SZ-Adventskalender:Soziales Kaufhaus braucht Hilfe

Lesezeit: 2 min

Bei Bedürftigen stehen die Second-Hand-Angebote hoch im Kurs, deshalb wäre ein zweiter Transporter gut

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Mit seinem Gehalt auszukommen, ist für Robert Meier (Name von der Redaktion geändert) nicht leicht: Seine Frau und er versuchen es zwar, aber es fehlt oft an allen Ecken und Enden. Meier arbeitet als Fahrer im Sozialkaufhaus Starnberg. Da er jedoch an Diabetes leidet, muss er regelmäßige Pausen einlegen, um etwas zu essen. Deshalb kann er nur halbtags arbeiten. Zwar wird Meiers schmales Einkommen mit Arbeitslosengeld II aufgestockt, aber es reicht trotzdem hinten und vorne nicht, sogar mit der kleinen Rente, die seine Frau bezieht. Als das Auto kaputt ging, konnte er sich die Reparatur nicht leisten. Die beiden leben sehr bescheiden. Zu Weihnachten wünschen sie sich nur, dass ihre Enkelkinder aus Russland zu Besuch kommen können. Die würden sie gerne beschenken, aber das Geld reicht kaum für solche Extras. Und wenn die Zwillinge die weite Reise nach Deutschland zu Oma und Opa machen, bleiben sie meist mehrere Wochen, manchmal sogar bis zu drei Monate. Dann wird es finanziell eng für die Großeltern, denn die Kosten für die Verpflegung für die Kinder kann sich Robert Meier nicht leisten. "Ich würde ihnen so gerne etwas bieten", sagt er.

Tische, Stühle und Kommoden - im Fünfseenland wird viel gespendet: Sascha Köbler, Jörg Straub und Hannelore Breiter kümmern sich um ihre Kunden. (Foto: Arlet Ulfers)

Das Sozialkaufhaus in Starnberg bietet Arbeitsplätze für Leute wie Robert Meier. In dem gemeinnützigen Projekt hat er alle Hände voll zu tun. Mehrmals pro Tag fährt er Möbel zu den Kunden im Landkreis. Das Sozialkaufhaus wird seit 2008 vom Caritasverband betrieben und erfreut sich eines regen Zuspruchs. Hier werden gebrauchte Möbel und Hausrat wiederverwertet und man kann einkaufen zum kleinen Preis. Vom Bügeleisen bis zum Teeservice, vom Küchenherd über Waschmaschine bis zur Wohnzimmereinrichtung: Es sind vorwiegend Rentner, einkommensschwache Familien und Arbeitslosengeld II-Empfänger, aber auch Flüchtlinge, die hier kostengünstig Gebrauchtwaren für Wohnung und Haushalt oder Winterkleidung erwerben. Insbesondere Waschmaschinen, Kleiderschränke und Herrenkleidung suchen die rund 30 Kunden, die durchschnittlich pro Tag in die Räume am Riedenerweg kommen. "Wir haben sogar Stammkunden, die kommen schon seit Jahren", sagt Jörg Straub von der Caritas, der für die Arbeitsanleitung der Sozialkaufhaus-Mitarbeiter zuständig ist.

Bis zu 18 Mitarbeiter sind im Sozialkaufhaus beschäftigt als Fahrer, in der Verwaltung, im Lager oder auch im Verkauf. Für diese Menschen ist das Sozialkaufhaus oft die letzte Hoffnung zu beweisen, was sie können. Hier können sie zudem ihre Fähigkeiten stärken, um endlich wieder in Arbeit zu kommen. Wenn die gebrauchten Möbel nicht selbst von den Spendern gebracht werden, holen sie sie mit dem Transporter ab. Die Bürger spenden viel, durchschnittlich fünf bis sechs Lieferungen werden täglich ins Sozialkaufhaus gebracht. Da die Kunden, die im Sozialkaufhaus einkaufen in der Regel kein Auto haben, bringen die Mitarbeiter größere Einkäufe, wie Möbel oder Elektrogeräte, zu ihnen nach Hause. Für notwendige Umbauten oder Anschlüsse werden örtliche Handwerksbetriebe beauftragt. "Wir sind kein Gewerbe", stellt der Initiator des Projekts, Caritas-Kreisgeschäftsführer Max Gerl klar. Die Zusammenarbeit mit den Handwerksbetrieben ist aber wiederum eine Chance für die Beschäftigten des Sozialkaufhauses, denn sie kommen in Kontakt zu potenziellen Arbeitgebern. Es ist quasi eine "Win-Win-Situation" für alle.

Unglücklicherweise sind kürzlich beide Lieferfahrzeuge kaputt gegangen. Ein Ersatzfahrzeug wurde schon angeschafft. Für einen zweiten Transporter aber reicht das Geld nicht mehr. Es fehlen noch 5000 Euro, die mit den Spenden aus dem SZ-Adventskalender finanziert werden könnten. Und Robert Meier könnten schon 300 Euro helfen, um seine Enkelkinder zu unterstützen.

© SZ vom 19.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: