Starnberg:Aus Schindler Delikatessen wird Käfer

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Inhaberin Brigitte Irmer (links) gibt den Starnberger Laden Delikatessen Schindler ab, in dem sie ihr halbes Leben lang gearbeitet hat. Das Bild zeigt sie mit den Mitarbeiterinnen (v.l.) Claudia Gilson und Monika Rau - die beiden werden bleiben. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Feinkostladen mit jahrzehntelanger Tradition wird von dem Unternehmen mit Sitz in Vaterstetten übernommen.

Von Linus Freymark, Starnberg

Nun ist also Schluss. Wobei, so ganz stimmt das nicht, es geht ja weiter, nur eben anders. Nach 88 Jahren in Familienbesitz wechselt das Delikatessengeschäft in der denkmalgeschützten Villa an der Maximilanstraße 1 in Starnberg den Besitzer: Inhaberin Brigitte Irmer gibt den Laden aus Altersgründen auf. Ihre "Lebensarbeitszeit", wie Irmer es nennt, neige sich nun, mit 71 Jahren, dem Ende entgegen. Und so hat sich Irmer dazu entschlossen, den Laden abzugeben, in dem sie seit mehr als einem halben Jahrhundert arbeitet. Im Sommer eröffnet die Käfer-Gruppe dort dann eine Filiale. Irmer ist die Entscheidung nicht leicht gefallen, sie hat ja mehr als ihr halbes Leben lang in dem Geschäft gearbeitet. Aber nun ist sie der Überzeugung: "Das war der richtige Entschluss."

Das Geschäft hat mehr als 100 Jahre Tradition. 1906, das Königreich Bayern stand unter der Regentschaft von Prinzregent Luitpold, gründete Theodor Hierneis an der Starnberger Maximilianstraße das "Ladengeschäft für Feine Kost". Hierneis kam sozusagen vom Fach, hatte er doch einige Zeit als Hofkoch für den Märchenkönig Ludwig II. gearbeitet. 1934 schließlich erwarben die heutigen Namensgeber Guido und Frieda Schindler das Geschäft. 1958 übernahm deren Tochter Ilse gemeinsam mit ihrem Mann Rudolf Schweighardt. Einige Zeit später, in den auslaufenden Sechzigerjahren begann auch deren Tochter Brigitte mitzuhelfen, die Spezialitäten an die Kunden zu verkaufen. Seit 1978 ist Brigitte Irmer nun die Inhaberin des Ladens. Seitdem, so sagt sie nicht ohne Stolz, "sind wir ständig gewachsen".

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Und der Laden hat sich weiterentwickelt. Die Leute gehen längst nicht mehr nur ins Feinkostgeschäft, um Kaviar oder Trüffel zu kaufen. Heute gibt es neben der Delikatessen-Abteilung auch einen Lieferservice: Mit dem Angebot "Schindler liefert" hat man sich zudem an die seit der Pandemie noch einmal gewachsene Liebe der Verbraucher für Lieferservices angepasst: Nicht nur Schafskäse aus Korsika bringt Irmers Laden nun zu den Kunden, auch marinierten Oktopus, Tafelspitzsalat und fertige Gerichte von der Theke kann man sich nach Hause kommen lassen.

Bis zum 16. April noch geht der reguläre Verkauf in dem Laden mit mehr als einem Jahrhundert Tradition weiter. In der Woche nach Ostern soll es mehrere Rabattaktionen geben, dann eine letzte Inventur - und danach wird erstmal umgebaut. Der neue Eigentümer möchte wieder ein Bistro und eine Außengastronomie etablieren, zuletzt war das den Pandemie-Vorgaben zum Opfer gefallen. Auch sonst wird sich das Sortiment ein wenig verändern. Doch nicht alles ist im Wandel: Einige von Irmers langjährigen Mitarbeiterinnen werden bleiben, unter anderem mit Claudia Gilson und Monika Rau bleiben den Kunden bekannte Gesichter im Verkaufsraum erhalten. Käfer hätte auch alle anderen Mitarbeitenden übernommen, doch nicht alle wollten bleiben. Brigitte Irmer jedenfalls blickt positiv in die Zukunft ihres Geschäfts, das sie mehr als 40 Jahre lang geleitet hat. "Ich finde, es ist eine gute Lösung, dass es mit dem Feinkostladen weitergeht", sagt sie.

Und gerade in Starnberg braucht man solche Geschäfte ja auch.

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