Blumenschau gerührt werden.

Mit der S-Bahn könnten die Besucher direkt das zentrale Veranstaltungsgelände erreichen

Im Gegensatz zu vielen vorherigen Landesgartenschauen in Bayern würde die Veranstaltung in Starnberg nicht auf nur einem Areal, sondern auf mehreren dezentralen Flächen stattfinden. Kernstück wäre - wenig überraschend - die Seepromenade, die einen unschlagbaren Vorteil aufweist: Potenzielle Besucher würden per S-Bahn direkt auf dem Veranstaltungsgelände landen und den Starnberger See in seiner ganzen Pracht erleben. An Gestaltungsideen an und auf dem Wasser mangelt es nicht: Denkbar sind Seebühne, Wassergarten, künstliche Inseln, Plattformen und schwimmende Elemente, Wassertaxis, zusätzliche Stege, ein Weg über das Wasser zwischen Bucentaurpark und Promenade sowie allgemein verbesserte Seezugänge.

Geschützte Zone: Das Leutstettener Moos entlang der Würm. (Foto: Georgine Treybal)

Ebenfalls aufgehübscht werden soll die Kernstadt durch begrünte Zonen und öffentliche Flächen, die idealerweise barrierefrei und auch für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen nutzbar wären. Weitere Areale, die in den bisherigen Überlegungen eine Rolle spielen, sind Schloss und Schlossgarten, die Almeida-Villa und das Mausoleum in Söcking: Hier könnten Sonderthemen - digital aufbereitet - im Fokus stehen. Das Leutstettener Moos soll auf Anregung von Naturschutzverbänden allerdings mit einer Schutzzone entlang der Würm versehen werden. Alle Areale könnten per Rundweg miteinander verbunden werden. Sogar eine Seilbahn steht auf dem Wunschzettel - auch wenn unklar ist, wo die nun hin soll.

Angesichts des erwarteten Ansturms von Tausenden Besuchern aus aller Welt muss auch ein Mobilitätskonzept in der dauerhaft verkehrsgeplagten Stadt entstehen. Zwar könnte in zehn Jahren der B2-Tunnel bereits freigegeben sein. Doch wo stellen Besucher ihre Fahrzeuge ab? Freie Flächen sind rar in Starnberg. Fußgänger und Radfahrer sollen bevorzugt und der ÖPNV optimiert werden. Weiterhin denkbar: Autonom fahrende Klein- und Shuttlebusse, Fahrrad- und Scooter-Verleih oder launig kommentierte Schiffsfahrten, bei denen auch die Nachbargemeinden am See angesteuert werden sollen und so ebenfalls an der Landesgartenschau beteiligt wären. Als konkrete Anregung aus der Bürgerschaft kamen am Mittwoch Ideen wie extra begrünte Gärten in der ganzen Stadt, Pflanzaktionen, ein Wettbewerb ("Wer läuft die meisten Kilometer?") und die Beteiligung von Schulen und Kitas. Auch separate Action- oder Mitmach-Zonen für Kinder und Jugendliche sind denkbar, Kultur und Gastronomie wären wohl ohnehin beteiligt.

Wer soll das bezahlen? Und spielt auch die Deutsche Bahn mit?

Die wichtigste Frage aber wurde gar nicht gestellt: Was kostet das alles? Auch Bürgermeister Janik bleibt bei diesem Thema vage und spricht von einem niedrigen, zweistelligen Millionenbetrag - wobei bislang unklar ist, wie hoch die staatliche Förderung ausfallen würde. Ebenfalls unklar: Spielt auch die Deutsche Bahn bei der Landesgartenschau mit? Die Verhandlungen zur Seeanbindung laufen noch, laut Janik herrsche beim Staatskonzern aber eine "wohlwollend positive Grundstimmung". Offener Widerstand gegen das Projekt hat sich bislang nicht formiert.

Im April wird der Stadtrat über die Bewerbung beraten, die gegen starke Konkurrenz bestehen muss: Insgesamt 15 weitere bayerische Städte und Gemeinden machen sich derzeit Hoffnung auf eine Landesgartenschau. Die Entscheidung darüber, ob Starnberg den Zuschlag erhält, wird nach dem Besuch einer Jury voraussichtlich diesen Sommer fallen.

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