Leben in Starnberg:Seniorentreff sucht Sponsoren

Lesezeit: 3 min

Bei der Infoveranstaltung mit Jan-Peter Schacht war das katholische Pfarrzentrum in Starnberg gesteckt voll. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die bei älteren Menschen aus dem ganzen Landkreis sehr beliebte Einrichtung hat finanzielle Probleme. Sollten sich keine neuen Geldgeber finden, muss der Betrieb 2027 womöglich eingestellt werden.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Die gute Nachricht zuerst: Die Zukunft des Starnberger Seniorentreffs ist bis zum Jahr 2027 gesichert. So lange wird die Stadt ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen. Danach klafft aber eine große Finanzierungslücke. Weitere Zuschüsse hat die Stadt gestrichen und die Diözese Augsburg wird ihre finanzielle Unterstützung ebenfalls um 17 Prozent kürzen. Das besorgt die Senioren enorm, wie eine Informationsveranstaltung am Mittwoch zeigte. Der Saal im katholischen Pfarrzentrum reichte nicht aus, sogar im Foyer herrschte drängende Enge.

Der Seniorentreff wurde vor 35 Jahren von der Stadt Starnberg gegründet, Träger ist die Caritas. 2011 ist die Einrichtung in das Gebäude der Ilse-Kubaschewski-Stiftung umgezogen, weil sie schon damals aus allen Nähten platzte. Im Seniorentreff finden jährlich rund 15 000 Begegnungen statt. Mehr als 40 Prozent der etwa 1000 Besucher pro Jahr kommen aus den anderen Landkreisgemeinden. Seit 30 Jahren wird die Einrichtung von Helmut Kilian geleitet, der aber Mitte des Jahres aufhört. Zwar gibt es bereits eine Nachfolgerin. Sie konnte aber bislang nicht eingestellt werden, weil die Personalkosten nicht gesichert sind.

Kilian bringt die zahlreichen Kurse im Bereich Fremdsprachen, Computer, Kultur, die Ausflüge und die Beratungen unter einen Hut. Die Kurse werden überwiegend ehrenamtlich von Senioren für Senioren angeboten, doch es gibt auch zahlreiche hauptamtliche Kursleiter. Ihr Honorar kann sich die Einrichtung nicht mehr leisten. Nun sollen die Kurse zu 100 Prozent von Ehrenamtlichen übernommen, beziehungsweise die Gebühren erhöht werden. Der Mittagstisch sowie das Café sollen künftig nicht mehr über die Bücher des Seniorentreffs laufen, sondern direkt mit der Metzgerei Scholler, die das Essen liefert, abgerechnet werden.

Insgesamt beläuft sich der jährliche Etat auf 430 000 Euro. Davon muss die Einrichtung laut Jan-Peter Schacht, dem Vorsitzenden des Caritasverbands Starnberg, 244 000 Euro selbst finanzieren. Bislang habe die Diözese jedes Jahr die Verluste ausgeglichen, doch das sei nun nicht mehr der Fall, so Schacht. Seine Anfrage für einen Zuschuss in Höhe von 75 000 Euro sei bei der Stadt abgelehnt worden. Starnbergs Dritte Bürgermeisterin Christiane Falk warb um Verständnis. Das Problem sei, dass die Stadt finanziell klamm sei und alle freiwilligen Leistungen auf nunmehr 60 Prozent gekürzt habe. Immerhin bezahle die Stadt die Miete in Höhe von 80 000 Euro bis Ende 2026. Insgesamt werde die Einrichtung also mit jährlich 106 000 Euro unterstützt, betonte sie.

Schacht hat reiche Bürger angeschrieben und direkt um Spenden gebeten

Ob Energie-, Personal- oder Sachkosten: Wie überall, ist auch beim Seniorentreff alles teurer geworden. Wie Schacht betonte, wird er alles daransetzen, das Angebot aufrechtzuerhalten. Mittel- und langfristig jedoch kann die äußerst beliebte Einrichtung nur weiter bestehen, wenn sich Spender und Sponsoren finden, die die Finanzierungslücke abdecken. Zudem soll umstrukturiert werden. So soll beispielsweise die Caritas-Geschäftsleitung in die Räume des Seniorentreffs einziehen. Dadurch entstehen Synergieeffekte beim Personal. Kreisgeschäftsführer Ulrich Walleitner rechnet mit einer Ersparnis von 25 000 Euro. Allerdings erwartet er weitere Zuschusskürzungen durch Stadt und Diözese. Daher wolle er nicht bis 2026 warten, sondern schon jetzt Sparpläne erarbeiten. "Wir müssen ein paar Anpassungen vornehmen", erklärte er, beispielsweise durch Erhöhung der Gebühren.

Schacht hat bereits alles versucht, um an Geld zu kommen. Vor dem Hintergrund, dass im Landkreis Starnberg 121 Millionäre pro 100 000 Einwohner leben, hat er sogar Spendenaufrufe an reiche Landkreisbürger versandt. Das brachte der Caritas 3500 Euro im Jahr 2022 ein, im vergangenen Jahr gar nichts mehr. Den Landkreis sowie die Nachbargemeinden hat der Vorsitzende ebenfalls um Unterstützung gebeten. Bis auf die Gemeinden Berg und Pöcking haben alle anderen Kommunen einen Zuschuss abgelehnt. Nun bat Schacht alle Nicht-Starnberger, sich zu engagieren und selbst bei ihren Gemeinden vorstellig zu werden.

Eine Besucherin aus Gauting kündigte an, sie werde eventuell Unterschriften sammeln und im Rathaus persönlich um Zuschüsse werben. Auch die evangelische Kirchengemeinde könnte nach Ansicht eines Besuchers mit ins Boot geholt werden. Ein unkonventioneller Vorschlag war, aus der Kirche auszutreten und die Kirchensteuer direkt an den Seniorentreff zu überweisen. Der Förderkreisvorsitzende Uwe Rupprecht sagte ebenfalls seine Unterstützung zu und warb um neue Mitglieder.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Fünfseen-Filmfestival in Starnberg
:"Wenn man ein Leuchtturmprojekt haben will, muss man es fördern"

Weil Städte und Gemeinden sparen müssen, könnten Festivalleiter Matthias Helwig bis zu 30 000 Euro Fördergeld fehlen. Ein Gespräch über die Bedeutung von Dampferfahrten, den Effekt von Filmfestivals für die Kinobranche und den Stellenwert von Kultur in der Politik.

Interview von Linus Freymark

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: