125. Todestag von Kaiserin Elisabeth:Und zum Nachtisch Veilcheneis

Lesezeit: 3 min

Claudia Wagner weiß viel über Leben und Tod von Sisi zu erzählen. (Foto: Georgine Treybal)

Bei einem Dinner im Starnberger Hotel "Vier Jahreszeiten" werden die Leibspeisen von Kaiserin "Sisi" kredenzt. Allerdings ist unklar, was die Monarchin tatsächlich aß - immerhin hielt sie einen strengen Diätplan.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Die österreichische Kaiserin Elisabeth liebte Veilcheneis. Es war also nicht verwunderlich, dass am Sonntag zum Sisi-Dinner im Starnberger Hotel Vier Jahreszeiten diese Eissorte zur Nachspeise serviert wurde. Allerdings war es eine schmackhaftere Variante als das Originalrezept der Kaiserin, das aus gefrorenem Wasser mit Veilchengeschmack bestand.

Denn Sisi hielt einen strengen Diätplan ein, in dem auch das Veilcheneis ein fester Bestandteil war. Ebenfalls zur Diät gehörte neben Orangen und Kefir unter anderem auch Fleischsaft, der mit einer Art Mostpresse aus Ochsen- oder Kalbfleisch hergestellt wurde. "Dem Hotel Vier Jahreszeiten müssen wir durchaus dankbar sein, dass sie sich nicht für Fleischsaft entschieden haben, sondern für Rinderkraftbrühe", witzelte die Starnberger Kunsthistorikerin Claudia Wagner, die zwischen den Menü-Gängen viel Wissenswertes über die österreichische Kaiserin vermittelte. Diese hatte auf Schloss Possenhofen ihre Jugendjahre verbracht.

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Zum 125. Todestag der Kaiserin hatten die Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg (GWT) und das Hotel Vier Jahreszeiten Starnberg zu diesem Event eingeladen. Nach Angaben von GWT-Tourismuschef Werner Schmid sind die Reservierungen zunächst schleppend eingegangen. Doch das mochte der Ferienzeit geschuldet gewesen sein - oder der Tatsache, dass der Menü-Preis von 89 Euro nicht gerade ein Schnäppchen war. Am Ende sind dann doch 42 Besucher gekommen und diese waren rundum begeistert. Sogar Sisi-Kenner Schmid räumte ein, dass er an diesem Abend vieles erfahren hat, was er bis dahin noch nicht wusste.

Als sich der österreichische Kaiser Franz-Joseph in Sisi verliebte, war sie 15 Jahre alt und auch für die damalige Zeit noch zu jung zum Heiraten. Doch einem Kaiser gibt man keinen Korb, hieß es damals. Während es für Franz-Joseph wohl Liebe auf den ersten Blick gewesen sein soll, zeigte sich Sisi von Anfang an skeptisch. "Ich hab den Kaiser schon recht lieb, wenn er nur kein Kaiser wär", zitierte Wagner die Kaiserin.

Zum Nachtisch gab es Joghurt-Kirschschnitte - selbstverständlich mit Veilcheneis. (Foto: Georgine Treybal)

Als die junge Kaiserin mit 16 Jahren ganz romantisch in einer goldenen Kutsche in der Wiener Hofburg ankam, schrieb sie ein Gedicht, in dem es heißt: "Ich bin erwacht in einem Kerker und Fesseln sind in meiner Hand". Auch von der Ehe hielt sie nicht viel. "Die Ehe ist eine widersinnige Einrichtung", zitierte Wagner die Kaiserin. "Als 15-jähriges Kind tut man einen Schwur, den man 30 Jahre nicht mehr lösen kann." Sisi versuchte bei jeder Gelegenheit, dem Hof zu entkommen und machte ausgedehnte Reisen, beispielsweise nach Madeira.

Während ihres Aufenthalts auf der portugiesischen Insel wurde der Kaiserin mit Steinpilz gefüllte Perlhuhn-Brust an Madeirarahmsoße serviert. Auch im Vier Jahreszeiten wurde das Originalrezept gereicht. Und einige Gäste fragten sich, wie in Zeiten, als es noch keine Kühlung gab, Perlhühner aus Afrika nach Madeira gekommen waren. Andere überlegten, ob sich Sisi bei ihrem Diätwahn tatsächlich so schmackhaftes Essen gönnte. Laut Wagner wurden die wohlschmeckenden Speisen aber wohl eher Sisis Gästen serviert.

Sisi galt als eine der schönsten Frauen Europas. Sie konzentrierte sich daher auf ihr Aussehen und verfiel in einem Schönheitswahn. Bei einer Größe von 1,72 Metern wog sie gerade mal 45 Kilo und hatte eine Taillenweite von 45 Zentimetern. Um ihr Gewicht zu halten, betrieb sie einen enormen Aufwand. Sie hielt nicht nur eine strenge Diät ein, sie hatte auch einen ausgeprägten Bewegungsdrang und machte exzessiv Sport. Wenn sie im Hotel Strauch (heute Hotel Kaiserin Elisabeth) in Feldafing logierte, ging sie nicht selten zu Fuß bis nach Andechs. Jeden Morgen wurden zwei Stunden für das Frisieren ihrer langen, dichten Haarpracht benötigt.

Laut Wagner wurden ihre Haare alle zehn Tage mit Ei und Cognac gewaschen und dann stundenlang auf einer Art Wäscheständer zum Trocknen ausgebreitet. Wie Wagner berichtete, hatte sie nach mehreren Schicksalsschlägen offenbar keinen Lebenswillen mehr. Daher fuhr sie in die Schweiz, obwohl sie eindringlich vor möglichen Anschlägen gewarnt wurde. Dort fiel sie am 10. September 1898 einem Attentat zum Opfer. Die GWT hat übrigens bei der Starnberger Eiswerkstatt angeregt, ein Veilcheneis herzustellen. Natürlich trägt es den Namen Sisi-Eis.

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