Seebad in Starnberg:Geteilte Ansichten auf nackte Tatsachen

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Von der Terrasse des Seebads blickt man direkt auf die Wiese für die Gäste der neuen Saunalandschaft. (Foto: Nila Thiel)

Besucher sind überrascht, dass die Terrasse des Restaurants "Strandhouse" Blicke in die Sauna erlaubt. Der Pächter spricht sich jedoch gegen einen Sichtschutz aus.

Von Peter Haacke, Starnberg

Mit einem Kuriosum wartet das Starnberger Seebad auf: Von der Terrasse des Lokals im ersten Stock, aber auch vom benachbarten Steg im Freibadgelände aus, herrscht freie Sicht auf den Bereich der drei neuen Saunahütten im Seeuferbereich. Das Echo darauf fällt zwiespältig aus. Einige Saunagäste stören sich daran, betrachtet werden zu können, anderen hingegen ist es egal.

Doch auch bei den Gästen des Restaurants "Strandhouse" scheinen die Meinungen auseinander zu gehen: Bei Stadträtin Angelika Kammerl (Parteifreie), die eine Nachbesserung des Sichtschutzes in Form einer Pergola fordert, haben sich Beschwerden darüber gesammelt, dass man zum Essen auch noch nackte Tatsachen außerhalb des Lokals serviert bekommt. Und manche Eltern bangen gar um das Seelenheil ihrer Kinder beim ungewollten Anblick entblößter Menschen.

Bei "Strandhouse"-Pächter Frank Kunzlmann, der neben dem Restaurant auch den Seebad-Kiosk sowie künftig das geplante Lokal im so genannten Bürgerpark betreibt, soll sich bislang noch keiner seiner Restaurantgäste beschwert haben. "So dramatisch ist das jetzt auch nicht", meint er. "Mich persönlich stört es nicht, ich schau' einfach nicht hin." Auch von seinen Angestellten habe er noch keine negative Rückmeldungen zum Blick in den Saunabereich erhalten.

Seebad in Starnberg
:Restaurant-Terrasse mit Ausblick auf die Nackerten

Wer im Lokal "Strandhouse" speist und auf die Sauna-Hütten schaut, sieht mehr als den Starnberger See und die Berge. Eine Stadträtin moniert die Fehlplanung.

Von Peter Haacke

Gleichwohl ärgert ihn jedoch der Umstand, dass "Starnberg immer den Hang dazu hat, alles schlecht zu reden". Kunzlmann glaubt, dass es "wahrscheinlich auch keine Lösung gibt". Denn ein Sichtschutz auf der Terrasse seines Lokals würde den Blick auf See und Berge vollends versperren - und damit seinen Betrieb womöglich ruinieren. "Dann kann ich zumachen", sagt er. Und auch eine Holzpagode im Bereich der Saunahütten, wie sie Kammerl fordert, sieht er mit Skepsis. Der Gastronom wirft jedoch mit Blick auf den Stadtrat die unbeantwortete Frage auf: "Wer ist denn dafür verantwortlich?"

Stadträtin Kammerl spricht unverhohlen von "Fehlplanung". Von der Stadtverwaltung im Starnberger Rathaus gab es auf SZ-Anfrage bislang keine Antwort. Bürgermeisterin Eva John lobte den Entwurf der Münchner Architektin Anne Hueges bei der Eröffnung im August 2018 als "Quantensprung". Ob der nun nachgebessert wird, ist unklar. Kunzlmann dagegen meint: "Es ist, wie es ist."

© SZ vom 10.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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